Violett ist nicht das Ende
haben einen Hund! Und wir ziehen zusammen, kaufen ein Cabrio, und reden über Kinder, dabei … Gott, ich weiß noch nicht mal deine Lieblingsfarbe, Ewa.«
»Ich mag alle Farben.« Ewa zog sich ein paar Meter zurück zum Bäckerstand.
»Willst du noch mehr Croissants, Süße?«
»Nein, wir üben jetzt.«
»Äh … und was genau?«
»Für unseren Alltag in der Zukunft. Folgende Szene: Du willst mich mit einem Frühstück überraschen. Was kaufst du?«
Jule massierte sich kurz die Schläfen. »Unter der Woche oder am Wochenende?«
»Spielt das eine Rolle?«
»Na aber sicher. Wenn wir zur Arbeit müssen, reicht die Zeit nur für ein flottes Schnittchen. Am Samstag können wir dagegen ausschlafen und danach theoretisch stundenlang essen, weil wir …«
»Dann Wochenende«, entschied Ewa. »Und es gibt beim Bäcker so ein Angebot wie das hier. Also, was nimmst du?«
»Verstehe.« Jule musterte die Auslage. »Da du auf süßes Zeug abfährst, kauf ich natürlich Schokocroissants. Zwei, zur Sicherheit. Und dann noch … hm. Tja. Ich vermute mal, du bist eher so der Baguette-Typ. Ciabatta, Toast, mehr so fluffiger Kram. Dinkel-Hirse-Brote wie das da oben findest du garantiert unsexy, und wenn Deko auf einer Semmel ist, dann stehst du wahrscheinlich auf … Sekunde … hm … Sesam, kein Mohn?«
»Weiter.«
»Liege ich richtig?«
»Erzähl einfach.«
»Aber gib mir doch bitte mal kurz ein grobes Feedback, ob …«
»Ich mag keinen Mohn, korrekt.«
»Schön. Ich nehme also zwei Schoko-Croissants, ein Baguette, drei Ciabatta-Brötchen, dann noch zwei Normale mit Sesam, für mich einen Vollkorn-Vital-Knacker und zum Schluss … öhm …«
»Die Brötchen pack ich zusammen?«
Jule sah auf und direkt in das Gesicht der pausbäckigen Verkäuferin mit Wischmopplocken. Die reichte ihr Baguette und zwei prall gefüllte Tüten.
»Kommt noch was dazu? Sonst macht es acht Euro dreißig.«
Aus Spiel ward Ernst, so schnell konnte es gehen im Leben.
»Ähm … also …« Jule suchte nach Worte. »Das ist ein Missverständnis. Ich wollte eigentlich …«
»Eine Extra-Tüte? Warte, Herzchen, kommt sofort – hier.«
Tja. Überfordert mit der Situation wählte Jule den geringsten Widerstand, griff sich den zusätzlichen Plastikbeutel, verstaute darin die unerwarteten Einkäufe, zahlte und ging mit ihrer Süßen einige Schritte weiter.
»Na ganz toll.« Jule pustete sich eine Strähne aus der Stirn. »Sag mir bitte, dass meine Bogacz-Brötchen-Analyse richtig war und der ganze Kram hier wenigstens deinen Geschmack trifft und …«
»Jule, Mohn ist kritisch, aber grundsätzlich esse ich alles.«
»Aber ich dachte, wir gehen heute frühstücken.«
»Können wir doch. Wir bringen alles zu Mama und Alicja und …«
»Hey! Hallo!«
Das kam vom Obststand, direkt gegenüber. Zumindest wedelte da ein abgebrochener Südländer mit Vollbart, Karohemd und Kugelbauch mit den Armen und strahlte sie an.
»Meinen Sie … äh … uns?« Zögerlich trat Ewa näher.
»Ihr Freunde von Alicja?«
»Äh … ja.« Ewa schluckte. »Woher wissen Sie das?«
»Selbe Jacke, selber Hund.«
»Oh, ach so.« Ewa zupfte am Pelzkragen ihres geborgten Anoraks und tätschelte den Kleinen.
»Freunde von Alicja sind Freunde von Ali. Ich mach euch Angebot. Seht.« Übermütig griff sich der Obst-Typ einen geflochtenen Korb und packte los: Bananen, Äpfel, Apfelsinen …
»Stopp«, schritt Ewa ein.
»Nix Stopp. Noch lange nix Stopp. Für Freunde gibt Ali nur beste Ware, immer.« Also noch paar Kiwis oben drauf, Weintrauben, Erdbeeren, eine Ananas, Mango, Honigmelone …
»Schluss!«
»Korb voll, richtig. Macht fünfzehn.«
»Euro?«, ergänzte Ewa schrill.
Ali strahlte. »Mit Korb.«
»Wir wollen keinen Korb.«
»Ist Freundschaftspreis.«
»Aber wir …«
»Okay. Ihr Freunde von Alicja, dann Ali sagt – zehn.«
»Aber …«
»Letztes Angebot. Ganzer Korb, voll allem – zehn.«
»Ne!« Ewa winkte ab. »Das ist zu viel, viel zu viel. Null Interesse, echt jetzt. Komm Jule, wir gehen, wir …«
»Fünf.«
»Wie bitte?«
»Fünf.«
»Ey, ist der taub, Jule? Wir wollen …«
»Deal«, kürzte Jule ab. »Warte, Süße, ich zahl schon.« Erfreut gab sie Ali einen Fünfer und zog weiter, beladen mit Korb.
»Jule, spinnst du? Dieser ganze Fruchtmist …«
»Weißt du, was das alles im Laden kostet? Schon allein die Mango und die Ananas und dieser schicke Korb! Meine Fresse, Fräulein, den hast du wirklich eiskalt in Grund und Boden
Weitere Kostenlose Bücher