Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Violett ist nicht das Ende

Violett ist nicht das Ende

Titel: Violett ist nicht das Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Hueller
Vom Netzwerk:
Mehr kommt da nicht mehr. Das ist deine zweite Chance. Dieses hinterhältige Arschloch damals hat es so was von vergeigt und deshalb bekommst du dein Teelicht jetzt von mir – basta. All diesen Romantikkitsch, weil sich der nämlich ins Hirn einbrennt, alles schöner und pompöser macht und das gehört dazu beim ersten Mal. Also wird ab jetzt gewartet, bis es passt und nicht auf es passiert, wenn es passiert oder wenn es passieren könnte und …«
    »Du bist so süß, weißt du das?«, unterbrach Ewa mit sanfter Stimme und ein Leuchten legte sich in die Knopfaugen.
    Uff, Schachmatt. Jule fand sich in Ewas Armen wieder. Kuscheln. Genießen. Diesen wunderbaren Moment, in dem es keine Worte brauchte. Nur ein paar Flips offenbar, die sich der Zwerg kurz darauf grinsend zwischen die Zähne schob. Auch Jule schlug über die Stränge und genehmigte sich ein Marshmallow.
    Zustände wie im Paradies. Sie saßen sich mit ausgestreckten Beinen gegenüber auf dem Boden der Limousine. Ewa lehnte an der Bar, Jule gegen die Sitzgruppe. Ihre Blicke schienen wie durch ein unsichtbares Band verbunden. Jule konnte nicht anders. Sie spürte das Dauerlächeln in ihren Mundwinkeln, und Ewa erwiderte es. Verliebt, oh ja, wahnsinnig verliebt.
    »Jule, beantwortest du mir noch eine Wahrheitsfrage?«
    »Was Schlimmes?«
    »Überhaupt nicht. Ich möchte es nur gerne wissen.«
    Alles klar. Bevorzugte Sexstellung, jede Wette. Jule stärkte sich mit einem Marshmallow. »Dann schieß los.«
    »Deine letzte, richtig ernsthafte Beziehung. Wer hat Schluss gemacht und warum?«
    Allein das Schubbern der Bürsten drang zu ihnen ins Innere der Limo, wo Jule erstarrt am Zuckerspeck würgte. Instinktiv rutschte sie einige Zentimeter ab. Falsches Thema. So was von falsch und heikel dazu, als hätte Ewa ihr eine Handgranate in die Finger gedrückt und den Stift gezogen. Fuck! Schweiß trat auf ihre Handflächen und flirrende Punkte kreisten vor ihren Augen. Nein. Schluss. Aus. Kein Blick zurück.
    »Süße, haben wir eigentlich auch M&M’s?« Schnell wandte sie sich einer Plastiktüte zu und wühlte darin. »Ich persönlich mag die mit Nuss am liebsten, aber die anderen gehen auch, wenn …«
    »Lenk nicht ab.«
    Verdammt. »Tu ich doch gar nicht! Nach all den Gummibärchen hab ich nur tierisch Bock auf diese süßen kleinen Schokoboller, die …«
    »Bitte«, sagte Ewa ganz ruhig.
    Los, Schweitzer. Mach es kurz. Statement und Strich drunter. Jule seufzte so gelangweilt als möglich. »Er.« Siehste? Geht doch.
    »Oh.« Ewa klang überrascht. »Warum?«
    »Weil … geil. Schoko-Bons!« Knisternd rupfte Jule an der Verpackung. »Willst du einen? Also ich …«
    Ewa legte ihre Hand auf Jules Finger. »Bitte.«
    Jule kaute auf ihrer Unterlippe. Schweitzer, sag was, egal was. »Es hat eben nicht geklappt mit uns. Ende der Geschichte.«
    »Die Wahrheit, Jule.«
    »Fräulein, das war die Wahrheit. Es ist vorbei. Spielen wir noch eine Runde?« Ihre Finger umfassten das Pfefferspray. »Wir könnten alternativ auch Lieder gurgeln. Soll ich …«
    »Ich will den Grund wissen. Bitte.«
    »Herrgott!« Geladen funkelte sie Ewa an. »Er hat mich für eine andere Frau verlassen und für eine eigene Familie. Zufrieden?«
    »Oh.« Ewa schluckte.
    »Ja, oh. War es das, was du hören wolltest?«
    »Es … tut mir leid.«
    »Komm ey, lass stecken.« Jule wich Ewas Hand aus. »Auf die Mitleidsnummer hab ich so was von keinen Bock jetzt, Bogacz.«
    »Verstehe.«
    »Schön.«
    »Aber … bedeutet das wirklich, du und Kinder …«
    »Richtig. Never ever.«
    »Aber warum?«
    »Warum, warum, warum?« Jule spielte Papagei. »Weil Windeln wechseln und so eine Scheiße nichts für mich ist. Darum!«
    »Aber …«
    »Verflucht noch mal, ich will keine schreienden Gören, das weißt du doch schon, Ewa!«
    Totenstille. Nach dieser schroffen Ansage vermied Jule jeglichen Blick auf Ewa. Minenfeld. Familienplanung. Kinder. Ewa pro, Jule contra, das wussten sie bereits. Ein beschissenes Thema. Jule fixierte den Schoko-Bon zwischen ihren Fingern und drehte an den Enden. So klein wie dieses Ding, so fühlte sie sich in etwa, während sich ein flaues Gefühl immer mehr in ihr ausbreitete. Himmel, warum hatte sie so dermaßen die Beherrschung verloren? Dabei kennst du doch den Text, Schweitzer. Kinder, natürlich, irgendwann, später, ganz sicher. Aus den Augenwinkeln schielte sie zu Ewa. Die knautschte stumm an einen Marshmallow herum, bis …
    »Wie lange ward ihr zusammen?«, fragte

Weitere Kostenlose Bücher