Violett ist nicht das Ende
sitzen nach wie vor im selben Boot, verstehst du?«
Ne, eher nackt und heiß in ein und derselben Wanne – zisch. »Sch-schön. Wollen wir uns jetzt … also … soll ich dich nun … äh … dir die … Klamotten … ausziehen, Süße? Oder willst du selbst und ich dreh mich weg oder ich nehme die Brille ab oder …«
»Krass, du bist ja wirklich total aufgeregt, Jule.«
»Leider … schon.« Scheu lächelte Jule Grübchen.
»Aber wieso?«
»Weil …« Sie schluckte. »Es geht hier um uns, und das ist was Ernstes. Ey, wie kannst du so ruhig bleiben?«
Ewa lächelte. »Weil es hier um uns geht und das ist was Schönes, Jule. Aber okay, keine Panik. Wir machen das anders.«
»Wie jetzt?«
»Vorspiel fällt aus.«
»Äh …«
»Jule, sonst packst du das nicht. Ich seh dir das an. Außerdem hab ich andauernd diesen Biergeruch in der Nase. Sorry, aber das ist keinen Funken erotisch, nicht mal an einer tollen Frau wie dir. Deshalb folgender Plan: Wir baden einfach.«
»Aha.«
»Ich lege Schaum nach, danach hole ich Kerzen. Währenddessen springst du schon mal rein. Dann dekorier ich alles hin, lösch das Licht, schließe ab, zieh mich aus und komm dazu. Jede verzieht sich in eine Ecke, und dann gucken wir weiter, einverstanden?«
Genialer Plan, gebongt. Ein Hoch auf den Erfinder von Kerzenschein, der machte FKK definitiv romantischer. Kaum war Ewa aus dem Raum, stieg Jule von der Brille auf ihre Reserve-Kontaktlinsen um. Ein Blindfisch im Wasser – ne, das war zu heikel. Sie pellte sich aus Latex und jeglichem durchweichten Stoff, und tauchte ein und ab. Geilomat! Willkommen im Paradies. Seufzend versank sie im duftenden Schaum, während das warme Wasser ihre Haut umspielte. Schnurr, eine Schweitzer im Glück … Offenbar entging Jules zufriedenes Lächeln auch Ewa nicht, als sie mit einem 100er-Pack IKEA-Teelichter zurückkehrte.
»Lass mich raten: Du fühlst dich gerade richtig wohl, Jule?«
»Jep, sauwohl.« Bereit für jede Schweinerei.
»Dann ist gut. Bist du noch aufgeregt?«
»In deiner Nähe ständig, aber geht. Spring rein, Süße. Boah, ist das der Hammer.« Jule pustete eine Schaumflocke von ihrer Hand in die Luft.
Ewa entfackelte ein Teelicht nach dem anderen, verteilte sie stilvoll in allen Winkeln und knipste schließlich das Licht aus. Seufz. Romantik vom Feinsten. Tanzende Flammen und Schatten überall, geheimnisvolles, warmes Halbdunkel – ein Traum.
»Gut so, Jule?«
»Perfekt, Süße.«
»Fehlt noch Musik?«
»Ne, lass. Passt alles. Komm endlich zu mir.«
Grinsend ging Ewa zur Tür, stutzte und riss sie mit einem Knurrlaut auf. Tja, und weg war sie. Jule blickte ihr aus den Schaumbergen hinterher. Planänderung, oder was war kaputt? Auf einmal ertönten laute Stimmen und Jule zuckte zusammen. Sturm im Flur, und was für einer.
»Alicja!«, brüllte Ewa. »Wo ist der Schlüssel?«
»Das Bad bleibt offen.«
»Nein!«
»Doch!«
»Spinnst du? Jule und ich, ey, wir wollen Privatsphäre.«
»Kein Sex in meiner Wanne.«
»Boah, das geht dich nichts an.«
»Es ist meine Wohnung. Punkt.«
»Wir sind Gast und fühlen uns wie zu Hause. Basta.«
Es folgte ein rüder Einspruch von Gutemine, und daraufhin Protest von Ewa. Hin, her, hin, her, leider auf Polnisch. Jule tauchte ab, schwenkte ihr Haar durchs Wasser und summte sich irgendwas zusammen. Ooommm. Entspannung. Ooommm. Wird echt Zeit für einen FHS-Kurs. Ständig verpass ich die polnische Pointe …
Irgendwann erschien Ewa wieder auf der gefliesten Bildfläche. Rums, donnerte sie die Badtür so heftig zu, dass die Teletubbies erzitterten. Jule auch. Hossa, war Frau B. geladen. Ihre Wangen glühten im gefährlichsten aller Rottöne.
»Sü-Süße … wa-was ist?« Jule rutschte einen Tick tiefer in die Wanne.
»Der hat doch einer ins Gehirn geschissen!« Hitzig flog der erste Schuh ins Eck. »Ich meine, was soll das?« Zack, der zweite Treter schoss hinterher. »Die Mutter der Nation spielen, ja, das tut sie nonstop.« Die Uniformjacke glitt zu Boden. »Überall mischt die sich ein, bei jedem Furz.« Das Shirt folgte. »Den ganzen Tag will sie, dass wir Sex haben.« Nun war die Jeans an der Reihe. »Aber jetzt, wo wir wirklich mal Verständnis bräuchten …« Tschüss, Socke eins. »Da wird sie moralisch und versteckt den Schlüssel.« Bye-Bye, Socke zwei. »Nur, weil sie noch nie was mit Piotr in ihrer Wanne hatte.« Es fiel der BH. »Scheiße, ey!« Und der Slip. Ewa kochte. »Oder Jule, wie siehst du
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