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Violett ist nicht das Ende

Violett ist nicht das Ende

Titel: Violett ist nicht das Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Hueller
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heiß.«
    »Machen dich Uniformen etwa an?«
    Jule biss sich auf die Unterlippe. »Ich fürchte, irgendwie schon, wenn du sie trägst.«
    Ein Strahlen legte sich auf Ewas Gesicht. »Dann behalten wir die Klamotten.«
    Herr im Himmel, unser Diebesgut wächst und wächst. Was ließ sich zu ihrer Verteidigung sagen? Schauspieler stehen auf Kostüme. Nun denn. Ewa drückte die Klingel und nach dem Surren des Öffners enterten sie das Treppenhaus. Stufe um Stufe wurde Jule mulmiger. Wie mochte Mama Bogacz sein? Eine biedere Giftspritze wie ihre letzte Schwiegermutter in Spe? Oder war sie tiefenentspannt, hippiemäßig drauf wie ihr kiffendes Töchterlein? Uff. Wie gerne hätte Jule diesen Programmpunkt übersprungen. Tröstlich allein war die Gewissheit, dass sie kein Theater spielen musste. Von wegen die perfekte Schwiegertochter vortäuschen und so. Nein. Sie beide rochen erbärmlicher als ein Wiesn-Zelt kurz vor Sperrstunde. Dagegen konnte man mit nichts anstinken. Nicht mal mit Grübchen. Schweitzer, bete für einen Recall. Wenn nur der erste Eindruck zählt, bist du raus.
    Die Wohnungstür stand offen. Merkwürdig. Kein schwanzwedelndes Begrüßungskomitee auf vier Pfoten? Kaum eingetreten, raubten ihnen grelle Blitze die Sicht. Geschockt klammerte sich Jule an Ewa.
    »Keine Fotos, Alicja«, sagte die.
    »Nimm die Hand aus dem Gesicht«, erwiderte die Gutemine und gluckste. »Ihr zwei seht herrlich aus. Das muss man festhalten.«
    »Muss man nicht«, sagte Ewa trocken, also verbal jetzt.
    »Komm. Ist nur für Facebook.«
    »Was?« Ein letztes deutsches Wort, dann zeterte Ewa auf Polnisch weiter. Im hitzigen Schlagabtausch setzte sich Alicja offenbar durch. Ewa verstummte.
    Jule schluckte. »Bekomme ich bitte eine Übersetzung?«
    »Toller Mantel, Liebes.« Alicja strahlte. »Rot verleiht dir etwas Sinnliches. In Latex wirkst du verrucht. Perfekt für den Kiez.«
    »Da-Danke. Äh … und der Rest vom Text?«
    »Wir können uns entspannen.« Ewa warf die Tankstellentüte in den Flur unter die Garderobe. »Alicja hat Mama mit dem Kleinen um den Block geschickt.«
    »Dem Himmel sei Dank«, rutschte es Jule heraus.
    »Bedankt euch besser bei Natalia. Von der kam per SMS der Hinweis, wie ihr gerade rumlauft.«
    »Findest du es so schlimm?«, fragte Jule nach.
    »Quatsch. Ich finde es bezaubernd. Doch bei deiner Schwiegermutter hättest du jetzt verschissen.« Die Gutemine seufzte. »Was schade wäre. Da rede ich mir den Abend den Mund fransig und …«
    »Moment.« Ewa grätschte dazwischen. »Habt ihr etwa die ganze Zeit über Jule und mich gesprochen?«
    Alicja winkte ab. »Wo denkst du hin? Um euch ging es bloß die ersten drei Stunden.«
    »Was?«
    »Es war nur zu eurem Besten. Du hast ja keine Ahnung, worüber sich Magdalena gerade einen Kopf macht.«
    Ob sie mich schnell erwürgen oder besser langsam zu Tode foltern soll? »Zu-zum Bei-Beispiel?«
    »Liebes, lass uns in die Küche gehen. Was möchtest du trinken? Wein oder Wodka?«
    »Wasser. Also … DDuschen würde ich gerne vorher, bitte.«
    »Natürlich. Ich hole dir ein Handtuch.« Alicja verschwand in Richtung Schlafzimmer.
    Ein leises Knurren war zu hören, als wollte Ewa persönlich den Kleinen ersetzen. »Boah, die regt mich so dermaßen auf.«
    »Alicja ist deine beste Freundin.«
    »Ich weiß! Trotzdem muss sich dieses Tratschweib nicht ständig in alles einmischen.«
    »Komm, sie hat uns mal wieder den Arsch gerettet. Jetzt machen wir uns frisch, und danach …«
    »Jule?« In den Knopfaugen blitzte es verwegen auf und Ewa nahm ihre Hand. »Vermutlich findest du es doof, aber … Wollen wir, ich meine, wir könnten doch … Irgendwie hätte ich Lust auf …«
    »Wir beide zusammen unter der Dusche?«
    »Fast. Nur noch ein bisschen kuscheliger.«
    »Alicja hat eine Badewanne?«
    »Hat sie.« Ewas Lächeln wurde breiter. »Nach all der Scheiße haben wir uns Wellness echt verdient. Und wir hätten endlich mal einen Moment nur für uns. Wir schließen ab und tauchen ab.«
    »Aber deine Mutter …«
    »Keine Sorge. Wenn Mama Gassi geht, dann ewig.«
    »Oh-okay.« Was hätte Jule auch anderes sagen sollen?
    »Super.« Ewa gab ihr ein Küsschen. »Ich lass Wasser ein.«
    »Stopp, Fräulein.« Jule hielt sie zurück. »Dir ist schon klar, was das bedeutet, oder? Ich meine, wir werden gleich zum ersten Mal auf engem Raum komplett nackt …«
    Noch ein Schmatz. »Ich kann es kaum noch erwarten, Jule.«
    Und schwupp, schon wuselte Ewa davon. Puh. Welch krasse

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