Violett ist erst der Anfang
entsetzlich leid.«
»Hey, Susan hat uns rausgeboxt. Mach dir keinen Kopf.«
»Bist du dir sicher, dass du dieses Frau-Frau-Ding mit mir ausprobieren willst? Ausgerechnet mit mir? Ey, seit wir zusammen sind, stelle ich mich an wie ein Volldepp. Ich bin eine Fehlbesetzung, garantiert. Susan hat dagegen Erfahrung. Die könnte dir bestimmt zeigen, wie …«
»Jule, wenn Violett, dann nur mit dir. Keine Diskussion.« Frau B. nahm verstohlen ihre Hand. »Wir sind ein Paar und sortieren uns die nächsten zwei Tage. Wir gewöhnen uns an die neue Situation, probieren alles aus, und gucken, was kommt. Wie Susan gesagt hat. Klang vernünftig.«
»Heißt übersetzt: Das ganze Wochenende lang Sex bei mir?«
»Was spricht dagegen?«
»Äh, grundsätzlich nichts, aber …« Sex bei ihr. In ihrer Wohnung.
»Oh-oder, willst du, dass wir damit noch warten? Sorry, ich dachte nur, weil wir heute Morgen in der Küche schon fast, also … Hey Jule, ist okay. Kein Stress. War nur so eine Idee.«
»Wir brauchen Milch.«
»Was?«
»Für den Kaffee morgens. Leerer Kühlschrank. Lass mich vorher noch fix einkaufen, Süße. Und dann können wir …«
Erleichtert atmete Ewa auf. »Puh. Für einen Moment dachte ich wirklich, du machst einen Rückzieher.«
»Kannst es wohl kaum erwarten, mich nackt zu sehen, was?« Jule grinste breit und knuffte dem Zwerg dezent in die Seite.
Ewas Ohren glühten. »Na ja. Überleg mal, wie viel Theater wir schon wegen diesem Frau-Frau-Ding hatten. Ich will das endlich ausprobieren, verdammt. Wissen, ob mir das gefällt. Du nicht?«
»Okay. Somit heute Abend Showtime? Um neun, bei mir?« Deal. Aufgeladen wie zwei Glühwürmchen strahlten sie sich an. So unauffällig wie möglich schob sich Jule an Ewas Ohr und flüsterte: »Und schon mal so, als kleiner Schweitzer-Sexspoiler. Ich mache fantastische Knutschflecke.«
KAPITEL 9
Die Vorbereitungen zum ersten Akt liefen auf Hochtouren. Immer wieder ging Jule geistig die Checkliste durch. Das Bett war frisch bezogen, ihre Beine waren frisch rasiert, Norah Jones säuselte aus der Stereoanlage im Wohnzimmer und war auf Endlosschleife programmiert. Im Feinkostladen um die Ecke hatte Jule Antipasti geshoppt, dazu Früchte und natürlich einen edlen Tropfen. Verführung mit Weintrauben, geteilte Erdbeeren auf der Zunge, Champagner aus dem Bauchnabel – hach. Das konnte als Zwischengang eine prickelnde Angelegenheit werden. Oder eine ziemliche Sauerei. Egal. Passt auch zum Motto des Abends. Jetzt musste sie nur noch den Ausschalter für ihren Kopf finden. Wie bei einem Kanzlerduell hatten sich da zwei Parteien in der Wolle. Pro gegen Kontra, in einer Tour. Jule, dich hat es erwischt, genieß es. Summend tänzelte sie zwei Gläser ins Wohnzimmer, drapierte sie neben der Obstschale und naschte eine Weintraube. Jule, das ist eine Frau. Eine Frau! Vergiss das nicht. Sie schluckte schwer. Na und? Es ist Ewa und die ist nett. Sie seufzte. Mensch, du kennst sie doch gar nicht. Hektisch wuselte sie ins Schlafzimmer und fegte die Rosenblätter vom Laken, stimmt, too much. Gut so. Und jetzt mach einen Rückzieher bei der Polin, bevor es zu spät ist. Unschlüssig drehte Jule das iPhone in ihren Fingern hin und her. Ach Mist. Sie hatte ja noch nicht einmal Ewas Handynummer. Siehst du, Jule? Das geht alles viel zu schnell. – Unsinn, Jule, das ist ein Zeichen. Kein Rückzieher! Sie kramte eine verstaubte Kiste unter dem Bett hervor, nahm Teelichter heraus und verteilte sie großzügig in allen Winkeln. Was wird das, Jule? Machst du jetzt treudoof eine Welle wie damals bei … - Fresse! Trotzig ratschte sie ein Streichholz an und entzündete die Kerzen. Perfekt, Jule. Ruhig Blut, das wird.
Ein Piepen ließ sie aufhorchen. Waschmaschine, glatt verdrängt. Jule fischte Ewas Klamotten aus der Trommel und stopfte sie in den Trockner. Klappe zu, einmal schranktrocken, und Start. So, bald hatte das Chaoskind wieder was Frisches zum Anziehen. Und bekam den Snoopy-String zurück. Überglücklich hatte sich Jule aus dieser unwürdigen Verpackung gepellt und sie gegen einen reiferen Look getauscht. Schwarz. Spitze. Prüfend sah Jule an sich herab. Der weinrote Stoff schillerte, und das kurze Etuikleid schmiegte sich wie eine zweite Haut an jede Rundung ihres trainierten Körpers. Zudem brachte der tiefe V-Ausschnitt ihre Brüste hervorragend zur Geltung. Wenn du meinst, Schweitzer. Wo nichts ist, kann auch nichts … - Schnauze! Da, endlich, die Türklingel. In ihrem Hirn
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