VIRALS - Nur Die Tote Kennt Die Wahrheit

Titel: VIRALS - Nur Die Tote Kennt Die Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs

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uns, den Schatz zu finden.«
    Short kehrte mit einem flachen Metallbehältnis zurück.
    » Dann benutzen Sie zumindest diesen Behälter für den Transport.« Ohne zu fragen, legte er den Brief hinein. » Und behandeln Sie die Seiten bitte mit äußerster Vorsicht. Sie sind unersetzlich.«
    » Das werden wir tun. Vielen Dank.«
    » Sie können mir danken, indem Sie den Brief wohlbehalten zurückbringen.«
    » Sie können sich drauf verlassen«, versprach Hi.
    » Dann gehen Sie jetzt. Ich habe zu tun.«
    Ohne Eile schlenderten wir dem Ausgang entgegen.
    Ein plötzlicher Gedanke. Ich fuhr herum.
    » Noch eine Frage, Dr. Short.«
    » Bitte?«
    » Haben Sie schon mal den Namen Half-Moon Battery gehört?«
    Short zögerte. » Warum?«
    » Ich interessiere mich für die alten Gefängnisse hier in Charles Town.«
    Short schien mit sich selbst zurate zu gehen. » Dort, wo heute das Exchange Building steht«, begann er schließlich, » befand sich bis zum Jahr 1771 eine Befestigungsanlage, die den Namen Half-Moon Battery trug. Zehn Jahre später, während der Revolution, machten die Briten ein Gefängnis daraus, den sogenannten Provost Dungeon. Die dunkelsten Zellen in Charleston haben sich schon immer an dieser Stelle befunden.«
    » Vielen Dank, Sir.«
    Short sah uns nach, als wir aus dem Saal eilten.
    ***
    » Habt ihr das gehört?« Ich war total aus dem Häuschen. » Der Provost Dungeon ist auf den Ruinen von Half-Moon Battery entstanden. Vielleicht existiert sogar noch die Zelle, in der Anne damals gesessen hat!«
    » Die Gegend stimmt«, sagte Shelton. » Das Exchange Building liegt an der East Bay Street.«
    » Was interessieren euch denn die alten Verliese?«, fragte Ben. » Wollten wir nicht nach irgendwelchen Tunneln suchen?«
    » Mary Reads Brief«, erinnerte ich ihn. » Sie hat geschrieben, dass die Erdarbeiten in der Nähe von Annes Zelle stattgefunden haben. Mit ›Erdarbeiten‹ muss sie die Tunnel gemeint haben, die auf der Schatzkarte abgebildet sind. Ich vermute, dass die Piraten diese Tunnel benutzt haben, um Anne aus Half-Moon Battery zu befreien.«
    » Falls sie befreit wurde«, sagte Shelton.
    » Wir wissen ja nicht genau, ob sie gerettet wurde. Vielleicht hat man sie doch gehängt.«
    » Aber sie muss entkommen sein! Sonst gäbe es doch irgendwelche Dokumente, die ihre Hinrichtung belegen.«
    Die Puzzleteile in meinem Gehirn setzten sich zusammen. » Wir haben gerade erfahren, dass Half-Moon Battery– der Ort, an dem Anne Bonny gefangen gehalten wurde– sich in der Nähe der East Bay Docks befindet«, sagte ich. » Das heißt, dass wir auf der richtigen Spur sind!«
    » Stopp!« Hi blieb stehen. » Was heißt das genau?«
    Wir gingen bis zur nächsten Straßenecke und steckten dort unsere Köpfe zusammen.
    » Fakt eins«, sagte ich. » Anne Bonny hat eine Schatzkarte gezeichnet, die darauf hinweist, dass ihr Vermögen mitten in Charles Town, in der Nähe der East Bay Docks, vergraben wurde.«
    » Du machtst da ziemlich große Sprünge«, sagte Ben, » aber sprich weiter.«
    » Fakt zwei«, fuhr Shelton fort. » Wir haben einen Briefwechsel zwischen Anne Bonny und Mary Read entdeckt, aus dem hervorgeht, dass Anne nach Half-Moon Battery gebracht wurde, einem Gefängnis in Charles Town.«
    Hi nahm den Faden auf. » Fakt drei: Marys Brief weist auf einen möglichen Fluchtversuch hin. Fakt vier: Der Brief lässt ebenfalls vermuten, dass sich der Schatztunnel in der Nähe von Annes Zelle befand.«
    » Fakt fünf«, ergänzte Shelton. » Das Gefängnis war nahe an den Docks.«
    » Woraus ich folgenden Schluss ziehe«, sagte ich. » Weil die Tunnel mit dem Schatz in der Nähe von Annes Gefängniszelle waren, dürften sie bei ihrer Befreiung eine entscheidende Rolle gespielt haben.«
    Wir hielten einen Moment inne, um die gesammelten Erkenntnisse zu verdauen.
    » Zeitsprung: fünfzig Jahre später«, sagte Hi plötzlich. » Das Exchange Building wurde auf den Überresten von Half-Moon Battery errichtet. Aus den Kellerräumen sind später die Zellen des Provost Dungeon hervorgegangen.«
    » Okay«, sagte Ben. » Nehmen wir an, die auf der Karte eingezeichneten Tunnel befinden sich immer noch in der Nähe des heutigen Gefängnisses. Was machen wir dann?«
    » Wir gehen rein und schauen uns um«, antwortete ich.
    » Und wie machen wir das?«, fragte Ben.
    Die Antwort kam wie aus einem Mund.
    » Die Geistertour!«

KAPITEL 23
    Ich drehte den berstend vollen Plastiksack um und leerte ihn aus. Zerknitterte Kleider