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VIRALS - Nur Die Tote Kennt Die Wahrheit

VIRALS - Nur Die Tote Kennt Die Wahrheit

Titel: VIRALS - Nur Die Tote Kennt Die Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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anzunehmen.
    » Ruhe!«
    Die anderen Virals verstummten. Chance wollte gerade protestieren, überlegte es sich jedoch besser.
    » Lass Tory in Ruhe nachdenken«, flüsterte Hi. » Das hat früher auch schon geholfen, glaub mir.«
    Ich verbannte das Gerede aus meinem Bewusstsein. Etwas an der letzten Zeile ließ mich nicht los.
    » ›Ein reines Herz führt dich durch das Feld der Knochen‹«, wiederholte ich. » Shelton hat recht. Damit muss der Boneyard gemeint sein. Aber das Gedicht hat uns zuerst zu diesem Aussichtspunkt geführt.«
    Ich sprach laut, setzte die Anhaltspunkte zusammen wie Legosteine, versuchte die vage Ahnung an die Oberfläche meines Bewusstseins zu locken.
    » Halte an deinem Glauben fest und betrachte die See. Ich muss hier stehen, obwohl ich zum Strand hinunterwill. Und ich brauche das Kreuz…«
    Warum war das Kreuz so wichtig?
    Ich drehte Anne Bonnys Keltenkreuz in meinen Händen. » Die Spitze krümmt sich nach rechts«, sagte ich. » Warum?«
    Zufall? Ein handwerklicher Fehler? Daran glaubte ich nicht. Die leichte Krümmung machte das Kreuz unverwechselbar.
    Ich drehte das Kreuz mit beiden Händen. Der Kristall in der Mitte glitzerte im Mondlicht.
    Plötzlich kamen die einzelnen Teile in die richtige Reihenfolge– wie die Einkerbungen in Hollis Claybournes Safe.
    » Anne«, flüsterte ich in die Nacht. » Ich verstehe.«
    Die Jungs beobachteten mich schweigend, während ich zum Rand des Abhangs ging.
    » ›Wenn der Mond hoch am Himmel steht, suche die Leute der Insel‹«, zitierte ich. » ›Steh auf dem Aussichtspunkt, halte an deinem Glauben fest und betrachte die See.‹«
    » Das haben wir doch alles längst getan.« Das bisschen Geduld, das Chance anfangs besessen hatte, war längst erschöpft.
    » Pst!«, machten die anderen Virals.
    » Das Kreuz ist der Schlüssel«, sagte ich. » In der letzten Zeile heißt es: ›Ein reines Herz führt dich durch das Feld der Knochen.‹«
    » Großartig. Und wie hilft uns das weiter?«
    » Sieh dir das Kreuz an, Chance. Was siehst du innerhalb des Rings?«
    » Den Kristall… das reine Herz?«
    » Oh mein Gott!«, hauchte Shelton. » Das ist es!«
    Hi schüttelte den Kopf. » Verstehe ich immer noch nicht. Wie soll uns das den Weg weisen?«
    » Was ist das Besondere an diesem Kreuz?«, fragte ich und bewegte es langsam hin und her.
    » Dass es oben leicht gekrümmt ist«, antwortete Ben.
    » Genau. Aber warum ist es gekrümmt?«
    Ich hielt mir das Kreuz vor die Augen und betrachtete die Landschaft dahinter.
    Hatte ein Gefühl in meiner Brust, als hätte jemand ein Streichholz angerissen.
    Zu beiden Seiten von Jack’s Creek erhoben sich identische Hügel. Inmitten der Marschlandschaft schienen sie fehl am Platze zu sein.
    Ich brachte die beiden Hügel in eine Linie mit dem waagerechten Balken von Anne Bonnys Kreuz.
    Es passte perfekt.
    » Was machst du da?«, fragte Chance.
    » Das Kreuz verrät uns den Ort, an dem der Schatz vergraben ist.«
    Hi war der Erste, der mich verstand. » Beweg das Kreuz langsam auf und ab. Wenn der Querbalken mit der Topografie übereinstimmt, müsste dieser Hügel die Grundfläche bilden.«
    Ich befolgte seinen Rat, konnte die Linien aber nicht mehr miteinander in Einklang bringen. » So schaffe ich das nicht.«
    Ben schlug sich gegen die Stirn. » Wir sind zu niedrig. Hier stand doch früher der Wachturm.«
    » Der Höhenunterschied kann aber nicht groß sein«, entgegnete Shelton. » Diese Martello-Türme waren doch klein und gedrungen. Der Boden dürfte nur ein, zwei Meter hoch gewesen sei.«
    » Heb mich mal hoch«, sagte ich zu Ben.
    » Im Ernst?«
    » Natürlich.«
    Chance senkte ein Knie zu Boden. » Steig auf. Ich bin der Größte von uns.«
    Ich schwang meine Beine über seine Schultern. Mit Leichtigkeit stand er wieder auf und umfasste meine Fußgelenke, damit ich besser das Gleichgewicht halten konnte.
    Ich hob das Kreuz. Von meinem neuen Blickwinkel aus war die Lage der Hügel perfekt.
    Mit pochendem Herzen kniff ich ein Auge zu und suchte nach dem Aha-Erlebnis.
    Die gekrümmte Spitze des Kreuzes musste mit irgendeiner Form der Natur übereinstimmen.
    Ich zeigte auf einen dunklen Fleck auf dem Hügelkamm, der Boneyard Beach gegenüberlag. » Ist das Wasser?«
    » Ja, ein kleiner See namens Moccasin Pond«, antwortete Hi.
    » Geh mal zwei Schritte nach links«, bat ich Chance. » Und jetzt einen halben Schritt zurück.«
    Plötzlich passte alles zusammen. Die gekrümmte Spitze des Kreuzes zeigte genau

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