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VIRALS - Nur Die Tote Kennt Die Wahrheit

VIRALS - Nur Die Tote Kennt Die Wahrheit

Titel: VIRALS - Nur Die Tote Kennt Die Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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landeten auf den Steinplatten. Mein fünfter Haufen. Kleidungsstücke, die nicht zusammenpassten, sortierte ich zu kleineren Haufen.
    Freitag. Sieben Uhr morgens. Die Saint Michael’s Kirche an der Broad Street.
    Meine Cotillion-Tanzgruppe engagierte sich für eine Altkleidersammlung, und ich war beauftragt worden, mich um die Kleiderspenden zu kümmern. Zum Beweis, dass die Gemeindemitglieder den Aufruf beherzigt hatten, türmten sich zu meiner Rechten unzählige schwarze Plastiksäcke auf.
    Gemeinnützige Arbeit ist ein fundamentaler Bestandteil des Debütantinnensystems, weil sie den Deckmantel der Mildtätigkeit über die snobistischen Exzesse breitet. Jeden Monat beteiligten wir uns an mindestens einem großen Projekt.
    Aber ich will mich nicht beklagen. Diese Form der Nächstenliebe ist zumindest ein positiver Nebeneffekt dieser dämlichen Tradition. Menschen zu helfen, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen, ist der einzige Teil des Cotillion, der mir Spaß macht.
    Ich warf ein muffiges Flanellhemd auf einen Haufen und rümpfte die Nase, als mir der Geruch von Schweiß und altem Tabak in die Nase stieg.
    Okay, » Spaß macht« ist vielleicht übertrieben. » Mit Zufriedenheit erfüllt« passt besser.
    Während meine Hände wie von selbst arbeiteten, war mein Kopf schon mit dem Abend beschäftigt. Wir Virals würden später noch an » Fletchers Geistertour« teilnehmen. Da Wochenende war, hatte Kit nachgegeben und mir bis zehn Uhr Ausgang gewährt.
    Fast hätte ich meinen morgendlichen Einsatz vergessen. Die aufregenden Ereignisse des gestrigen Tages hatten den Cotillion vorübergehend aus meinem Gedächtnis gestrichen. Nur Whitney hatte aus irgendeinem Grund daran gedacht und mir vor einer guten halben Stunde eine Erinnerungs- SMS geschickt.
    Was auch mein Outfit erklärte: Outdoor-T-Shirt, kurze Sporthose, Sandalen, fettiger Pferdeschwanz und eine Doppelportion Deo.
    Ich hatte sogleich angeboten, draußen zu arbeiten. Allein. Niemand hatte etwas dagegen gehabt.
    Saint Michael’s ist die älteste Kirche in Charleston. Ihr berühmter schneeweißer Turm mit der goldenen Wetterfahne ragte gut zweihundert Meter über mir in die Höhe.
    Im Innenhof war es angenehm kühl. Weiße getünchte Ziegelbauten beschatteten die grasbewachsene Anlage, die von einem gepflasterten Laubengang gesäumt wurde. In der Mitte des Platzes bildeten ein paar Steinplatten eine kreisrunde Fläche mit vier geschwungenen Bänken, die mir jetzt als Unterlage für meine verschiedenen Kleiderhaufen dienten.
    Ich sortierte die Kleider zunächst nach Geschlecht, um danach die Erwachsenen- von den Kindergrößen zu trennen. Ich griff mir eine schmuddelige Schlaghose und schmiss sie auf den entsprechenden Haufen. Vielleicht konnte die irgendein Collegestudent für eine 70er-Jahre-Party gebrauchen. Kann ja auch sein, dass Schlaghosen mal wieder modern werden. Wer weiß?
    Jason brachte mir drei weitere Müllsäcke.
    » Die haben sie im Keller des Pfarrhauses entdeckt.« Mit einem Ächzen ließ er die Tüten fallen. » Viel Spaß.«
    » Bin begeistert.«
    » Irgendwas Interessantes für mich dabei? Das Zeug würde echt einen fiesen Retro-Look abgeben.«
    » Hier ist ein überdimensionales Footballtrikot. Das ist bestimmt zwei, drei Dollar wert.«
    » Mich reizt eher der Kilt.«
    » Sehr clever.«
    Jason tippte sich an die Schläfe. » Clever bin ich immer.« Dann, nach einer Pause: » Wie kommst du eigentlich nach Hause? Ich kann dich fahren. Macht mir nichts aus.«
    » Danke, aber Ben holt mich ab.«
    » Ben.« Jason schüttelte den Kopf. » Ich glaube, du nimmst das mit der gemeinnützigen Arbeit zu ernst.«
    » Das Thema ist tabu«, warnte ich ihn. » Ben ist ein guter Freund von mir.«
    » Er ist ja auch wirklich bezaubernd. Sag ihm, dass ich ihn vermisse.«
    Ich enthielt mich eines weiteren Kommentars. Ich konnte die Leute ja nicht zwingen, sich sympathisch zu finden.
    » Wenn du’s dir anders überlegst, meine Karre steht vorne an der Straße.«
    » Danke«, sagte ich. » Jetzt geh lieber wieder an die Arbeit. Gott sieht alles.«
    » Adios.«
    Ich arbeitete mich durch zwei weitere Plastiksäcke hindurch und wandte mich dann den Sachen aus dem Pfarrhaus zu. Die Säcke waren alt und schmutzig, das Plastik trocken und rissig. Ohne Jacks Erklärung hätte ich sie zweifellos für Müllsäcke gehalten.
    Super.
    Der erste Sack enthielt Dutzende von verschlissenen, fleckigen Handtüchern. Der zweite mehrere mottenzerfressene Talare.
    Der

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