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Violett ist nicht das Ende

Violett ist nicht das Ende

Titel: Violett ist nicht das Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Hueller
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Blechding, weiter ging’s. Dieses Mal drehte Jule das Spray. Es kreiste und fixierte letztendlich mit der Spitze die Sitzgruppe. Yeah, eine Runde Activity für die Bogacz.
    »Zieh dich aus.«
    »Jule!« Anpfiff. »Das hier ist kein Strippoker.«
    »Pflicht heißt Pflicht, und du bist dran.«
    »Aber Erotik ist riskant.«
    »Na schön.« Jule reichte Ewa die Marshmallow-Tüte. »Zehn davon in den Mund und eine Liebeserklärung an mich.«
    Ewa gehorchte. »Jule, ich liebe dich.«
    »Boah, sag mal, Fräulein.« Jule traute ihren Augen. »Wie viele kriegst du denn da rein, ohne zu nuscheln und zu sabbern?«
    »Ne Menge.« Voll Stolz strahlte der Zwerg bis über beide aufgeplusterten Backen.
    »Dann noch mal. Ich erhöhe auf …«
    »Das gilt nicht. Den Job hab ich erfüllt und – humpf.« Mund zu, kaum hatte Jule eine Handvoll Marshmallows nachgestopft. »Spfinschdt dtu, Luhle?«
    »Liebeserklärung, mein Schatz. Keine Gemeinheiten.«
    »Luhle, isch lipfe ditpfsch.«
    »Oh Baby, das war mit Abstand das bezauberndste, was ich je gehört habe«, raunte Jule. »Und übrigens, du sabberst aufs Shirt.«
    Als Antwort bekam Jule ein Ladung Zuckerspeck erbost an die Rübe gepfeffert. Aber das nahm sie sportlich. Ihren Spaß mit einer vorübergehend glupschäugigen Bogacz samt Speichelfäden im Mundwinkel hatte sie gehabt.
    Eine neue Runde. Wahrheit für Ewa. Jule biss sich auf die Unterlippe. Sollte sie oder sollte sie nicht – endlich eine Sache klären, die ihr hartnäckig im Kopf herumspukte? Was ganz Banales eigentlich. Trotzdem …
    »Vorhin im Dollhouse mit Natalia, also wie du da so … ich meine … Du weißt schon.«
    »Wo war in diesem Satz jetzt die Frage?«
    »Stehst du auf …«
    »Natalia?« Ewa gluckste. »Blödsinn. Wie gesagt, sie ist mit Krysztof zusammen. Große Liebe. Wir sind nur befreundet und …«
    »Stehst du auf Tattoos?« Uff, jetzt war es raus.
    »Oh.« Die Bogacz-Ohren färbten sich rot.
    »Ich hab’s gewusst. Verdammte Scheiße!«, fluchte Jule laut.
    »Warum regst du dich so auf?«
    »Weil ich keines habe! Mir kommt auch keine Schmiererei auf die Haut, never ever.« Höchstens ein BRAVO-Rubbelbild. Pfff.
    Ewa zuckte die Schultern. »Ist doch okay.«
    »Ne! Denn es bedeutet, dass du mich niemals so scharf finden wirst wie eine bildhübsche Stripperin, die an ihrer Hüfte so ein heißes Ding …«
    »Und wenn … ich eines hätte?«, kam leise von Ewa.
    Jule lachte kurz. »Verarsch mich nicht, Fräulein. In meiner Wohnung hast du bereits ohne alles vor mir gestanden. Du erinnerst dich? Da wäre es mir hundertpro aufgefallen, denn ob du es glaubst oder nicht, ich bin nicht blind!«
    »Es ist … äh … ein wenig … versteckter.«
    »Bitte?« Jule schluckte. »Kein Witz? Du bist tätowiert?«
    »Öhm, ja.« Ewa wich ihrem Blick aus. »Ich hab da so ein … boah, wehe du erzählst es Mama.«
    Die Info galt es zu verdauen. Vollkommen geplättet rückte Jule an ihrer Brille und verfluchte zum x-ten Male in diesem Leben ihre Kurzsichtigkeit. Alter Falter, wenn man nicht mal Dauertinte auf einem unverhüllten Körper entdeckte, dann … Schweitzer, nun rettet dich nur eine Rot-Grün-Schwäche und die tätowierte Flagge von Madagaskar.
    »Wo muss ich suchen?« Als blindes Huhn entschied sie sich für Angriff. »Wo hast du’s?«
    »Jule!« Ewa keuchte. »Lass meine Hose zu!«
    »Wieso?« Jule hielt inne. »Falsche Fährte?«
    »Ne, heiß, verflucht heiß. Und das wollen wir nicht, nicht hier in der Limo.«
    »Oh. Sorry.« Anfassen verboten, ey, so was merkt sich doch keiner. Blöde Regeln.
    Schweren Herzens zügelte Jule ihre brennende Neugier, ließ vom Hosenknopf ab und krabbelte wieder weg von ihrem glühenden Fräulein, zurück in den Zwei-Personen-Sitzkreis. Und nun? Jule kämpfte mit ihrem Kopfkino. Ein geheimes Tattoo. Irgendwo verborgen, ganz verwegen auf dem Körper ihrer Liebsten. Puh, uff und wow. Dieses Partygame macht rolliger als Flaschendrehen, holla die Waldfee.
    »Süße, was ist es?«
    »Verrate ich nicht.«
    »Aber irgendwann zeigst du es mir, oder?«
    »Du wirst es sehen, wenn wir …« Ewa brach ab.
    »Oh-o-okay. Ge-gecheckt, in etwa«, stammelte Jule mit belegter Stimme. Prosecco. Mehr eiskalten Prosecco.
    Während sich Jule Blubber zur internen Kühlung reinfegte, wirbelte das Spray. Es entschied für Wahrheit und einen Seelenstriptease von Jule.
    Ewa grinste. »Hast du jemals einen Orgasmus vorgetäuscht?«
    »Pfff«, sagte Jule nur und killte ein Gummibärchen.
    »Heißt das ja

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