VIRALS - Tote können nicht mehr reden - Reichs, K: VIRALS - Tote können nicht mehr reden
haben Sie das getan?«, fragte Ben.
Karsten schüttelte den Kopf. »Ihr würdet es mir ja doch nicht glauben.«
»Versuchen Sie’s.«
»Um Millionen von Tieren vor dem frühzeitigen Tod zu bewahren. Um ein wirksames Medikament gegen das Parvovirus zu entwickeln, nicht bloß einen Impfstoff.« Seine dünnen Lippen verzogen sich zu einem traurigen Lächeln. »Und, ja, auch des Geldes wegen.«
Wie zuvor änderte sich Karstens Verhalten von einem Augenblick zum anderen. Er schlug mit der Faust in seine Handfläche.
»Ich habe alle nur erdenklichen Vorkehrungen getroffen! Die Tür war eigentlich unüberwindbar. Niemand außer mir wusste von dem Labor.«
»Aber wenn das Ihr Ziel war, warum haben Sie sich dann nicht um eine offizielle Genehmigung für Ihre Experimente bemüht?«, fragte Shelton. »Warum diese Geheimnistuerei?«
»Ich weiß, warum.«
Acht Augen starrten mich an. Ich spürte, dass Karsten versuchte, meine Gedanken zu lesen.
»Dr. Karsten hat ein neues Virus geschaffen. Eine gefährliche Kreuzung sozusagen. Einen Hybrid des Caninen Parvovirus und des Parvovirus B19.«
Karsten sank in sich zusammen. »Wie in aller Welt habt ihr das herausgefunden?«, flüsterte er.
»Wir haben die Beschriftung an Coops Käfig gesehen. Sie haben Coop mit einem Erreger infiziert, der Parvovirus XPB-19 genannt wird.« Ich schaute zu Shelton und Hi hinüber. »Und heute haben wir von dem humanen Virenstamm B19 erfahren. Da brauchten wir nur noch zwei und zwei zusammenzuzählen. «
Karsten bemühte sich nicht einmal um Widerspruch.
»Die Namensähnlichkeit hätte ein Zufall sein können«, fuhr ich fort. »Aber das ist nicht das Entscheidende.«
»Sondern?«, fragte er leise.
»Das Entscheidende ist, Dr. Karsten, dass wir uns an diesem Virus infiziert haben.« Ich breitete meine Arme aus. Sie haben uns zu Virals gemacht.«
KAPITEL 52
»Ihr habt euch angesteckt?« Karsten erbleichte. »Beschreibt mir eure Symptome.«
Einer seiner gelben Turnschuhe bewegte sich in meine Richtung. Ein Knurren von Coop veranlasste ihn, sich wieder hinzusetzen.
»Ich will alles ganz genau wissen.« Er studierte mich wie einen Bazillus an einem Stäbchen. »Wie ihr euch fühlt. Was ihr für Erfahrungen gemacht habt.«
Keiner von uns sagte ein Wort.
»Ich bin der Einzige, der euch helfen kann«, fuhr er mit fast flehentlicher Stimme fort. »Ihr müsst mir glauben. Ich wollte niemals irgendjemand Schaden zufügen. Ihr wisst ja, wie groß meine Sicherheitsvorkehrungen waren.«
»So groß, dass Sie nicht mal die Pin am Sicherheitsschloss geändert haben«, sagte Hi.
»Was? Es hieß, der Zahlencode wäre bereits beim Einbau verändert worden.«
Ich ging darauf nicht ein, sondern warf den anderen einen fragenden Blick zu.
»Woher sollen wir wissen, ob wir ihm vertrauen können?«, fragte Shelton misstrauisch.
Karsten sprach weiter. »Ihr habt euch mit einer gefährlichen Variante des Parvovirus infiziert.« Er öffnete seine Hände. »Ich hätte das niemals tun dürfen, zugegeben. Aber das lässt sich jetzt nicht mehr ändern. Wir müssen uns zunächst vergewissern, dass ihr nicht in Lebensgefahr seid.«
Shelton sah immer noch misstrauisch aus. In den Gesichtern von Ben und Hi konnte ich nicht lesen.
Karsten legte die Finger aneinander und dozierte:
»Tory hat richtig vermutet. Ich habe die DNA des Caninen Parvovirus mit dem genetischen Code des B19-Virus kombiniert. Ich habe nach einem Mechanismus gesucht, um die canine Ausprägung zu schwächen.«
Karsten schaute uns der Reihe nach an.
»Ich werde nie erfahren, ob mein Versuch erfolgreich gewesen wäre. Ich habe den neuen Virenstamm sofort zerstört, nachdem der Hund gestohlen worden war. Sämtliche Materialien habe ich ebenfalls vernichtet.«
»Aber warum denn?«, fragte ich.
»Es gab Anzeichen dafür, dass das Virus in der Lage sein könnte, Menschen zu infizieren. Ich war aber nicht ganz nach Vorschrift vorgegangen. Als die Sache dann außer Kontrolle geriet, habe ich Panik bekommen. Meine Reputation stand auf dem Spiel.«
»Ihre Reputation?« Hi explodierte förmlich.
»Lasst mich das wiedergutmachen«, flehte Karsten.
»Sagen wir’s ihm!«, schlug Ben vor.
Eine Sekunde, dann nickten Hi und Shelton.
Ich erzählte Karsten von unseren Ohnmachtsanfällen. Dem Brechreiz. Der Erschöpfung. Den Hitzewallungen und Kälteschocks. Mit jedem Detail sanken seine Schultern ein wenig tiefer.
»Die Ohnmachtsanfälle sind vorbei?«, fragte Karsten.
»Ja.«
»Und die
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