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VIRALS - Jeder Tote hütet ein Geheimnis: Band 3 (German Edition)

VIRALS - Jeder Tote hütet ein Geheimnis: Band 3 (German Edition)

Titel: VIRALS - Jeder Tote hütet ein Geheimnis: Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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großen Zeder hinter mir stand. Die graue Wölfin musterte mich still und machte Platz für ihren Gefährten, einen Deutschen Schäferhund, den ich Polo getauft hatte. Hinter ihnen beschäftigte sich Coops Bruder mit einem Stock, den er abwechselnd schüttelte und zerkaute.
    » Lauf«, sagte ich.
    Coop sprang ins Gebüsch und die anderen Hunde und Hundeartigen folgten ihm.
    » Mit einem Wolfsrudel abzuhängen, ist einfach verrückt.« Ben stand trotz der milden Temperaturen Schweiß auf der Stirn. » Ob die Mutter deines Köters nun dabei ist oder nicht.«
    » Sei kein Baby«, stichelte ich. » Sie sind doch quasi Schoßhündchen.«
    » Schoßhündchen beißen dir nicht das Gesicht kaputt. Oder fressen dich.«
    » Hey, wir sind auch ein Wolfsrudel, schon vergessen?« Ich fand den Wildwechsel, auf dem wir nach Tern Point gekommen waren, und trabte in den Wald. » Warum sollten wir Angst voreinander haben?«
    Ben antwortete nicht. Er hatte sich immer noch nicht so recht mit dieser Tatsache angefreundet. Nicht so wie ich jedenfalls.
    Es ging um Folgendes: Im letzten Frühjahr hatte ein heimtückischer Supervirus meine Freunde und mich erwischt. Mich. Hiram. Shelton. Ben. Und natürlich meinen Wolfshund Coop.
    Der Übeltäter war ein Erreger, den Dr. Marcus Karsten, der frühere Boss meines Vaters, im Loggerhead Island Research Institute entwickelt hatte. Um das große Geld zu verdienen, hatte Karsten rücksichtslos DNA zweier verschiedener Sorten Parvoviren kombiniert und dabei versehentlich einen ganz neuen Stamm erzeugt. Ein richtiges Prachtexemplar.
    Unglücklicherweise war dieser böse kleine Keim auf Menschen übertragbar. Wir hatten uns angesteckt, als wir Coop retteten, der von Karsten für seine Experimente entführt worden war.
    Zuerst brach die Krankheit aus. Kopfschmerzen. Fieber. Bewusstlosigkeit. Und so weiter.
    Darauf folgten die Veränderungen. Wir entwickelten uns. Oder verwickelten uns. Miteinander.
    Selbst heute kann ich es noch nicht genau beschreiben. Meine Gedanken biegen und winden sich und melden sich aus neuen Tiefen meines Unterbewusstseins. Meine Sinne schalten in den Hyperantrieb und werden schärfer als menschenmöglich.
    Manchmal verliere ich die Kontrolle über mich und unterliege primitiven Instinkten. Fremden Impulsen. Einem tierischen Trieb zu jagen, zu fressen oder zu kämpfen. Bei den anderen ist es genauso. Meistens.
    Die Krankheit ging schließlich vorüber, doch die Veränderungen blieben. Unsere Körper waren mutiert. Der winzige virenförmige Eindringling hatte unseren Gencode neu geschrieben und Hunde- DNA in unsere Doppelhelixe gemogelt.
    Hatte uns umgemodelt und den Wolf in die Konstruktionspläne unserer Zellen eingeschleust.
    Hatte uns zu einem Rudel zusammengeschmiedet.
    Jetzt sind wir die Virals. Vom Virus geprägt.
    Das Schlimmste an der Sache ist, dass wir nicht einmal wissen, ob wir die Krankheit besiegt haben. Oder ob die Veränderungen endgültig sind. Kann die Wirkung vielleicht stärker werden? Oder nimmt sie im Laufe der Zeit ab? Wir haben keine Ahnung. Da Karsten tot ist, haben wir auch keinen Zugriff mehr auf das Virus.
    Aufgegeben haben wir deshalb nicht. Beileibe nicht. Wir haben die Antworten zwar noch nicht, aber wir beabsichtigen, sie zu finden. Wie? Daran arbeiten wir.
    Ben und ich folgten dem Pfad zu einer kleinen Lichtung.
    Piep! Piep!
    Ben warf mir einen wissenden Blick zu. Ich verdrehte nur die Augen. Offensichtlich suchte Hi immer noch.
    Piep! Piep! Piep!
    Als wir die Wiese betraten, hörte ich aufgeregte Stimmen.
    » Wie lange denn noch?« Shelton Devers schob sich die klobige Hornbrille auf die Nase hoch. » Das war schon langweilig, bevor du überhaupt angefangen hast.«
    Shelton ist klein und dürr, seine Haut so dunkel wie Schokolade, und seine Gesichtszüge würden auf den Straßen von Kioto nicht auffallen. Schwarzer Vater. Asiatische Mutter. Ihr wisst schon.
    Shelton stand mit verschränkten Armen mitten auf der Lichtung und die Langeweile war ihm ins Gesicht geschrieben. Er trug ein gelbes Kapuzen-Shirt mit Retro-Pacman-Aufdruck und eine übergroße Basketballhose, die an seinem mageren Körper schlackerte wie Kleidung auf einem Bügel.
    » Reg dich doch nicht gleich so auf!«, gab Hiram Stolowitski zurück. » Haben wir nicht schon einmal einen vergrabenen Schatz gefunden?«
    » Der perfekte Grund, damit aufzuhören«, erwiderte Shelton. » Für dieses Leben haben wir unsere Quote erfüllt.«
    » Fast.« Hi wandte seine Aufmerksamkeit wieder

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