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Violett ist nicht das Ende

Violett ist nicht das Ende

Titel: Violett ist nicht das Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Hueller
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Vorderseite zugezogen und nicht …«
    Jule riss die Augen auf. »Hinten war offen?«
    »Während wir … äh … tja. Somit hatten wir … Pu-Publikum und es gab sogar … Fo-Fotos.«
    »Fuck! Und die Bilder?«
    »Ich … äh … war ganz gut getroffen.«
    »Hattest du noch irgendwas an? Den Schlafsack drüber?«
    »Äh … nein. Und äh, nein.«
    »Aber der Typ war doch hoffentlich dann so … also da so … drüber eben, dein Schutzschild.«
    »Bedingt. Eher weniger. Oben war eher … ich.«
    »Oh.« Ach du heiliges Kanonenrohr, klarer Fall von Stellungsfehler. Den verhängnisvollen Ritt samt Paparazzi musste Jule erst einmal runterspülen. Es kribbelte in ihrem Nacken, als krabbelten die Ameisen vom Liebeslager im Zelt direkt auf sie über. »Scheiße, Fräulein. Das ist übel.« Brrr, Gänsehaut.
    »Er fand’s anscheinend lustig«, sagte Ewa.
    Jule sackte die Kinnlade nach unten. »Ne, oder? Willst du damit sagen, der hat das mit Absicht gemacht?«
    »Es gab da offenbar irgendeine … Wette.«
    »Bitte? Boah, dieser Drecksack!« Impulsiv donnerte Jule einen Stiefel gegen die Sitzgruppe. »Dieser hundsgemeine Pisser, der …«
    »Ssscht, Jule.«
    Doch an Ruhe war nicht zu denken. »Dieser Wichser hat dich flachgelegt, weil er eine Wette gewinnen wollte?«
    »Äh … ja.«
    »Dieses Arschloch!« Schon flog der nächste Schuh. »So einer gehört kastriert! Ey, dem sollte man seine Ei…«
    »Meine Güte!«, fuhr Ewa sie an. »Komm wieder runter.«
    »Nein, ich reg mich auf jetzt! Ich könnte auf der Stelle kotzen, ich könnte …« Hitzig ging ihre Hand zur …
    »Nicht die Chipstüte!« Ewa rettete ihre Snacks vor dem sicheren Krümeltod. »Hier, mein Schuh.«
    »Danke.« Und rums, polterte der Treter gegen die Rückfront der Fahrerkabine. Danach herrschte Stille in der Limo.
    »Fühlst du dich nun besser?«
    »Ne.« Jule zog knurrend den Kopf ein. »Mann Süße, ey, das ist nicht peinlich, sondern beschissen. Du bist so eine wundervolle Frau. Außerdem geht es ums Prinzip. Überleg mal, so eine hinterhältige Nummer bringt jemand bei deinem allerersten Mal und du …« Ewa hustete und Jule sah auf.
    Tränen schimmerten in Ewas Augen, als sie wild mit der Hand abwinkte. »Gu-Gummibärchen … verschlu-hu-ckt«, kam röchelnd.
    Jule wurde schlecht. »Es war dein … dein … Süße … ich … verdammt.« Sie zog ihre Liebste in die Arme und streichelte über die blonden Fransen, auf der Suche nach Worten. War verzwickt wie bei einer Beerdigung. Irgendwie gab es keinen Text. »Es tut mir so entsetzlich leid.«
    »Mensch Jule, du kannst doch nichts dafür. Außerdem spielt es keine Rolle. Ich habe kein Trauma, nicht im Geringsten.«
    »Hallo? Es war deine Premiere!« Der flackernde Schein von Teelichtern mischte sich aus ihrer Erinnerung mit der Gegenwart. Ihr erstes Mal. Wie nervös sie gewesen war und doch so sicher. Der perfekte Zeitpunkt mit dem perfekten Kerl, der sie zärtlich …
    »Na und?« Ein Lächeln umspielte Ewas Mundwinkel. »Alicja hat ihm danach das Nasenbein gebrochen. Mit der Faust.«
    »Gott, danke!«, entfuhr es Jule. Polenkönigin der Herzen, du hast mehr als ein Denkmal gut bei mir.
    »Oh ja.« Ewa gluckste. »Der Schlag saß. Rums. Rein mit rechts. Nach Jahren hab ich den mal auf einem Bild entdeckt. Sieht man immer noch. Model wird der in diesem Leben nicht mehr.«
    Halleluja. Jule atmete auf. »Aber das heißt, du und Alicja, ihr kennt euch echt schon ewig?«
    »Ja. Sie ist wie eine große Schwester. Okay, manchmal eher wie eine Mutter. Boah, die Frau kann so anstrengend sein. Doch wenn es brennt, geht die für mich durch Feuer. Und ich … für sie.«
    Ewas klare Worte hallten nach. Best friends forever. Wie kostbar sich das anhörte, und es versetzte Jule einen Stich. Ihr fiel keine Person ein, die in ihrem Leben solch eine Rolle spielte. Früher nicht, heute nicht. Nur ein Wort ploppte immerzu auf. Ein Name. Ewa … Ihr Herz wummerte los. Ganz behutsam nahm sie Ewas Gesicht in ihre Hände.
    »Süße, und ich verspreche dir, dass …« Sie schluckte, während warme Gefühle hochkochten. »Dass ich alles dafür tun werde, damit es … schön wird. Unser erstes Mal. Ey, noch so eine verpfuschte Nummer in deiner Biografie könnte ich mir nie verzeihen. Denn du hast nur noch dieses erste Mal, nachdem dein erstes Mal schon Mist war.«
    »Äh …« Ewa kratzte sich am Kopf. »Noch mal bitte langsam.«
    »Mensch, das ist die allerletzte Sexpremiere deines Lebens. Mann, Frau – das war’s.

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