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VIRALS - Nur Die Tote Kennt Die Wahrheit

VIRALS - Nur Die Tote Kennt Die Wahrheit

Titel: VIRALS - Nur Die Tote Kennt Die Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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gedacht, die Bolton Prep würde von Mr Claybourne nichts mehr wissen wollen. Ich bin froh, dass ich mich geirrt habe.«
    Guzman war zwar auf dem Holzweg, doch erwiderte ich sein Lächeln auf der Stelle.
    » Wir tragen uns mit dem Gedanken, Mr Claybourne bald regulären Besuch zu gestatten«, erklärte Dr. Guzman, » und eine Schuldelegation wie Ihre ist hierfür ein hervorragender Beginn. Kommen Sie bitte herein!«
    » Chance hatte noch keinen Besuch?«, fragte ich, als wir die Eingangshalle durchquerten.
    » Nicht einen einzigen. Sein Vater ist im Gefängnis, und offen gestanden ist der Vater einer der Hauptgründe für Mr Claybournes psychische Probleme. Er hat ja außer ihm keine Familie.«
    Trotz allem, was Chance getan hatte, konnte ich mich gut in seine Situation hineinversetzen. Ich wusste, was es hieß, sich absolut einsam zu fühlen.
    » Er muss noch einen weiten Weg zurücklegen«, fuhr Dr. Guzman fort. » Natürlich verbietet es mir meine ärztliche Schweigepflicht, mich zu Einzelheiten von Mr Claybournes Zustand zu äußern, doch bin ich vollkommen sicher, dass er weder selbstmordgefährdet ist noch eine Gefahr für andere darstellt. Er muss vor allem wieder lernen, Vertrauen zu anderen Menschen zu fassen.«
    » Gut, das zu hören«, erwiderte ich.
    » Mr Claybourne war seit seinem Zusammenbruch weitgehend isoliert.« Dr. Guzman führte uns eine Marmortreppe hinauf. » Die Katatonie hat schon seit einiger Zeit nachgelassen, doch hat er erst vor Kurzem wieder angefangen zu sprechen. Ich hoffe, dass ihn ein paar freundliche Gesichter dazu veranlassen, wieder mit Menschen in Kontakt zu treten.«
    Freundliche Gesichter? Ich hatte keine Ahnung, wie Chance auf unseren Besuch reagieren würde. Schließlich waren wir der Anlass dafür, dass er gedemütigt und in eine psychiatrische Klinik eingewiesen worden war. Vielleicht würde er total ausflippen.
    Mein Puls beschleunigte sich. Doch für ein Umdenken war es zu spät.
    Wir betraten einen hellen, luftigen Raum mit pastellfarbenen Wänden. An einer Ecke waren diverse Kunstutensilien zusammengetragen. Staffeleien, Gemälde, leere Leinwände. Runde Tische schienen aufs Geratewohl vor einer Reihe hoher Erkerfenster angeordnet zu sein. Dieser Ort hatte eine fröhliche, optimistische Atmosphäre.
    » Das ist unser Künstlerraum«, sagte Guzman. » Mr Claybourne verbringt hier einen Großteil seiner Zeit. Ein geeigneter Ort für eine persönliche Begegnung, dachte ich mir.«
    » Hört sich ideal an.«
    Ich begann zu schwitzen. Kein Wunder.
    » Leider kann ich nur zweien von Ihnen erlauben, sich mit dem Patienten zu treffen.« Guzman machte ein bedauerndes Gesicht. » Es tut mir schrecklich leid, aber der Begegnung mit einer größeren Gruppe von Menschen ist er noch nicht gewachsen. Draußen auf dem Gang steht eine Bank, dort können die anderen beiden warten.«
    » Das verstehen wir vollkommen.« Shelton.
    » Es liegt mir fern, den Heilungsprozess eines Patienten zu gefährden.« Hi.
    Im Gänsemarsch verließen sie den Raum.
    Ich schaute zu Ben hinüber, der nickte.
    » Ben und ich werden die Auszeichnung vornehmen.«
    » Wunderbar.« Dr. Guzman wies einladend auf einen der Tische. » Bitte nehmen Sie Platz. Mr Claybourne wird gleich da sein.«
    » Sie bleiben nicht?«
    Obwohl es mich überraschte, war dies mehr als eine glückliche Fügung. Ich hatte mir noch gar nicht überlegt, wie ich Chance in Gegenwart des Arztes befragen sollte.
    » Ich halte es für das Beste, wenn Sie unbefangen miteinander reden können, ohne das Beisein eines Mediziners.« Guzman machte ein ernstes Gesicht. » Mr Claybourne ist äußerst misstrauisch. Ich hoffe, dass sich ein vertrautes Beisammensein mit Freunden positiv auf ihn auswirken wird.«
    Freunde!? Ich schluckte.
    » Das hoffe ich auch.«
    » In fünf Minuten bin ich wieder zurück.« Guzmans Absätze klackten hart über den Boden, als er den Raum verließ und den Gang entlangmarschierte.
    Nur Sekunden später trottete Chance durch eine Hintertür zu uns herein. Er trug eine marineblaue Jogginghose und ein graues Bolton Lacrosse T-Shirt. Unter seinen durchdringenden dunkelbraunen Augen waren dunkle Ringe zu erkennen. Ein zottiger Bart hing an seinem Kinn.
    Doch selbst in diesem Zustand sah er einfach hinreißend aus.
    Chance grinste vor sich hin, als erinnerte er sich an einen Witz und versuchte, ein Lachen zu unterdrücken. Das war zwei Schritte, bevor er mich sah.
    Er erstarrte. Unsere Augen begegneten sich. Dann bewegte sich

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