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Violett ist nicht das Ende

Violett ist nicht das Ende

Titel: Violett ist nicht das Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Hueller
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Türen aufbrechen müssen, nur weil ihr beide mal wieder verheddert in Handschellen …«
    »Nicht vor Mama«, brüllte Ewa.
    »Keine Angst«, sagte Magdalena ruhig. »Ich mische mich nicht in dein aktives Liebesleben, Ewka, das weißt du.«
    »Es ist besser so, glaub mir.« Alicja seufzte. »Vorhin wollten die beiden tatsächlich in der Badewanne …«
    »Fresse!«, zischte Ewa nach links. »Hör weg«, bat sie leiser nach rechts.
    Oh mein Gott. Mehr konnte Jule akut nicht denken. In sicherer Entfernung zu dem Trio rutschte sie immer tiefer unter die Bettdecke. Die Situation hier war wie ein Verkehrsunfall. Furchtbar, aber weggucken ging nicht.
    »Baden ist etwas vollkommen Natürliches, Ewka. Dafür brauchst du dich nicht schämen.« Mama Bogacz lächelte milde. »Nur wie soll man denn auf so engem Raum miteinander intim …«
    »Keine Ahnung«, stimmte Alicja ihr zu. »Mein Piotr braucht Platz. Dem wird es sogar gemeinsam unter der Dusche zu eng.«
    »Also mein Mann und ich, wir duschen gern.«
    »Mama!«
    »Was?« Ein Blick von Mutter zu Tochter. »Nun guck nicht so schockiert. Du bist erwachsen, und schwanger wird man nicht vom Händchenhalten. Ich hab dich aufgeklärt.«
    Mit Erfolg. Ewa küsst und fummelt phänomenal. Hach …
    »Aber was du mit Papa machst, will ich nicht wissen.«
    »Sag mal.« Alicja zog an Muttis Pulliärmel. »Nach so vielen Jahre Ehe, läuft da überhaupt noch was im Bett?«
    »Alicja!«
    »Die wilden Zeiten sind natürlich vorbei, aber sonntags …«
    »Mama!« Ewas Wangen glühten. »Boah, ey, könnten wir mal das Thema wechseln? Papa angelt jeden Sonntag. Punkt. Und wer was mit wem macht, interessiert mich nicht.«
    »Macht ihr denn inzwischen endlich richtig was?«
    »Alicja!«
    »Wie bitte? Die beiden haben noch gar nicht …«
    »Mama!«
    »Aber Ewka, wie wollt ihr dann überhaupt wissen, dass ihr lesbisch seid?«
    »Ich will Jule«, stellte Ewa laut klar.
    »Warum habt ihr denn dann noch nicht miteinander …«
    »Mama!«
    »Ewka, das war eine ganz normale, allgemeine Frage. Gibt es Probleme, bei denen ich dir vielleicht Tipps …«
    »Nein!«, brüllte Ewa. »Jule und ich, wir kommen klar.«
    Mama Bogacz nickte. »Du könntest öfter deine Augen betonen. Ein bisschen Kajal, Wimperntusche, dazu ein hübsches Kleid …«
    »Ich hasse Kleider. Das weißt du.«
    »Leider. Aber Reizwäsche statt Boxershorts ist ein Anfang. «
    »Mama!«
    »Magdalena, Ewas neue Corsage ist wirklich schick, wie gesagt«, mischte sich nun Alicja ein. »Ihre Prinzessin hat einen guten Einfluss. Zieh dir das hübsche Teil doch fix an, Ewa.«
    »Nein!«
    »Doch!«
    »Stopp!« Jule schwang sich aus dem Bett und baute sich in der Runde auf, drohend, die Fäuste in den Hüften gestemmt. »Jetzt passt mal auf, ihr … ihr … ihr alle! Ich mag euch. Grundsätzlich.«
    »Wir dich auch, Liebes.« Alicja lächelte.
    »Gut.« Jule wischte sich eine Strähne aus der Stirn und fixierte Mutti. »Unsere Gespräche waren der Wahnsinn, Magdalena. Und dass Sie mir, also du mir das Du angeboten hast, haut mich aus den Socken, und ich verdanke dir meine tolle Freundin. Danke.«
    »Äh … bitte?« Mama Bogacz wirkte irritiert.
    »Schön. Alicja, und dir schulde ich ein Denkmal, nach allem, was du für Ewa, ihren Kleinen und auch für mich getan hast.«
    Die Gutemine strahlte. »Wirklich? Och, wie süß.«
    »Nur aktuell nervt ihr beide gewaltig und überspannt jeglichen Bogen. Vielleicht bin auch nur ich überspannt, mag sein. Mir steckt der Wahnsinn in den Knochen und ich möchte nun mit meiner Freundin alleine sein. Alleine! Also habt bitte Verständnis, wenn ich und Ewa …«
    »Verstehe.« Alicja grinste. »Nächster Sexversuch?«
    Eher Totschlag im Affekt. Innerlich zählte Jule bis zehn, verzählte sich bei sex-äh-sechs, Kacke, und gab es auf. »Wir brauchen Jacken. Alicja, keinen roten Porno-Latex und auch keine Uniform. Irgendwas Vernünftiges ohne Biernote. Magdalena, du holst bitte die Leine für den Kleinen. Und Ewa, du trinkst deinen Kakao auf ex und ziehst dich an. Sofort! Wir gehen auf den Fischmarkt.«
    Ewas Augen weiteten sich. »Jetzt? Aber du wolltest …«
    »Ey, mir scheißegal! Wir verziehen uns. Ich muss hier raus, und wenn ich auf dem Markt im Stehen schlafe.« Jeder kleine Fisch ist mir gerade lieber als Polen.

KAPITEL 16

    Frisch war es in Hamburgs dunkler Nacht. Kaum streifte die Kälte ihre Wangen, war Jule schlagartig hellwach. Ihr restlicher Körper steckte warm in Piotrs gefüttertem Parka.

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