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VIRALS - Nur Die Tote Kennt Die Wahrheit

VIRALS - Nur Die Tote Kennt Die Wahrheit

Titel: VIRALS - Nur Die Tote Kennt Die Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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dritte Sack raubte mir fast die Sinne.
    Als ich ihn öffnete, schlug mir ein fauliger Gestank entgegen. Was sich auch immer darin befinden mochte, es stank nach schmutzigen, mit Schimmel bedeckten Windeln oder nach verdorbenem Fleisch, das zu lange in der Sonne gelegen hatte.
    Ich sank auf die Knie, sicher, mich jeden Moment übergeben zu müssen.
    Doch stattdessen:
    KLICK .
    Blitze zuckten. Mein Blut kochte. Schweiß schoss aus allen Poren. Meine Sinne gerieten in Aufruhr und explodierten. Farben, Geräusche, Gerüche jagten durch mein Hirn.
    Der Schub flutete meine Adern und Nervenbahnen, ungebeten, unberechenbar. Zum zweiten Mal in dieser Woche war der Schub ohne mein Einverständnis in Gang gesetzt worden. Ausgelöst durch ein Pipifax.
    Wie eine Blinde tastete ich nach meiner Sonnenbrille und setzte sie ruckartig auf.
    Atme. Entspann dich. Atme. Entspann dich.
    Langsam kam ich zu mir selbst. Mein Puls beruhigte sich.
    Ich blickte mich nach ungebetenen Beobachtern um. Der Hof war menschenleer. Ich ließ mich auf eine Bank fallen und murmelte ein entspannendes Mantra.
    Alles okay. Alles okay. Alles okay.
    Dann waren meine Ohren plötzlich in Alarmbereitschaft.
    Stimmen, ganz in der Nähe.
    Ashley, Courtney und Madison. Die sechsbeinige Tussi war im Anmarsch.
    FUCK !
    Eine vierte Stimme mischte sich unter ihr Geplapper.
    » Ihr seid wirklich die reinsten Engel, dass ihr all diese Briefe eintütet.« Eine männliche Stimme. Tenor. » Ohne unsere Rundschreiben können wir die Suppenküchen nicht am Laufen halten.«
    » Wir haben Ihnen zu danken, Pastor Carroll«, gurrte Madison. » Es ist uns eine Ehre, Sie in Ihren selbstlosen Bemühungen zu unterstützen. Wir wünschten, wir könnten jeden Tag so gottgefällige Werke tun.«
    » Amen!«, säuselte Ashley. » Gelobt sei der Herr!«
    » Wohltätigkeit ist ganz schön hart.« Courtney. Die Schwachsinnige.
    » Gott segne euch!« Die Stimme des Pastors schwoll vor Stolz an. » Genießt den süßen Tee und den Schatten im Innenhof.«
    Fuck! Fuck! Fuck!
    Schritte entfernten sich.
    Wieder allein, beendete die sechsbeinige Tussi sofort ihre Komödie.
    » Ich dachte schon, der Typ haut nie ab«, sagte Madison. » Ich hab echt keinen Bock mehr, meine kostbare Zeit in beknackten Kirchen zu verbringen. Normalerweise würde ich noch gemütlich im Bett liegen.«
    » Diese Hände sind für Büroarbeit nicht gemacht«, maulte Ashley. » Meine Maniküre ist hin. Ich sollte dem Pastor die Rechnung schicken. Schon allein, weil der uns immer so anglotzt.«
    » Uäh!« Courtney heulte dramatisch auf. » Im Tee ist ja richtiger Zucker drin!«
    » Pfui Teufel!« Ich hörte ein dreifaches Platschen auf dem Pflaster.
    » Warum kann sich mein Chauffeur nicht um solche Sachen kümmern!«, meckerte Ashley. » Ich meine, wo ist der Unterschied?«
    Exklusives Parfum wehte um die Ecke, traf mich wie ein Keulenschlag.
    Sie sahen mich sofort. Ein dreifaches Lächeln entblößte drei perfekte Zahnreihen.
    » Das Inselmädchen!« Madison musterte meine Kleiderhaufen. » Will die sich ein neues Outfit zulegen?«
    » Die klaut bestimmt die Sachen!« Courtney, mit Kuhaugen. » Man sollte sie nicht unbeaufsichtigt lassen.«
    » Nette Sonnenbrille. Modell Ray Charles.« Ein höhnisches Lächeln verzerrte Ashleys hübsches Gesicht. » Und wie unsensibel, sich über die Armen lustig zu machen, indem man sich genauso anzieht wie sie. Die soll sich was schämen.«
    Gegen drei Zicken auf einmal ist kein Kraut gewachsen. Ich wollte schon den Rückzug antreten, als Jason auf der Bildfläche erschien. Sein Kiefer war entschlossen zusammengepresst.
    » Was geht hier vor?« Er warf der sechsbeinigen Tussi einen strengen Blick zu. » Benehmt ihr euch?«
    » Wir unterhalten uns nur.« Madisons verhaltenes Lächeln war unerschütterlich. » Tory hat uns gerade ihr Mülltrennungssystem erklärt.«
    Plötzlich nahm meine Nase einen neuen Geruch wahr, der sich sehr dezent unter den Parfümduft mischte. Er schien aus Madison herauszusickern, bitter und scharf, wie säuerlicher alter Schweiß.
    Angst. Sie war nervös. Sehr nervös.
    Ich suchte Madisons Gesicht ab, wurde jedoch nicht fündig. Ihre selbstgefällige, herablassende Hülle war unverändert. Sie gähnte, als wollte sie sich über meine Entdeckung lustig machen.
    Aber meine Nase war untrüglich. Ihre Coolness war nur gespielt. Jasons Erscheinen hatte sie verunsichert.
    Aus Neugier versuchte ich, auch die verborgenen Gerüche zu identifizieren, die von ihm

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