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Violett ist nicht das Ende

Violett ist nicht das Ende

Titel: Violett ist nicht das Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Hueller
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Glaubst du, das juckt mich?« Ewa zwinkerte ihr zu. »Sag mal, was gibt es bei diesen Musicalpremieren eigentlich zu essen? Nur so mickriges Fingerfood oder was richtiges?«
    »Süße, könnte es sein, dass du gerade Hunger hast?«
    »Ich habe immer Hunger, Jule.«
    »Du willst um diese Zeit echt ein Fischbrötchen?«
    »Quatsch. Schokocroissant.«
    »Na dann los. Nur …« Jule spielte mit Ewas Fingerkuppen in ihren Händen. »Ich wollte noch sagen, dass …«
    »Was?«
    Sie suchte nach Worten. »Bisher hatte ich immer das Gefühl, ich muss mich entscheiden. Bühne oder Beziehung.«
    »Und das ist bescheuert, Jule. Du brauchst beides, Bühne und Bogacz. Alles andere wäre Käse, so richtig großer Emmentaler mit ofenfrischem Baguette, das …«
    »Oh.« Jule stutzte. »Knurrt der Kleine oder dein Magen, Süße?«
    »Boah, ich könnte gerade eine komplette Bäckerei plündern.«
    Grinsend stupste Jule dem Zwerg auf die Nase. »Und als deine Freundin trage ich das natürlich mit, und gebe dir Deckung, mein Schatz.« Pfefferspray habe ich dabei.

KAPITEL 17

    Verrückt. Ein Sonntag, noch unberührt von der Morgendämmerung, und eine sonst so schlafmützige Jule aalte sich mal nicht im Bett, sondern tummelte sich bei den Aalen, den leblosen, und spazierte einträchtig mit Frauchen und Hund über Hamburgs legendäre Touristenattraktion. Das glaubt mir kein Mensch. Willkommen auf dem Fischmarkt, direkt an der Elbe. Düfte wehten Jule in die Nase, von süß bis deftig. Der Besucheransturm hielt sich noch in Grenzen. So hatten sie genügend Platz in der breiten Gasse zwischen all den bunten Marktständen. Und selbst bei wüstem Gedrängel hätte sich Ewa bestimmt eine Schneise durch die Masse geboxt, geradewegs zur erstbesten Bude mit frischem Backwerk. Da hing sie nun und ließ sich Schokocroissants rüberschieben. Drei genau genommen, Scheiß doch auf die Hüften.
    »Wifpst du mal beifen, Lule?«, fragte Ewa, die glückselig an ihrem Croissant kaute.
    Jule winkte ab. »Iss du ruhig.«
    »Boah, geil. Die schmecken so … so … Willst du wirklich nix?«
    »Ne du, um diese Uhrzeit, da …« Jule schielte auf ihr iPhone und in ihrem Kopf ratterte es los. Oh mein Gott!
    »Was ist, Jule? Stimmt was nicht?«
    »Ewa, wir … wir haben wirklich …«
    »Was denn?«
    »Krass. Einfach krass. Unglaublich eigentlich.«
    »Waaahaaas?« Ewas Stimme wurde genervt. »Spuck’s aus, sofort!«
    »Zweitägiges.« Jule schluckte. »Wirklich, kein Witz, Ewa. Laut meiner Uhr und meiner Erinnerung sind wir nun seit genau, also wirklich so grob in exakt diesen Minuten, seit 48 Stunden ein Paar, bald sogar 49, wir … humpf.« Weich legten sich da Ewas Lippen auf ihre.
    Jubiläum, tröööt, schon das zweite. Hach, was für ein schönes Ereignis. Gleich mal eine Runde Knutschen zum Auftakt. Und danach? Tja, da hatte Jule überall Schoko kleben, leckte sich die Schmiere aus dem Mundwinkel und blickte zum Attentäter.
    Ihre Süße strahlte stolz wie Oscar. »Mega! Das ist wirklich mit Abstand meine längste Beziehung.«
    »Fräulein, nimm es mir nicht übel, aber das klingt …«
    Ewas Miene verfinsterte sich. »Wenn jetzt armselig oder lächerlich kommt, hau ich dir eine rein, Jule.«
    »Bin schon still.«
    »Gut. Das mit dir, das ist nämlich was Besonderes.«
    »Stimmt.« Jule grinste. »Und weil du so tapfer warst, mein Schatz, kriegst du nun …«
    »Ein Geschenk?« Ewas Stimme vibrierte vor Vorfreude.
    »Na klar. Warte, ich kauf dir … oh.« Ein unschönes Kribbeln legte sich in Jules Magengegend.
    »Geld vergessen?«
    »Sü-Süße …« Hilfe. Ihr wurde ein bisschen schlecht. »Ich … hab keine Ahnung.«
    »Wie jetzt? Hast du nun Geld mit oder nicht?«
    »Ich …« Tränenvorboten bahnten sich einen Weg Jules Kehle hinauf. »Ich weiß nicht, was ich dir schenken soll.«
    Ewa gluckste. »Und deshalb machst du jetzt ein Drama?«
    »Ja, verdammte Scheiße!«, platzte es aus Jule heraus. »Ey, ich bin deine Freundin, und kenne nicht mal deine Lieblingsblumen. Tulpe, Primel, Buxbaum – Blackout. Am Ende komme ich dir mit einem fetten Strauß und du willst lieber einen Topf oder Kaktus. Oder du freust dich eher über ein Buddelschiff, wie das da vorne, das hält wenigstens länger als Grünzeug. Es sei denn, es fällt dir runter, dann ist es natürlich auch futsch, aber …«
    »Ssscht, beruhige dich.«
    »Ewa, ich …« Jule rang nach Fassung. »Shit, ich kenn dich so wenig. Lach mich aus, mir schnurz, aber gerade hab ich richtig Schiss. Wir

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