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VIRALS - Nur Die Tote Kennt Die Wahrheit

VIRALS - Nur Die Tote Kennt Die Wahrheit

Titel: VIRALS - Nur Die Tote Kennt Die Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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vorn.« Hi zeigte in Richtung Inland, wo sich in einigen hundert Metern Entfernung ein steiler Hügel im Mondlicht erhob. Eine gezackte Silhouette krönte seine Spitze.
    » Hier ist es zu sumpfig, um an Land zu gehen«, sagte Ben.
    » Versuchen wir’s ein bisschen weiter nördlich.« Hi schaute auf sein iPhone. » Da ist ein Strand.«
    Shelton nickte hingebungsvoll. » Ich gehe hier jedenfalls nicht ins Wasser. Ist doch die reinste Alligatorküche.«
    Fünf motorisierte Minuten brachten uns zu einem weißen Strand, der sich an der Nordseite der Insel entlangzog. Zwanzig Meter weiter im Inland erstreckte sich eine Reihe mannshoher Dünen bis zu einer weiten Grasfläche. Der mondbeschienene Hügel zeichnete sich vage vor dem dunklen Hintergrund ab.
    Ben manövrierte die Sewee so nah an den Strand wie möglich.
    » Vom Strand geht ein Pfad ab.« Hi steckte sein iPhone in die Tasche. » Der Turm ist einen knappen Kilometer weit weg.«
    Chance ließ seinen Blick über den Strand schweifen. » Wer lebt hier?«
    » Tiere«, antwortete Ben.
    » Geht’s auch etwas genauer?«
    » Die Webseite des Naturschutzgebiets listet Hirsche, Waschbären, Alligatoren und ein paar kleinere Geschöpfe wie Eichhörnchen und Eidechsen auf.« Shelton schnürte seine Tennisschuhe auf. » Aber vor allem gibt’s hier jede Menge Vögel. Über zweihundert Arten.«
    » Wildenten und Spießenten.« Ben schaltete den Motor aus und warf den Anker über Bord. » Strandläufer, Große Gelbschenkel, Waldsänger, Sperlinge, Spechte… aber das sagt dir sicher eh nichts.«
    » Red ruhig weiter«, entgegnete Chance. » Aber wundere dich nicht, wenn ich dir irgendwann eins überbrate.«
    » Hört auf«, sagte ich. » Lasst uns an den Strand gehen.«
    Wir teilten die Ausrüstung unter uns auf. Die Nikes um meinen Nacken geschwungen und die Grabungswerkzeuge auf meinen Rücken geschnallt, ließ ich mich in die Brandung gleiten und watete ans Ufer. Die Jungs stapften hinter mir her.
    Wieder auf dem Trockenen, stellte ich meine Werkzeugtasche ab und zog meine Socken an. Die anderen bildeten einen Halbkreis, um wieder in ihre Schuhe zu schlüpfen. Der volle Mond tauchte die Landschaft in ein unheimliches bläuliches Licht. Die Taschenlampen blieben ausgeschaltet.
    » Wo genau ist der Turm?«, fragte Ben.
    » Da drüben in den Hügeln.« Hi zeigte in Richtung Süden über die Dünen hinweg. » Hinter dem Strand ist eine Grasfläche. Von dort führt ein Pfad in den Wald hinein. Und irgendwo an diesem Pfad muss sich auch der Turm befinden.«
    » Ich sichte schon mal die Lage.« Ben schulterte meine Werkzeugtasche. » Wenn ich in zehn Minuten nicht zurück bin, folgt mir in südliche Richtung.« Damit stiefelte er auf die nächste Düne zu und verschwand.
    » Ist der immer so?«, fragte Chance.
    Niemand bemühte sich um eine Antwort.
    Ich hatte gerade einen Schuh zugeschnürt, als ich links von mir ein leises Rascheln hörte.
    Ich spähte den Strand hinunter.
    Nichts als mondbeschienener Sand.
    Als ich mich meinem zweiten Schuh widmete, nahm ich ein Geräusch zwischen den Dünen wahr. Als wäre der Sand in Bewegung geraten. Ich kniff die Augen zusammen und versuchte die Geräuschquelle auszumachen.
    » Ben?«, rief Shelton zögernd.
    Zwei gelbe Punkte leuchteten im Dunkeln auf und waren wieder verschwunden.
    » Was war das?«, flüsterte Hi.
    » Pst!« Meine Augen versuchten, die Finsternis zu durchdringen.
    Zwei Schatten streiften durch das dichte Plattährengras. Zwei bernsteinfarbene Punkte blitzten auf, jetzt näher. Schossen zur Seite. Verschwanden.
    Ich zählte zwei und zwei zusammen.
    Augen, die uns umkreisten.
    Ich wollte eine Warnung ausstoßen, doch ein Knurren ließ mich innehalten.
    Das Knurren kam jetzt aus mehreren Kehlen und schwoll zu einem aggressiven, unheilvollen Chor an.
    Chance ging tief in die Hocke. » Hört sich nicht besonders freundlich an.«
    » Ich hab ganz vergessen, euch was zu erzählen.« Auf Sheltons Brillengläsern spiegelte sich das Mondlicht. » Nächstes Jahr will der Naturschutzbund auf Bull Island wieder Wölfe ansiedeln.«
    » Offenbar haben sie die Aktion vorgezogen«, flüsterte Hi.
    Drei Silhouetten streunten über die Dünen. Geschmeidig. Vierbeinig.
    » Da vorn!« Hi zeigte nach rechts. » Wölfe. Ganz schöne Brocken.«
    Chance zeigte nach links. » Dort auch.«
    Als ich vor Schreck zusammenzuckte, nahm direkt vor mir ein Tier Gestalt an. Rasch registrierte ich die Einzelheiten. Großer, dreieckiger Kopf. Kräftige

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