VIRALS - Tote können nicht mehr reden - Reichs, K: VIRALS - Tote können nicht mehr reden
dich.«
»Ich geh rein. Seid ihr immer noch dabei?«
Ben schnaubte. »Klar, auf einen Einbruch mehr oder weniger kommt’s auch nicht an.«
Nicht gerade sehr beruhigend. Mit meiner gesamten Handfläche schob ich die Tür weit auf.
Bunte Lichter blinkten im Dunkeln. Bildschirmschoner tanzten über Monitore. Maschinen brummten. Die Energie im Raum zeugte davon, dass dieser erst kürzlich benutzt worden war.
Ben schaltete das Licht an.
Im selben Moment brach ein gewaltiger Lärm los. Alle zuckten zusammen. Dann konnten wir die einzelnen Bestandteile des Lärms identifizieren. Bellen. Jaulen. Das Kratzen von Pfoten.
Ein Hund! Ich lief weiter, um die Geräuschquelle zu lokalisieren.
Der hintere Teil des Labors war durch eine versiegelte Glasscheibe abgetrennt. Die Kammer jenseits der Scheibe glich einer Telefonzelle. Darin stand ein mittelgroßer Käfig.
Ich ging in die Hocke und inspizierte das Minigefängnis. Versuchte den Insassen zu erblicken.
»Vorsicht!«, warnte mich Shelton. »Du darfst die Glastür nicht öffnen. Das sieht wie eine Quarantänestation aus.«
Ich hörte nichts mehr. Mein Blick war an zwei blauen Augen hängen geblieben, die ich nicht zum ersten Mal sah. Die Welt um mich herum verschwand. Wie vom Donner gerührt starrte ich diese Augen an, unfähig die Tragweite der furchtbaren Szene zu erfassen.
»Coop«, flüsterte ich.
Dann rief ich. »Coop! Cooper ist in diesem Käfig!«
Die anderen drängten sich ungläubig um mich. Doch es bestand kein Zweifel. Sprachlos betrachteten wir das Unfassbare. Coop war zum Subjekt irgendeines perversen medizinischen Experiments geworden.
Durch die Gitterstäbe sah ich die Schläuche, die aus Coops rechter Vorderpfote hervorschauten. Er trug ein Trichterhalsband, das ihn davon abhalten sollte, sich die Nadeln herauszuziehen. Eine Seite war rasiert und bandagiert.
Ich war hin und her gerissen zwischen Wut, Bestürzung und Abscheu.
Ich zwang mich zur Ruhe und betrachtete die Einrichtung des abgetrennten Raumes. Neben dem Käfig stand ein Infusionsständer, an dem mehrere Beutel hingen, deren Schläuche mit Coop verbunden waren. Der Käfig selbst bestand aus Metallstäben mit sehr kleinen Zwischenräumen. Die Öffnung des Käfigs war nur angelehnt, nicht verriegelt. Darin befanden sich eine verschmutzte Fußmatte und ein abgenutzter Trinknapf.
Und Coop. Gefangen.
Meine Wut gewann die Oberhand. Ich kämpfte mit den Tränen und warf einen Blick auf das kleine hellrote Schildchen, das am Käfig befestigt war. In klobigen schwarzen Buchstaben war dort zu lesen:
SUBJEKTA – PARVOVIRUS XPB-19.
Oh nein!
Parvovirus. Tödlich, vor allem bei Welpen.
Coop lag jetzt ganz ruhig in seinem Käfig. Der Anblick brach mir das Herz. Ich legte eine Hand an die Glasscheibe.
Als Coop mich sah, versuchte er seinen Kopf zu heben. Doch sein anfänglicher Ausbruch hatte ihm sämtliche Energie
geraubt. Er winselte leise vor sich hin. Es brach mir erneut das Herz.
Warum bist du hier? Wer hat dir das angetan?
Schlagartig begriff ich, warum das Rudel Nacht für Nacht zum LIRI kam und solch einen Lärm machte. Ein Unmensch hatte ihr Baby gestohlen.
Ein Klemmbrett hing neben der Glasscheibe an einem Haken. Ich riss es herunter und las voller Zorn. Der festgeklemmte Papierbogen sah wie eine Patientenakte im Krankenhaus aus. Sein Inhalt war weitgehend unverständlich. Mein Blick fiel auf eine handschriftliche Notiz, die sich ganz unten auf dem Bogen befand.
Subjekt A spricht nicht auf experimentelle Therapie für Parrvorirus XPB—19 an. Zur sofortigen Beseitigung freigegeben.
Unterschrift: Dr. Marcus E. Karsten
Die Wut explodierte in meinen Adern wie bei Hulk, dem Monster.
Karsten, der Bastard, wollte Coop töten!
Das werde ich nicht zulassen! Unter keinen Umständen!
»Ich werde Coop hier rausholen«, sagte ich in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete. »Ich kann verstehen, wenn ihr da nicht mitmachen wollt.«
Shelton tippte auf das Klemmbrett. »Hier steht, dass er ansteckend ist.« Ihm blieb fast die Stimme weg. »Das ist zu gefährlich.«
»Es gibt doch einen Grund, warum der Hund in dieser Box ist«, stimmte Ben zu.
Ich schüttelte grimmig den Kopf. »Coop hat Parvo. Ich
habe von diesem Virus gehört. Er ist zwar gefährlich, kann aber nicht auf den Menschen, sondern nur auf andere Hunde übertragen werden. Für uns besteht keine Ansteckungsgefahr. «
Hi meldete sich zu Wort. »Also normalerweise bin ich ja immer auf deiner Seite. Aber wenn Karsten
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