Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
VIRALS - Nur Die Tote Kennt Die Wahrheit

VIRALS - Nur Die Tote Kennt Die Wahrheit

Titel: VIRALS - Nur Die Tote Kennt Die Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
Vom Netzwerk:
ab und hielten nördlichen Kurs.
    Im Westen stand der Vollmond tief über dem Horizont. Hell. Pünktlich. Er leuchtete wie ein riesiges weißes Auge, was den Einsatz von Taschenlampen überflüssig machte.
    Schweigend glitten wir über die Wasseroberfläche und hingen unseren Gedanken nach. Die einzigen Worte, die gelegentlich gewechselt wurden, betrafen den genauen Kurs.
    Ben kreuzte die Mündung des Hafens, fuhr um Sullivan’s Island herum und steuerte The Cove an. Wir hatten uns entschieden, den Intracoastal Waterway zu nehmen– einen teils natürlichen, teils von Menschenhand geschaffenen Kanal, der zwischen den vorgelagerten Inseln und dem Festland hindurchführte. Nach Sonnenuntergang über das offene Meer zu fahren, wäre zu riskant gewesen.
    Es dauerte nicht lange, bis wir das Blockhaus der Claybournes erreichten, aus dem wir gestern Abend geflohen waren. Es lag still im Dunkeln. Während wir weiter gen Norden fuhren, zogen rechts von uns mehrere Inseln vorbei. Sullivan’s. Isle of Palms. Dewees.
    Dann verengte sich der Kanal. Die Zeichen für ein menschliches Eingreifen in die Natur wurden immer spärlicher, während wir in dichtes, unberührtes Marschland vordrangen. Die einzigen Geräusche, die wir hörten, waren die Rufe nachtaktiver Vögel sowie gelegentliches dumpfes Platschen.
    Wir drängten uns auf unserem kleinen Wasserfahrzeug zusammen, der Tatsache sehr bewusst, dass der Mensch in dieser wilden, ursprünglichen Natur des Lowcountry allenfalls ein ungebetener Gast ist.
    Nach einer gefühlten Ewigkeit deutete Ben auf einen schwarzen Umriss, der rechts von uns auftauchte.
    » Das ist die Südspitze von Bull Island«, sagte er. » Das Hochland befindet sich eher im Norden.«
    » Sollen wir hier ankern?«, fragte ich.
    » Wir müssen noch ein Stück den Kanal hinauf«, antwortete Ben. » Er ist zwar ziemlich unwegsam, führt aber direkt zur Sewee-Bucht. Von dort aus können wir mitten durch das Sumpfland fahren, bis wir einen der Strände erreichen.«
    » Können wir uns nicht ein bisschen beeilen?«, fragte Hi in die Finsternis hinein. » Ich komme mir vor wie in Jurassic Park auf Crack. Und ich hab keine Lust, von einem Velociraptor verspeist zu werden.«
    Unser Wasserweg war jetzt so schmal und das Blätterdach über unseren Köpfen so dicht, dass vom Mondlicht nichts mehr zu sehen war. Je langsamer wir vorankamen, desto größer wurde meine Beklommenheit.
    Endlich öffnete sich der Kanal zu einer weiten, den Gezeiten unterworfenen Wasserfläche. Hier und da wurden Anleger sichtbar. Ben fuhr ein Stück am Ufer entlang, ehe er in ein Gewirr winziger Wasseradern hineinglitt. Shelton saß neben ihm und gab über das GPS seines iPhones den Kurs an.
    Nachdem wir uns eine Weile im Zickzack bewegt hatten, fuhren wir in den kleinen Hafen von Bull ein. In der Nähe hörte ich die Brandung des Atlantik.
    » Da bläst sie!« Ben zeigte auf die Landmasse, die sich vor ihnen auftürmte. » Oneiscau. Bull Island.« Zu Hi: » Du hast die Karte auf deinem Handy?«
    » Klar.« Hi tippte auf das Display seines Smartphones.
    » Wo lang?«, fragte Ben.
    » Wir sollten in der Nähe des Wachturms ankern«, antwortete Shelton.
    » Warum?«, fragte Hi.
    Sheltons Zähne schimmerten im Mondlicht. » Nenn es Intuition.«
    » Keine Zeit für Experimente. Wir haben einen engen Zeitplan«, gab ich zu bedenken.
    » Ich hab eine Idee«, sagte Shelton. » Vertraut mir.«
    » Dir vertrauen heißt, dass ich gleich nass werde«, grummelte Hi. » Wehe, es lohnt sich nicht.«
    Shelton gab ihm einen Klaps auf die Schulter. » Dich im nassen T-Shirt zu sehen, ist Belohnung genug.«
    » Wo geht’s zur Festung?«, fragte Ben.
    » Hart steuerbord.« Auf His Display waren leuchtend blaue Umrisse zu erkennen. » Der Wachturm liegt nahe der nordöstlichen Ecke der Insel.«
    Ben glitt nahe dem Ufer an dichtem Wald vorbei. Virginia-Eichen und Palmettopalmen konkurrierten mit Zedern, Weihrauch-Kiefern und üppigen Magnolien um Platz. Das Gestrüpp des Unterholzes ließ keinen Blick auf das Innere der Insel zu. Wie auf Loggerhead, dachte ich.
    Während sich die Sewee langsam ihren Weg bahnte, ging das Waldgebiet allmählich in Marschland über. Das Wasser, aus dem verschiedene Schilfgräser ragten, wurde immer seichter. Frösche quakten. Insekten sirrten um uns her.
    » Bull Island hat eine riesige Alligatorpopulation«, flüsterte Ben. » Haltet also die Augen offen.«
    » Ich kann dieses Marschland nicht ausstehen«, brummte Shelton.
    » Da

Weitere Kostenlose Bücher