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VIRALS - Nur Die Tote Kennt Die Wahrheit

VIRALS - Nur Die Tote Kennt Die Wahrheit

Titel: VIRALS - Nur Die Tote Kennt Die Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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ausgingen. Ich nahm etwas Fragiles, Brüchiges wahr, wie Asche, mit heißem Kleber vermischt. Zorn.
    Meine Besorgnis ließ nach. Wie sollten diese Zicken mich einschüchtern können? Die verzogenen Prinzesschen. Ich besaß Fähigkeiten, die jenseits ihrer Vorstellungskraft lagen. Konnte es ihnen mit gleicher Münze heimzahlen.
    Zeit, meine Instinkte zu testen.
    » Jason?«, fragte ich mit breitem Lächeln. » Steht dein Angebot noch?«
    » Äh…« Jason schaute mich fragend an.
    » Fährst du mich nach Hause?«, fügte ich rasch hinzu.
    Wenn er jetzt Nein sagt, stehst du da wie der größte Trottel.
    Aber ich hätte mir keine Sorgen zu machen brauchen.
    » Aber natürlich!« Jasons Gesicht leuchtete auf. » Vielleicht können wir unterwegs noch einen Happen essen.«
    » Ja, liebend gern!« Ich zeigte meine hübschen Wimpern. Leider zwecklos hinter der Sonnenbrille.
    Der nervöse Geruch, den Madison verströmte, vermischte sich mit bitterer Wut. Dann machte sich ein drittes Aroma bemerkbar, das völlig neu war. Rau und schleimig zugleich, wie zerrupfter giftiger Efeu, mit Schlamm vermischt.
    Neid. Madison stank nach Eifersucht.
    Doch die Fassade hatte nicht einen Riss bekommen. Madison wölbte die Hände um ihren Mund, flüsterte Ashley etwas zu und kicherte über ihren eigenen Witz.
    Bilde ich mir das alles nur ein? Verliere ich langsam den Verstand, weil ich mir einbilde, ich könnte die Gefühle anderer Leute riechen?
    Ich spürte immer noch das Brennen meines Schubs. Geschützt von meinen dunklen Gläsern, testete ich sogleich meine anderen Sinnesorgane.
    Im Kreuzstich auf Courtneys Minirock sah ich einen Fehler, hörte das Ticken von Jasons Armbanduhr, spürte winzige Sandkörner in meinen Schuhen, schmeckte die Schmutzpartikel, die von den Plastiksäcken aufstiegen.
    Aufregend. Ein bösartiges Supervirus hatte in meiner DNA herumgepfuscht, aber die Nebenwirkungen waren nicht zu verachten.
    Und meine außerordentlichen Fähigkeiten hatten mich noch nie getrogen.
    Also vertraute ich meinen Instinkten und trieb meine List voran.
    » Ich muss diese Haufen hier zur Wäscherei bringen«, sagte ich zu Jason, » aber die sind unheimlich schwer. Ich könnte ein bisschen Muskelkraft gebrauchen.«
    Jason straffte die Schultern und wölbte den Brustkorb. » Kein Problem, das haben wir gleich.« Er raffte einen Haufen Hosen zusammen. » Tut euch keinen Zwang an, Ladys, ihr könnt ruhig mithelfen.«
    Die sechsbeinige Tussi war erstarrt. Ich sog noch einmal tief Luft in meine Nasenlöcher und roch neue Bestandteile. Schnee. Gekühlte Orchideen. Tote Blätter.
    Seltsame Eindrücke, aber die Gefühle, die ihnen zugrunde lagen, waren eindeutig.
    Bestürzung. Enttäuschung.
    Die Mädchen hassten es, dass Jason mir half. Und was am schlimmsten war: Er hatte ihnen die kalte Schulter gezeigt.
    Pech gehabt.
    Ich nahm einen Haufen Sweatshirts auf den Arm und ging, ohne mich noch einmal umzudrehen, der Kirche entgegen. Die sechsbeinige Tussi ignorierte mich, aber der Geruch der Enttäuschung umhüllte sie wie eine zweite Haut.
    Jason wartete an der Mauer auf mich, einen riesigen Kleiderberg zwischen seine Arme gepresst, und lächelte mich dümmlich an.
    » Nach dir«, keuchte er.
    KLACK .
    Blut schoss in meinen Kopf und ließ mich fast ohnmächtig werden. Meine Beine zitterten, gaben jedoch nicht nach. Die Welt nahm wieder ihre normale Gestalt an. Plötzlich fühlte ich mich klein und schwach.
    Ich tat so, als würde ich jeden Moment unter meiner Last zusammenbrechen, fest entschlossen, mir den seltenen Moment des Triumphs nicht kaputt zu machen. Jason bemerkte mein Unwohlsein. » Alles okay mit dir? Ich kann dir die Sachen gleich abnehmen.«
    » Danke. Ich hab nur eine Weile nichts gegessen.«
    » Das lässt sich ändern.« Breites Lächeln. » Verlass dich ganz auf mich.«
    Die sechsbeinige Tussi sparte sich jeglichen Abschiedsgruß und strebte schweigend der Kirche entgegen.
    » Macht’s gut, ihr drei!« Ich konnte es mir nicht verkneifen. » Bis bald!«

KAPITEL 24
    Ben ging nicht mehr an den Apparat.
    Von aufrichtigem Bedauern erfüllt, hinterließ ich eine weitere Nachricht auf seiner Mailbox. Ben konnte ziemlich nachtragend sein, und wenn ich jetzt in Ungnade gefallen war, dann womöglich für längere Zeit.
    Bevor wir von Saint Michael’s aufgebrochen waren, hatte ich ihm eine SMS geschickt. Leider hatte Ben zu diesem Zeitpunkt schon die Hälfte der Strecke zurückgelegt, um mich abzuholen. Als ich ihn darüber informierte,

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