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Violett ist nicht das Ende

Violett ist nicht das Ende

Titel: Violett ist nicht das Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Hueller
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sie.
    Zurück zur Beziehung. Ex war definitiv besser als Nachwuchs, also gab sich Jule einen Ruck, irgendwie erleichtert, vor allem über das Ende der Stille. »Fast sieben Jahre.«
    »Gott, so lange?«
    »Jep.« Jule versuchte ein Lächeln und kippte einen großzügigen Schluck Prosecco.
    »Wer war … die andere?«
    Moby-Dick mit Doppel-D-Oschis. »Eine Arbeitskollegin aus seiner Firma. Sabine aus der Buchhaltung.«
    »Shit.«
    »Warum? Passt doch. Inzwischen sind die beiden verheiratet, haben ein Häuschen und zwei Kinder.«
    Ewa hob den Kopf. »Zwei schon?«
    »Constantin und Charlotte. Nach unserer Trennung damals ging es fix.« Jule zögerte und schloss kurz die Augen. »Anfang April hat er Schluss gemacht, seine Hochzeit folgte zwei Monate später und der Stammhalter im Oktober.«
    »Sekunde.« Ewa schien zu rechnen. »Aber das würde ja heißen, dass er dich während eure Beziehung …«
    »Tja.«
    »Boah, dieses Arschloch!« Ewa schleuderte einen Schuh durch die Limo. »Dieses hinterhältige Stück Sch…«
    »Ssscht, Süße«, grätschte Jule dazwischen. »Reg dich ab. Letztendlich war ich selbst daran schuld. Ich hatte zu der Zeit ein festes Engagement.«
    »Ach. Und das ist jetzt ein Freibrief, um eine andere flachzulegen oder wie?«
    »In London, Ewa.«
    »Deine Rolle bei Chicago ?«
    Jule nickte. »Dass zwischen ihm und dieser Sabine was lief, hab ich noch nicht einmal mitgekriegt. Ich war nicht da. Ich hab fast jeden Abend auf der Bühne gestanden und …«
    »Das gehört zu deinem Job, Jule.«
    »Für eine Beziehung ist es Gift.«
    »Aber er hat doch von Anfang an gewusst, dass …«
    »Was?«, unterbrach Jule. »Dass es mit einer singenden Hupfdohle als Freundin nicht leicht wird? Ewa, wir sind im gleichen Ort aufgewachsen, kennen uns ewig und als wir Abi gemacht haben, tja, da sind wir eben zusammengekommen. Studiert haben wir beide in München. Da war die Welt noch anders. Gemeinsame Wohnung, Alltag, wir hatten dieselben Freunde und Zeit, eine schöne Zeit. Und ein stinknormales Leben als Paar.«
    »Trotzdem musste ihm doch klar sein, dass irgendwann die Bühne ruft. Wo auch immer. Für unsereins liegen die Jobs nicht auf der Straße und schon gar nicht vor der Haustür. Das weiß jeder! Oder hast du ihm jahrelang vorgespielt, du studierst was Geregeltes wie Deutsch auf Lehramt?«
    Jule rückte an ihrer Brille. »Bibliothekswesen.«
    »Ha, ha«, gab Ewa trocken zurück.
    »Ewa, es zu wissen und damit dann tatsächlich zu leben, das sind zwei Paar Stiefel. Wir hatten eine tolle Beziehung, wirklich. Bei meinem ersten Engagement ist er sogar mit. Stell dir das mal vor. Er ist extra für mich nach Wien gezogen und hat sich dort eine Stelle beschafft.«
    »Aha. Und was hatte Superman gegen London?«
    »Er ist bei seinem Vater in die Firma eingestiegen.«
    »Somit ging es für ihn zurück nach Bayern und für dich die Karriereleiter hoch in der Welt?«, fragte Ewa.
    Jule nickte. »Wenn du es so ausdrücken willst – ja.«
    »Okay. Verstehe. Nein, stopp. Irgendwie nicht. Er war wieder in der Heimat, du in London. Aber ihr wart noch ein Paar?«
    »Sicher. So oft es ging, war er bei mir. Hat sich frei genommen, oder er hat von meiner Wohnung aus gearbeitet. Einmal hatte ich sogar zehn Tage spielfrei, da sind wir weg. Richtig fett. Malediven. Ein absoluter Traum, sag ich dir.«
    »Klingt toll.«
    »War es auch. Schon allein das Meer, das …«
    »Ich meine eure Beziehung.«
    »Ewa, wir waren glücklich!« Ihre Finger streichelten über den Rand der Dose. »Also ich zumindest.«
    »Und er?«
    »Tja.« Jule sah zu Boden. »Offenbar nicht. Ey, an seiner Stelle hätte ich mich viel früher in den Wind geschossen. Ohne Witz. Es ist echt eine Leistung, dass er überhaupt so lange …«
    »Was? Wieso?«
    »So eine Freundin wie mich braucht kein Mensch. Mal ehrlich. Kein Wunder, dass er in der Buchhaltung gelandet ist. Lief sicher schon ein halbes Jahr mit den beiden, und spätestens als er seine Sabine geschwängert hatte, war die egoistische Schweitzer eben raus und …«
    »Jule, du redest so eine Scheiße.«
    »Warum?« Jule nahm einen Schluck Prosecco. »Stimmt doch.«
    »Gar nichts stimmt! Du tust so, als muss man dich betrügen.«
    »Ewa, ich verstehe ihn.«
    »Hallo?« Ewas Augen weiteten sich. »Warum?«
    »Herrgott, ich bin nach London! Wie oft noch?«
    »Das ist doch kein Argument. So eine Chance hätte sich niemand entgegen lassen. Ich schwöre dir – niemand. Außerdem, was ist schon ein Jahr? So eine

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