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Violett ist nicht das Ende

Violett ist nicht das Ende

Titel: Violett ist nicht das Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Hueller
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kurzer Schnack und die beiden trollten sich. Verstört guckten Jule und Ewa ihnen nach. Noch verstörter wurde Ewas Blick, als sich die Limo erneut in Gang setzte. Wie von Geisterhand gezogen rollte sie vorwärts. Hinein in die Waschstraße. Erste Spritzer landeten auf der Fensterfront und vibrierend schubberten Riesenbürsten über das Luxusblech.
    Im Inneren der Limo kippte irgendwie Stimmung.
    Jule schluckte. »Wir sind hier … ganz alleine.«
    »Ich fürchte ja.« Ewa schluckte ebenfalls.
    »Wie lange dauert denn … so ein Trip durch die Waschstraße?« Jule biss sich auf die Unterlippe.
    »Keine Ahnung. Aber die Scheiben sind … getönt, und niemand sieht von außen, was wir … eventuell …« Ewa kaute am Daumen.
    »Nur Knutschen?«
    »Kriegen wir nicht hin.«
    »Also wäre es dann gleich …«
    »Unser erstes Mal.«
    »Bedeutet konkret nun also … in-in … einer Limo.«
    »In-in einer Waschstraße. Sieht so aus, ja.«
    Jule fuhr sich über die Stirn. »Ist die Heizung an?«
    »Bestimmt nicht, aber … ich weiß genau, was du meinst.« Ewa fächerte sich mit einer Schokoladentafel Luft zu. »Heiß.«
    »Verdammt heiß auf einmal, Süße. Meine Güte, als hätte ich …«
    »Fieber? Ich glühe auch. Alter Falter, brutal. Ich … hab die Bilder schon im Kopf.«
    Jule nickte heftig. »Wie du hier auf dem Ledersitz … deine Beine dann so … und ich dann so … total geil, irgendwie.«
    »Heißt das, dass wir … wirklich … jetzt …«
    »Ich hab keine Ahnung, verfluchte Scheiße!«, platzte es aus Jule heraus. »Endlich mal ein paar Minuten für uns an diesem gestörten Sexwochenende, an dem wir wirklich alles hatten, nur keinen Sex! Gott, ich zerspringe fast, wenn ich nur an deine Küsse denke, Ewa. Wie wir uns wälzen, stöhnen und die Kontrolle verlieren, alles ausblenden, kurz vorm Höhepunkt, und dann sehe ich rot. Den Tankstellentyp, wie er die Tür aufreißt, weil er die Limo hier drin noch saugen möchte oder was zum Geier auch immer, irgendein banaler Mist. Und wir fluchen, unbefriedigt und frustriert, bis wir uns letztendlich trennen, aus lauter Panik, weil wir nie miteinander schlafen durften und …«
    »Ssscht.« Ewa nahm ihre Hand. »Ist okay.«
    »Ist es nicht!« Jule schnaubte. »Boah Süße, ich will dich so sehr, das glaubst du gar nicht.«
    »Ich dich auch. Aber wir sollten es hier nicht tun. Gib mir dein Pfefferspray.«
    »Willst du uns k.o. nebeln, damit nichts läuft?«
    »Quatsch.« Ewa verdrehte die Augen. »Plan B. und Disziplin.«
    »Kling irgendwie … beknackt.«
    Ewa streckte die Hand aus. »Komm, gib schon her und dann setz dich zu mir auf den Boden.«
    Jule folgte und sah irritiert dabei zu, wie Ewa das Spray zwischen sie beide in den Zwei-Frauen-Sitzkreis legte. »Was wird das, wenn’s fertig ist, Fräulein? Eine Runde Flaschendrehen wie in Liebes Leben , nur ohne Flasche und sinnfrei zu zweit, denn Küssen ist verboten?«
    »Fast. Wir müssen uns ablenken. Stark sein. Vernünftig.«
    Waren wir noch nie.
    »Wir schaffen das. Keine sexuellen Übergriffe, hörst du? Ersatzbefriedigung. Wir lassen anders die Hosen runter.«
    Jule dämmerte es. »Boah, Scheiße, du meinst …«
    »Wahrheit oder Pflicht – jawohl.«
    Das Leben konnte so grausam sein. Da hatte man die Pubertät irgendwie gemeistert und mit den üblichen Schäden überlebt, aber gewisse Dinge knallten einem immer wieder auf die Füße. Zum Beispiel dieses alberne Partyspiel. Rums, bitteschön. Wahrheit oder Pflicht. Jule kauerte im Schneidersitz und wusste nicht, was sie von der Situation halten sollte. Aber ändern konnte sie eh nichts.
    Ewa klatschte in die Hände. »Die Regeln: Zeigt der Dosenkopf auf dich oder mich – Wahrheit. Deutet das Spray auf die Bar, heißt das Pflicht für dich. Bei der Sitzgruppe muss ich ran, okay?«
    »Das ist total bescheuert.«
    »Schon klar. Aber haben wir eine Wahl?«
    An diesem Wochenende? Null Komma Null. »Dann dreh.« Und so eierte das Pfefferspray über den Limoboden und richtete sich schließlich auf Jule. Sie stöhnte auf. Wahrheit, die erste. Dämlicher Auftakt.
    Ewa dagegen grinste. »Was war die erste CD, die du dir gekauft hast?«
    »Michael Jackson, Dangerous.«
    »Oh.«
    »Schlimm?«
    »So unspannend. Ich dachte, jetzt kommt was Peinliches.«
    Jule seufzte. »Süße, vielleicht sind wir für dieses Spiel zu nüchtern. Komm, Stößchen – auf Ex.«
    Tapfer leerten sie ihre Prosecco-Dosen in einem Zug und krallten sich die nächste Ladung. Klack-zack, auf das

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