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VIRALS - Tote können nicht mehr reden - Reichs, K: VIRALS - Tote können nicht mehr reden

VIRALS - Tote können nicht mehr reden - Reichs, K: VIRALS - Tote können nicht mehr reden

Titel: VIRALS - Tote können nicht mehr reden - Reichs, K: VIRALS - Tote können nicht mehr reden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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hallte durch das Gebäude. Ich warf die Tür der Tragebox zu und erstarrte in der verzweifelten Hoffnung, das Geräusch würde jeden Moment wieder verstummen.
    Doch nichts dergleichen. Der wiederkehrende Ton jaulte in Drei-Sekunden-Intervallen.
    »Wir sind am Arsch!« Hi war drauf und dran durchzudrehen. «
    »Keine Panik«, fauchte ich. »Bis jetzt hat uns niemand gesehen. Also los.«
    Die Sirene heulte immer weiter.
    »Nichts wie raus hier!«, zischte Ben. »Schnell und leise, auf demselben Weg wie vorhin.«
    Shelton hastete den Gang hinunter. Ben folgte ihm, die Tragebox mit Coop an seine Brust gedrückt. Ich hätte ihn küssen können. Ich lief mit dem Vorratsbeutel hinter ihm her.
    Als Letzter zog Hi die Eisentür zu.
    Die Sirene erstarb.
    Mein Kopf fuhr herum.
    »Das Elektroschloss hat den Alarm ausgelöst«, erklärte Hi verärgert. »Wir hätten die Tür schließen sollen.«
    Zu spät.
    Während ich zur Treppe rannte, riskierte ich einen kurzen Blick aus dem Fenster des zweiten Stocks. Es regnete immer noch. Das Wasser lief in schmalen Bächen die Scheiben hinunter und bildete auf dem Hof kleine Pfützen.

    Dann blieb mir vor Schreck fast das Herz stehen.
    Der Wachmann hatte den Alarm bemerkt. Carl, der 130-Kilo-Mann, war bereits losgestampft, seine himmelblaue Uniform schon völlig durchnässt.
    »Der ist auf dem Weg zum Haupteingang«, zischte ich.
    »Wir sind am Arsch!«, jammerte Hi erneut.
    Ben übernahm das Kommando. »Der sieht erst mal unten im Hauptlabor nach. Wir verstecken uns auf den Stufen und warten, bis er die Treppe runter ist. Dann hauen wir durch die Hintertür ab.« Er schaute von einem zum anderen. »Aber leise! Habt ihr mich verstanden?«
    Hatten wir. Und es funktionierte. Carl watschelte an uns vorbei. Das Wasser spritzte zu beiden Seiten wie bei einer übergewichtigen Ente.
    Wir huschten durch den Hinterausgang und schlichen am Gebäude entlang. Bogen um die Ecke und sahen uns um. Der Hof war leer.
    Ben breitete seine Jacke über die Box, um Coop vor dem Regen zu schützen. Wir tauschten Blicke und bereiteten uns auf einen atemlosen Sprint vor.
    »Jetzt!«, kommandierte ich.
    Wir rannten los.
    Ich platschte durch knöcheltiefe Pfützen und verlor mehr als einmal fast mein Gleichgewicht. Gleißende Blitze zuckten am Himmel. Ich hörte, wie jemand hinter mir zu Boden ging.
    Als wir am Turtle-Beach-Ausgang ankamen, drehte ich mich um und winkte die anderen hindurch. Hi. Ben und seine Fracht. Shelton, mit Schlamm bedeckt. Die Jungs schlugen sich in die Büsche.
    Mit zitternden Händen schloss ich das Tor und knallte das Schloss zu.

    Ein lautes Krachen drang durch den trommelnden Regen. Eine Tür?
    Panisch suchte ich nach einem Versteck und zog mich hinter die Stechpalmen zurück, die unmittelbar am Waldrand standen und mir einen notdürftigen Schutz boten. Ich rollte mich auf den Bauch und spähte durch den Maschendrahtzaun.
    Carl kam aus dem Gebäude und sah sich prüfend um. Sein Blick wanderte zum hinteren Tor. Im prasselnden Regen machte er einen ebenso erbärmlichen wie entschlossenen Eindruck.
    Meine Tarnung würde einer näheren Überprüfung nicht standhalten. Jede Bewegung würde mich sofort verraten. Nur der strömende Regen hatte mich bisher geschützt.
    Als Carl auf das Tor zustapfte, öffnete der Himmel endgültig seine Schleusen. Wahre Sturzbäche gingen auf ihn nieder.
    Carl blickte nach oben, schüttelte den Kopf und zog sich in die Trockenheit der überdachten Welt zurück.
    Es grenzte an ein Wunder. Verschiedenen Gottheiten dankend, erhob ich mich auf die Knie und krabbelte wie eine Krabbe in den Wald.
    Noch nie war uns der alte Bunker so komfortabel vorgekommen.
    Ich nahm den hinteren Raum in Besitz und wrang meine triefenden Kleider aus. Doch nass blieb nass.
    Ich gesellte mich wieder zu den anderen, und gemeinsam richteten wir für Coop eine provisorische Krankenstation ein. Danach saß Ben auf der Bank, ein Haufen Strandhandtücher zu seinen Füßen. Dazwischen lag Coop, döste vor sich hin und leckte zwischendurch immer wieder hingebungsvoll sein nasses Fell.

    Die Rückfahrt war ein Horrortrip gewesen. Regen und Meerwasser durchnässte uns bis auf die Knochen, während die Sewee mit riesigen Wellen kämpfte. Nicht nur Hi fiel der Seekrankheit zum Opfer.
    Ich hatte mich am Heck zusammengekauert und versucht, Coop einigermaßen trocken zu halten. Wir alle waren nervös. Als wir endlich die Bucht des Bunkers erreichten, schickte ich ein stummes Dankgebet zum Himmel.

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