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VIRALS - Nur Die Tote Kennt Die Wahrheit

VIRALS - Nur Die Tote Kennt Die Wahrheit

Titel: VIRALS - Nur Die Tote Kennt Die Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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auf die Mitte des Moccasin Pond.
    Ich war hoch konzentriert. Der Vollmond stand direkt hinter mir und war hell genug, um die Schatten weiter unten deutlich hervortreten zu lassen.
    » Auf dem See ist eine Insel!«, rief ich. » Ein dritter Steinhaufen!«
    Drei steinerne Hügel.
    Drei markante Landmarken, die perfekt mit den drei Punkten von Bonnys Kreuz übereinstimmten.
    Zufall? Nie im Leben.
    » Ein reines Herz soll mich leiten.« Ich schaute durch den Kristall im Herzen des Kreuzes hindurch.
    Und sah nichts.
    » Halt das Kreuz gerade, Tory!«, mahnte Hi.
    » Richtig.« Ich brachte es in die Senkrechte, und zwar so, dass es mit allen drei Punkten übereinstimmte.
    Plötzlich wurde das Mondlicht vom Herzen des Kreuzes gebündelt und zog eine leuchtende Spur über den Himmel.
    » Oh mein Gott!«, stieß Shelton aus.
    » Das ist es!«, sagte Hi.
    » Der Vollmond«, flüsterte Ben.
    Die Spur am Himmel ließ ein Objekt in der Ferne aufleuchten.
    Ich bog meinen Kopf zur Seite, um zu erkennen, was es war, voller Angst, meine Orientierung zu verlieren.
    Es handelte sich um einen riesigen, knochenweißen Baum, dessen skelettierte Äste sich wie teuflische Finger in alle Richtungen ausstreckten.
    » Hab ich dich«, murmelte ich.
    Im nächsten Moment war der Lichtstrahl verschwunden. Ich versuchte angestrengt, mir jedes Detail einzuprägen, weil ich wusste, dass ich keine weitere Gelegenheit bekommen würde.
    » Kannst du nicht ein bisschen ruhiger sitzen?« Chance stützte mit einer Hand meinen Rücken.
    » Es hat geklappt!«, schrie ich und drehte mich aufgeregt hin und her. » Ich weiß, wo wir graben müssen.«
    Dann verlor ich das Gleichgewicht.
    Ben und Hi konnten meinen Fall gerade noch abbremsen. Chance hatte nicht mehr reagieren können.
    » Danke, Jungs.« Ich lag auf dem Rücken, rieb mir die Schulter. » Alles okay mit mir.«
    » Schäm dich«, sagte Shelton. » Hast unsere furchtlose Anführerin doch tatsächlich runterfallen lassen.«
    » Bei einem Reiterkampf würde die keine fünf Sekunden oben bleiben«, grummelte Chance.
    » Ich weiß, wo wir graben müssen! Ich weiß, wo wir graben müssen!«
    » Wo?«, fragten die anderen im Chor.
    » Am Boneyard Beach!«

KAPITEL 53
    Ben bestand darauf, zur Sewee zurückzukehren und von dort aus an der Küste entlangzuwandern.
    » Wir können nicht mitten in der Nacht querfeldein gehen«, sagte er. » Ob Vollmond oder nicht, dort in den Sümpfen sieht man die Hand vor Augen nicht.«
    » Außerdem sind da die Krokos zu Hause«, fügte Hi hinzu.
    » Schönen Dank auch«, sagte Shelton. » Der kleine Umweg macht mir gar nichts aus.«
    Wir verfolgten also unsere Schritte zurück und blieben dann auf einem Wildwechsel entlang der Küste. Der Mond stand nun halb hoch am Himmel. Das Meer war so still und glatt wie Glas, die Luft drückend und schwül. Jeder Moskito des Landes schien sich von unserer schweißglänzenden Haut angezogen zu fühlen.
    Nach einer halben Stunde folgten wir dem Knick nach Süden und erreichten Boneyard Beach.
    Hi deutete auf die gespenstische Szenerie, die sich vor uns auftat. » Das ist der unheimlichste Ort, den ich je gesehen habe. Wie schön, dass wir mitten in der Nacht gekommen sind.«
    Hunderte abgestorbener Bäume lagen über den Strand verteilt, kalkweiß, ausgebleicht von Sonne und Wind. Die Bezeichnung » Knochenfriedhof« passte perfekt. Knorrige Stämme, gewundene Äste. Der Sand bedeckt mit durchlöcherten Muschelschalen und den Panzern längst verendeter Krustentiere.
    » Wir verteilen uns über den Strand«, schlug ich vor. » Wir müssen diesen riesigen Baum finden, dessen Zweige abstehen wie die Haare der Medusa.«
    Langsam nahm ich den Knochenfriedhof in Angriff, blieb alle paar Meter stehen und blickte zum Hügelkamm jenseits des Sees hinüber. Schließlich blieb mein Blick an einer allein stehenden, versteinerten Zeder hängen.
    Der verwitterte alte Stamm hatte einen Durchmesser von etwa drei Metern. Knapp zwei Meter über dem Boden streckte er fünf breite Äste nahezu waagerecht über den Sand. Alle Äste zeigten aufs Innere der Insel, als wollten sie vor dem Meer flüchten.
    An seiner breitesten Stelle sah der ganze Baum wie ein schiefes V aus.
    » Natürlich!«, rief Ben. » Die Hand des Teufels.«
    » Was ist?«, fragte Hi.
    » Die alte Sewee-Legende!« Ben ballte die Faust. » Wisst ihr noch, was mein Onkel mir erzählt hat? ›Wenn der Nachthimmel brennt wie am Tage, dann läuft ein Feuer durch die Knochenfelder und packt die

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