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Violett ist nicht das Ende

Violett ist nicht das Ende

Titel: Violett ist nicht das Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Hueller
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ließ seine Augenbrauen tanzen. »Bei meinem dicken Ding wird jede schwach.«
    Jule starrte ihn an. »Äh … wie bitte?«
    »Erst lutschen, dann schlucken. Haste bestimmt noch mal gemacht, oder?«
    »Wie bitte?«
    »Jule, ssscht, ignorier ihn einfach. Das ist einer von diesen Marktschreiern. Solche Sprüche bringt der garantiert bei jeder.«
    »Aber doch bitteschön nicht bei mir!«
    Fisch-Fritze gluckste. »Ach Schätzchen, was guckste denn so frustriert? Kauf dir nen Aal, dann haste auch mal was Anständiges zum Festhalten. Nun sieh ihn dir doch mal genau an. 1-A-Qualität, lang, dick, lecker. Da kann das Stängelchen von deinem Freund garantiert nicht mithalten, wenn er’s dir besor…«
    »Geht’s noch?«
    »Jule!«, warnte Ewa. »Lass dich nicht provozieren.«
    »Dieses Fisch-Ferkel ist doch nicht mehr ganz sauber, ey.«
    »Gehört zum Job.«
    »Und?« Jule riss die Augen auf. »Meinetwegen steckt der sich seine fischige Schlange da selbst und sonst wohin, aber aus unserem Sexleben hält der sich verdammt noch mal raus und …«
    »Ach so, ihr Hübschen seid ein Paar?«
    »Jawohl!« Jule schnaubte. »Und wir brauchen keinen Aal.«
    Fisch-Fritze grinste dreckig. »Joar, Schätzchen, aber für die Nerven solltest du vielleicht mal ein Nümmerchen schieben, das …«
    »Gnojek!« Premiere. Jules erstes, eigenständig und aktiv im Alltag angewandtes Schimpfwort auf Polnisch. Ewa schmiss sich stürmisch auf sie. Leider nicht lobend, sondern um ihr den Apfel abzunehmen, bevor dieser zielsicher wie sein Vorgänger dem Aal-Heini an den Kopf flog. Grrr. Am liebsten hätte Jule noch mehr hingeschleudert. Apfelsinen, Backwaren, Cabanossi und so weiter, das komplette Programm bis Z eben. Hatten sie ja alles gekauft und somit griffbereit. Doch Ewa setzte sich durch und manövrierte sie am Parkakragen kompromisslos außer Wurfweite. Das war’s.
    Ein Spaziergang zu den Landungsbrücken. Klang nach einer romantischen Sache, nur rutschten die Werte auf ihrer Harmonieskala rapide in den Keller. Jule hatte einen militanten Stechschritt drauf, ihr Tarnfleckparka wehte mit, und sie wuchtete sich einen Wolf am Obstkorb, schnaufend und noch immer fluchend. Über ihrem Kopf schwebte ein Grollwölkchen, das selbst Hamburgs Brise nicht fortpusten konnte. Mit Tunnelblick rempelte sich Jule gegen den Strom der Besucher, die inzwischen zahlreich in Richtung Markt pilgerten. Egal, sie schubste und schimpfte sich den Weg frei, trat eine leere Astra-Bierdose scheppernd über den Asphalt, brüllte genervt ein paar Möwen aus der Bahn, spürte das Vibrieren in ihrer Hosentasche und, Sekunde, Anruf. Sie parkte den Obstkorb auf einer roten Mülltonne, zückte ihr Handy, ignorierte das Display und ging routiniert einfach mal ran.
    »Schweitzer?«
    »Zu deiner Rechten die Rickmer Rickmers«, war da Ewas Stimme.
    »Ist ein Museumsschiff. Ebenso die Cap San Diego. Und die hast du garantiert auch gleich erreicht, wenn du so weiterpreschst.«
    Jule blickte sich um, stutzte und erschrak. »Süße, wo … bist du denn?«
    »Schön, dass dir das auch mal auffällt.« Ein Knurren. »Dreh dich schräg nach rechts. Siehst du die Brücken, diese Stege da, die runter zur Elbe führen? Von dir aus betrachtet, nimm den zweiten. Kurz bevor du unten am Wasser bist, kommt eine Metalltreppe. Die hoch zur Aussichtsplattform, da sitze ich.«
    Jule schluckte. »Scheiße, ich …«
    »Und jetzt beweg deinen Arsch gefälligst hierher, sonst bekommen wir Stress. Ich meine so richtig Stress, Jule.«
    »Klar … ich …« Tututut, Telefonat beendet. Und endlich kam Schwung ins Hirn. Sie hatte Ewa abgehängt, unbemerkt und ungewollt, jedoch zweifellos fahrlässig. Autsch. Reumütig machte Jule die Kehrtwende und eilte zurück, so zügig es der Obstkorb zuließ. Sie keuchte die Stufen hinauf. Ihre Süße hockte auf einer Bank, mit angewinkelten Beinen, das Kinn auf die Knie gestützt und sah in die Ferne, auf das Wasser und auf ein riesiges Containerschiff, das sich an der imposanten Werft-Kulisse von Bloom&Voss vorbei in die weite Welt schob.
    »Estutmirleid«, nuschelte Jule kleinlaut.
    »Gut.«
    »Echt jetzt. Sorry, ich hätte nicht … einfach … und ich hab gar nicht gemerkt, dass du weg …« Jule verstummte, als sie Ewas vorwurfsvollen Blick bemerkte. »Tu-tut mir wirklich leid, ich …« Jule fixierte ihre Stiefelspitzen und zuckte zusammen, als der Kleine über ihre Hand schlabberte.
    Wuffi war also nach wie vor Fan von Frauchen Zwei. Und Frauchen Eins? Räumte

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