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Violett ist erst der Anfang

Violett ist erst der Anfang

Titel: Violett ist erst der Anfang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Hueller
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Jackentasche. Jule stöhnte auf, hielt sich die Ohren zu und biss ins Polster. Bogacz, überdenk pronto deinen Klingelton. Das ist ein Trennungsgrund! Der DJ verstummte, und stattdessen ertönte Ewas Stimme. Ach herrje, polnisches Kauderwelsch. Wen mochte sie nur an der Strippe haben? War ja anscheinend äußerst dringend. Ihre Schauspielagentur mit einer wichtigen Mitteilung? In Jules Hirn reimte sich sogleich Text zusammen und sie übersetzte im Stillen.
    Wie? Ein Vorsprechen? Morgen? Für einen Rosamunde Pilcher? Weibliche Hauptrolle? Ey, ne sorry, bin gerade Violett …
    Oder: Ich will nicht auf den Rentnerkutter. Soll sich wer anders auf dem Traumschiff in der Karibik verlieben, mein Paradies ist hier, bei Jule.
    Schöne Vorstellung. Nur Polnisch passte nicht ins Bild. Also ein Anruf von der Familie?
    Mama, es geht mir gut. Seit heute bin ich mit einer Frau zusammen, die legt mich gerade flach. Quatschen wir nächste Woche?
    Herrlich. Jule kuschelte sich gegen das Couchpolster. Ewa gehörte ihr. Ein komplettes Wochenende lang, genügend Zeit für Experimente. Drei, zwei, eins, mein’s.
    Irgendwann legte Ewa schließlich auf. Jule frohlockte, Jule schluckte. Autsch. Sah extrem unschön aus, diese Sorgenfalte auf Ewas Stirn. »Was ist, Süße? Schlechte Nachrichten?«
    »Das war Alicja.«
    »Äh … Aha!?«
    Ewa kaute an ihrem Daumen. »Meine beste Freundin. Aus Hamburg. Mein Hund ist gerade bei ihr.«
    »Dein Hund?« Jule verrutschte die Tonlage. »Welcher Hund?«
    »Mischling. Voll süß.«
    Wie das Frauchen? »Aber warum? Ich meine, warum in Hamburg?«
    »Weil wir fast die ganze Woche am Set verbringen? Ich kann ihn doch so lange nicht allein in der WG lassen.«
    Ne. Schon gar nicht in der Obhut von der Ich-stöhne-euch-alleins-Verderben-Tanja. »Kapiert. Und? Was wollte diese Alischija?«
    »Alicja. Irgendwas stimmt da nicht. Mein Kleiner rührt sein Futter nicht mehr an. Und seit heute schnauft er so komisch. Richtig heftig, meint sie. Sie macht sich wirklich ernsthaft Sorgen und …«
    »Verstehe.« Jule nickte leicht. »Du dir jetzt auch, stimmt’s?«
    »Natürlich! Ey, das ist mein Hund, Jule. Mein Ein und Alles! Ich lieb den Kleinen total, er fehlt mir jeden Tag und … ach, verdammt!« Tränen sammelten sich in Ewas Augen.
    »Also willst du nach Hamburg. Auf der Stelle.«
    »Jule, habe ich eine Wahl?« Aufgebracht fuhr sich Frau B. durchs Haar und, schwupp, rutschte das Handtuch von ihrem Körper.
    Lösch mir die Augen aus, ich kann dich sehen … Oh Göttin der Versuchung. Wie vom Donner gerührt, vom Blitz getroffen, starrte Jule auf ihre hüllenlose Freundin. Heiß schoss das Blut in ihre Wangen. Diese Brüste, der Bauch, so einladend weich, das feminine Becken und … »Du bist wunderschön, Ewa«, flüsterte Jule und ein ergriffenes Beben mischte sich in ihre Stimme.
    Das bezaubernde Opfer ihrer Begierde atmete heftig. Hin und hergerissen schwankte Ewas Blick zwischen dem Handtuch am Boden und Jule. »Ne, also … ne jetzt, Jule«, sagte sie schließlich. »Ich kann das nicht, wenn mein Kleiner da gerade …« Nervös kaute der Zwerg weiter am Finger.
    Vor die Hunde geht, ergänzte Jule im Stillen. Sie seufzte. »Ich brauche in etwa zwanzig Minuten.«
    »Wie jetzt?«, kam überrascht von Ewa.
    »Dann hab ich mich umgezogen, gepackt, und wir können los.«
    »Du … kommst mit?«
    Schweitzer, bist du irre? »Was glaubst du denn?«, sprudelte es aus Jule heraus. »Mag sein, dass wir nur probehalber Dings sind, Violett, und nur vorrübergehend ein Paar. Aber aktuell, in diesem Moment bist du meine Freundin, und es gehört sich einfach, dass ich dich nicht alleine lasse, wenn es dir schlecht geht und …«
    »Jule, du bist … wundervoll.«
    Jep. Außerdem muss ich dir einen Knutschfleck machen, sonst hält mich Susan am Montag für eine Lusche.
    Ewa hob das Handtuch auf. »Ich zieh mir fix was an, äh …«
    »Badezimmer. Alles frisch im Trockner. Und sollten deine Klamotten noch nicht fertig sein, borge ich dir was.«
    Ewa lachte auf. »Sehr witzig, Jule. Ey, sollte ich jemals in deine Hosen passen, dann heule ich vor Glück drei Tage am Stück.« Schnell verschwand sie im Bad.
    Jule verzog sich ins Schlafzimmer, streifte das Etuikleid ab, kickte die Pumps in eine Ecke und verpackte sich neu in einen dunklen Wickelpulli und Röhrenjeans. Von Kontaktlinsen wechselte sie auf Brille, pustete wehmütig die Kerzen aus und schnürte ihre Lederstiefel zu, als Ewa ihren Kopf ins Zimmer steckte.
    »Sag mal,

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