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Violett ist erst der Anfang

Violett ist erst der Anfang

Titel: Violett ist erst der Anfang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Hueller
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hasse Olifven!« Spuck. Da schoss die grüne Kugel auch schon aus Ewas Mund, direkt gegen die wippenden Duftbäume.
    Rums, und Jule schleuderte spontan gegen die Armatur, als Frau B. abrupt in die Eisen stieg.
    »Du hast hier Überholverbot, du Drecksbrummi!«
    Wie eine Oase in der Wüste tauchte in diesem Moment eine beleuchtete Raststätte an der Seite auf. »Halt an hier. Sofort!«, brüllte Jule. Fast hätte sie Ewa ins Lenkrad gegriffen.
    Doch zum Glück folgte Miss Bleifuß ohne Nachhilfe, riss das Lenkrad herum und kreuzte tollkühn drei Spuren auf einmal. Die Klapperkiste bekam gerade noch so die Abfahrt, schlingerte mit Karacho an der Tanke vorbei und hielt mit quietschenden Reifen auf dem angrenzenden Parkplatz. Aufgebracht raffte Jule ihre Handtasche aus dem Fußraum und öffnete die Tür.
    »Was hast du …«, setzte Ewa an, verstummte, als Jule ihr einen lodernden Blick entgegenfeuerte.
    »Kein Wort, Bogacz! Oder ich vergess mich«, fauchte Jule, warf ihre Haare in den Nacken und rauschte bebend aus dem Wagen.
    Wenig später stolzierte Jule im Stechschritt aus der Tankstelle. Bewaffnet. Mit einer weißen Plastiktüte. Auf dem Parkplatz tigerte Ewa um den Golf und kickte Kiesel in die Nacht.
    Sie blickte auf. »Jule, was …«
    »Chips, Flips, noch ein bisschen Knabberkram, Gummibärchen, Marshmallows und ein paar Tafeln Schoki«, zählte Jule angepisst auf und ihre Stimme zitterte dabei. »Hab ich irgendwas vergessen, Bogacz?«
    Ewa schluckte und schwieg.
    »Ach so, zwei Dosen Engergieplörre sind auch noch drin. Außerdem Kekse. Einmal mit Schoko, einmal mit Nüssen, einmal ohne alles. Und drei so labbrige Sandwiches. Käse, Thunfisch, Pute. Nur so prophylaktisch, für den extrem wahrscheinlichen Fall, dass du in fünf Kilometern wieder deine Wünsche änderst, ganz spontan!«
    »Jule …«
    »Und solltest du uns nicht gleich stürmisch an irgendeiner Leitplanke zu Tode schreddern: nächster McDonalds in 20 Kilometern, Burger King in 50. Und der Tankstellentyp meinte, da wäre dann auch ein Pizza Hut, direkt um die Ecke. Vielleicht haben die da ja heute All-you-can-eat!«
    »Jule …«
    »Ich bin noch nicht fertig, Fräulein!« Ruppig drückte sie Ewa die pralle Tüte in die Hand. Dann riss sie die Autotür auf, rupfte die Duftbäume vom Spiegel, krallte sich den vollen Aschenbecher, dazu diverse Papiertüten, trug alles zum Mülleimer, und versenkte die Luftverpester in der Tonne. Danach stolzierte sie wieder zurück, zerrte ein Deo aus ihrer Handtasche und pffft, nebelte sie eine ordentliche Ladung in den Wagen. Es ist vollbracht …
    »Jule …«
    Sie fuhr herum. »Was?«
    »Es tut mir … leid.« Zerknirscht griff Ewa nach ihrer Hand.
    Unglaublich, aber wahr: Kaum berührte der Zwerg liebevoll ihre Finger, verpuffte der gesamte Groll. Himmel, was macht diese Frau mit mir? Mit scheu gesenktem Haupt kuschelte sich Jule an ihre Süße und ließ ihre Stirn erschöpft gegen Ewas sinken.
    »Ich wollte dich nicht nerven.« Ewas Stimme klang noch immer mächtig kleinlaut.
    »Und ich … wollte dich nicht anfahren.« Schuldbewusst kaute Jule auf ihre Unterlippe.
    »Es ist … nur alles … ein bisschen …«
    »Ein bisschen viel heute? Weiß ich doch, Süße. Mensch, deinem Hund geht es nicht gut, und ich Dooftante will noch Text pauken. Echt, es tut mir leid. Ich hätte nur so gerne den Abend mit dir verbracht. Bei mir.«
    »Ich weiß, Jule. Ich ja auch, aber …«
    Auf einmal ging ein Ruck durch Jule. Dieser bedröppelt dreinblickende Zwerg mit hängenden Schultern rührte einfach, den konnte sie nicht so stehen lassen. »Wir schaffen das. Okay?«
    Ewa nickte leicht. »Irgendwie … bestimmt.«
    Stumm sahen sie sich an. Verstohlen schielte Jule auf Ewas Lippen, und auch Ewas Knopfaugen klebten an Jules Mund und … hach, schon schlangen sie die Arme umeinander, sehnsüchtig, und wie von selbst fanden sich ihre Lippen. Mal kurz die Welt anhalten, knutschen, wie wunderbar. Ewas Hände streichelten über ihren Rücken, Jules Finger wuschelten durch blonde, weiche Fransen und …
    »Yeah, mehr Zunge«, schallte es grölend zu ihnen herüber.
    Ihre Köpfe fuhren auseinander, Jule blicke sich um und entdeckte vor einem Brummi ein Männertrio, das ihnen johlend mit Bierdosen entgegenprostete. Peinlich berührt huschten sie zurück ins Auto, atmeten beide laut und aufgewühlt.
    Jule räusperte sich. »Süße, anscheinend waren wir gut.«
    »Bestimmt. Aber ich kann mir echt Schöneres vorstellen, als auf einem

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