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VIRALS - Nur Die Tote Kennt Die Wahrheit

VIRALS - Nur Die Tote Kennt Die Wahrheit

Titel: VIRALS - Nur Die Tote Kennt Die Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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vierbeinigen Gastgeber aus den Augen zu lassen.
    Das Leittier schaute mich noch kurz an, drehte sich dann um und trottete über die Dünen davon. Die anderen Wölfe folgten ihm in einer Reihe.
    » Sie sind weg.« Chance stieß ein nervöses Lachen aus. » Einfach so. Sie sind weg.«
    » Ja«, keuchte ich. » Einfach so.«
    Ich krümmte mich zusammen und kotzte in den Sand.

KAPITEL 52
    Wir hatten gerade die Dünen überquert, als ich Ben erblickte, der uns auf dem Pfad entgegenlief.
    » Was ist passiert?«, rief er mit besorgter Miene. » Ist alles okay?«
    » Ja, ja«, antwortete ich. » Wir hatten nur eine kurze Begegnung mit einem Wolfsrudel, und mir ist ein bisschen schlecht geworden.«
    Ben warf mir einen fragenden Blick zu, konnte wegen Chance aber nicht die Frage stellen, die ihm offenbar auf der Zunge lag. Er winkte uns zu sich. » Ich hab den Wachturm gefunden.«
    Ich bemerkte, dass er keine Tasche dabeihatte. » Wo sind meine Werkzeuge?«
    » Beim Fort. Ich hatte plötzlich so ein Gefühl… dass ihr Hilfe brauchen könntet.«
    » Hast du etwa übersinnliche Fähigkeiten?«, fragte Chance spöttisch.
    Bens Kiefer verhärteten sich. » Vergiss es!«
    Wir folgten dem mondbeschienenen Pfad, der in sumpfigeres Terrain hineinführte. Ausgehungerte Insekten stürzten sich freudig auf uns und sagten auch noch allen Freunden und Verwandten Bescheid. Einmal mehr machten wir eine Pause, um unser Insektenspray zum Einsatz zu bringen.
    Während wir weitergingen, pfiff Ben » I’ve Been Working on the Railroad«.
    » Hast du etwa unseren Stalker vergessen?«, beschwerte sich Shelton.
    » Auf dieser Insel muss es tausend Krokodile geben«, sagte Ben. » Ich möchte lieber keines erschrecken, das hier auf dem Pfad sein Nickerchen macht.«
    Noch zehn Schritte. Shelton begann » Who Let the Dogs Out?« zu summen.
    Neben dem Pfad nahm ein Bach Gestalt an, der kurz darauf in einen See mündete. Am Ufer dieses Sees erhob sich der bewaldete Hügel, den wir vom Boot aus gesehen hatten.
    » Der Wachturm muss da oben sein.« Ben zeigte zur Kuppe des Hügels. » Das ist weit und breit der höchste Punkt.«
    Hi kniff die Augen zusammen. » Könnte sein. Ich sehe da oben ein paar Gesteinsbrocken herumliegen.«
    » Hier ist eine Tafel.« Shelton rieb daran und las vor: » ›In der Nähe dieser Stelle landeten am 17. März 1670 die ersten europäischen Siedler, die später einen Ort namens Charles Town gründeten.‹ Mann, ist das lange her.«
    » Hier lang.« Ben führte uns auf einen schmalen Nebenpfad, der auf das Ufer zulief. Sheltons Summen wurde lauter. Und zittriger.
    Zwanzig Meter weiter erreichten wir den Fuß des Hügels. Ben griff sich meine Werkzeugtasche, die er dort deponiert hatte, und nahm einen schwer begehbaren Weg in Angriff, der selbst im Mondlicht kaum zu erkennen war.
    Während wir emporstiegen, gingen mir verschiedene Fragen durch den Kopf.
    Anne Bonnys Gedicht sprach in Rätseln. Hatten wir überhaupt die richtige Übersetzung? Den richtigen Ort? Was sollten wir als Nächstes tun?
    Außerdem war Bull Island so groß und unübersichtlich, dass wir hier jahrelang aufs Geratewohl graben könnten, ohne irgendetwas zu entdecken. Wir brauchten konkrete Hinweise, wenn wir uns auch nur die geringste Hoffnung machen wollten.
    Auf dem Scheitelpunkt angekommen, atmeten wir durch und schauten uns um. Auf der schmalen Kuppe des Hügels befand sich ein Kreis von Steinen. Von diesem Punkt aus konnte man die gesamte Insel überblicken.
    » Seht euch das an!« Shelton war neben einem der Steine in die Hocke gegangen. » Die Steine sind zugehauen worden. Sie müssen das Fundament des Turms gebildet haben.«
    » Also was machen wir jetzt?«, fragte Hi, der die Steine umkreiste.
    » Wir konzentrieren uns auf das Gedicht«, sagte ich. » Die erste Zeile lautet: ›Wenn der Mond hoch am Himmel steht, suche die Leute der Insel.‹«
    » Vollmond auf Bull Island«, sagte Shelton. » So wie jetzt.«
    » Wenden wir uns Zeile zwei zu«, fuhr ich fort. » ›Steh auf dem Aussichtspunkt, halte an deinem Glauben fest und betrachte die See.‹«
    » Hoffentlich ist dieser Aussichtspunkt gemeint«, sagte Hi. » Jetzt müssen wir also nur noch den Glauben bewahren und die See betrachten. Was auch immer das heißen mag.«
    » Das Letzte ist ja wohl nicht schwierig.« Chance streckte den Arm aus. » Da ist der Atlantik.«
    Wir alle ließen unsere Blicke über den schimmernden schwarzen Ozean schweifen, der sich scheinbar endlos in östliche

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