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VIRALS - Nur Die Tote Kennt Die Wahrheit

VIRALS - Nur Die Tote Kennt Die Wahrheit

Titel: VIRALS - Nur Die Tote Kennt Die Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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Norden und nahmen dann den Weg über Johns Island in südöstliche Richtung. Minuten später rollten wir über die Brücke nach Wadmalaw Island und folgten den Schildern nach Rockville. Mehrere Kilometer vor dem kleinen Dorf bog Ben nach rechts auf einen schmalen Privatweg ab.
    » Da vorne ist ein Wachhäuschen«, warnte ich.
    In einem kleinen Verschlag saßen drei uniformierte Beamte, jeder von ihnen mit einer Pistole bewaffnet, die Blicke auf einen Fernseher gerichtet. Wir hielten am Tor an und warteten.
    Es dauerte einige Zeit, bis sich einer der Wächter vom Bildschirm losriss und auf die Fahrerseite neben Bens Fenster trat. Kahlköpfig und gedrungen und weit jenseits der vierzig, trug er ein Namensschild, das ihn als ›Officer Mike Brodhag‹ auswies.
    » Name?« Gelangweilt und leicht gereizt.
    » Tory Brennan«, antwortete ich vom Beifahrersitz aus.
    » Ausweis?«
    Ich reichte ihm den Bibliotheksausweis der Bolton Prep.
    Brodhags Augen wanderten zu Hi und Shelton auf der Rückbank, ehe sie wieder mich anschauten. Wir alle trugen die Bolton-Prep-Schuluniform.
    » Ihr Anliegen?«
    » Wir sind Abgesandte des Schülerrats der Bolton Academy«, entgegnete ich fröhlich. » Wir möchten Chance Claybourne mit dem diesjährigen Preis für humanes Engagement auszeichnen.«
    Brodhag schien unbeeindruckt. » Ist das mit einem der behandelnden Ärzte abgesprochen?«
    » Ich habe mit…«– ein kurzer Blick auf meine Unterlagen– » …Dr. Javier Guzman gesprochen. Er erwartet uns.«
    Brodhag stapfte zum Wachhäuschen zurück und nahm einen Telefonhörer zur Hand.
    » Preis für humanes Engagement«, flüsterte Hi. » Da ist das Dümmste, was ich je gehört habe. Und warum sollten wir den an jemand verleihen, der einen Dachschaden hat?«
    » Pst.« Ich ließ Brodhag nicht aus den Augen. » Ich finde, es soll sich ruhig ein bisschen offiziell anhören.«
    Brodhag legte wieder auf und kehrte mit einem gelben Besucherpass zu uns zurück.
    » Fahren Sie direkt zum Gebäude und stellen Sie den Wagen auf dem Besucherparkplatz ab.« Mit monotoner Stimme. » Halten Sie unterwegs nicht an und lassen Sie den Besucherpass sichtbar in Ihrem Fahrzeug liegen.«
    Wir rollten durch dichtes Sumpfgebiet. Die Zufahrt wurde von riesigen Farnen und Trauerweiden gesäumt, die einen natürlichen Tunnel bildeten. Der Geruch von Brackwasser und das Sirren der Insekten erfüllten die Luft.
    Nach zwanzig Metern auf der Teerdecke hatten die Seitenstreifen ein Ende, und die Straße ging in eine Brücke über, die über ein seichtes, den Gezeiten unterworfenes Gewässer führte. Schilfgras und Papyrus wuchsen aus dem Wasser empor. Dreifarbige Fischreiher suchten auf spindeldürren Beinen nach Nahrung.
    » Bestes Krokoland hier«, sagte Ben. » Schau dir mal die Sandbänke an.«
    In mehreren hundert Metern Entfernung, auf der Kuppe eines kleinen Hügels, erhob sich ein massives Gebäude, das wie ein mittelalterlicher Albtraum aussah.
    » Die Grundstücke hier bilden eigene kleine Inseln«, sagte Shelton. » Ganz schön unheimlich.«
    » Mehr Sicherheit geht nicht«, sagte Hi. » Diese Straße ist der einzige Zufahrtsweg.« Nach weiteren vierhundert Metern erreichten wir die Klinik. Das mächtige Steingebäude wirkte mit seinen drei Stockwerken, dem Graben und der Zugbrücke fast wie eine richtige Burg.
    Ben parkte auf einer Kiesfläche neben dem Haupteingang. Ein lächelnder dunkelhaariger Mann stand vor der Tür. Ich schätzte sein Alter auf etwa fünfunddreißig.
    » Lasst mich das machen«, flüsterte ich.
    » Kein Problem«, entgegnete Hi. » Diesen Quatsch mit dem humanen Engagement würde ich sowieso nicht über die Lippen bringen.«
    Dr. Javier Guzman war ein gedrungener Mann mit bronzefarbenem Teint und exakt getrimmtem Spitzbart. Die altmodische Brille saß ihm hoch auf der schmalen Nase. Dahinter verbargen sich ein Paar intelligente braune Augen.
    » Miss Brennan?« Gesprochen mit leichtem spanischen Akzent.
    » Es ist mir eine Freude, Sie kennenzulernen, Dr. Guzman.«
    Guzmans Lächeln enthüllte strahlend weiße Zähne. » Die Freude ist ganz auf meiner Seite. Willkommen in der psychiatrischen Klinik Marsh Point. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie sehr ich mich freue.«
    » Die Freude ist ganz auf unserer Seite.« Ich hatte zwar keine Ahnung, wovon er redete, ließ mich jedoch nicht aufhalten. » Der Ausschuss ist stolz, so einen würdigen Preisträger auszeichnen zu dürfen.«
    Guzman nickte ernst. » Eine Zeit lang habe ich schon

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