VIRALS - Tote können nicht mehr reden - Reichs, K: VIRALS - Tote können nicht mehr reden
Gesicht in mein Hirn und löste eine zweite Übelkeitsattacke aus. Ich hielt mir die Hand vor den Mund, doch war mir zu schwindelig, um auf die Toilette zu laufen. Also machte ich mich darauf gefasst, dass mein Magen sich nach außen kehren und den Boden verschönern würde.
Hannah kam mir zu Hilfe. Sie ergriff meine Hand und legte mir schützend den Arm um die Schultern.
»Komm, wir gehen auf die Toilette. Ein bisschen Wasser wird dir guttun.«
Ich schloss die Augen und ließ mich von Hannah führen.
Mit jedem Schritt konzentrierte ich mich darauf, mich nicht zu übergeben.
»Mrs Davis?«, rief Hanna. »Tory geht es nicht gut. Ich begleite sie auf die Toilette.«
Ohne zu zögern, manövrierte mich Hannah aus dem Bioraum, den Flur hinunter und in eine Toilettenkabine. Dann hielt sie diskret Abstand, während ich über der Schüssel hing. Irgendwann schob sie eine Packung Taschentücher unter der Tür hindurch.
Schließlich kam ich mit tränenden Augen und laufender Nase heraus.
Hannah wartete am Waschbecken auf mich und hielt ein kleines Fläschchen mit Mundwasser in der Hand.
»Besser?«, fragte sie.
»Viel besser. Ich weiß gar nicht, wie ich dir danken soll. Ohne dich hätte ich es gar nicht bis hierher geschafft.«
»Ist doch selbstverständlich.« Hannah tätschelte mein Handgelenk. »Und diese Tussis sind schon nervig genug. Denen muss man nicht noch zusätzlichen Anlass geben, sich das Maul zu zerreißen.«
Als ich mir erneut den Mund abwischte, bot mir Hannah weitere Taschentücher an.
»Die können mich nicht ausstehen, oder?«
»Kümmere dich nicht um sie. Eifersucht bringt immer das Schlechteste aus den Leuten hervor.«
»Eifersucht?« Hannahs Wortwahl versetzte mir einen Schock.
»Denen gefällt einfach nicht, dass Jason hinter dir her ist.« Sie kicherte. »Denen wäre es definitiv lieber, wenn er es nicht auf dich abgesehen hätte.«
Hm, das mit Jason musste ich wohl irgendwann mal klären. Er mochte mich, ich mochte Chance. Wie dumm. Doppeldumm.
Hannah wäre bestimmt nicht so nett zu mir, wenn sie wüsste, dass ich in ihren Freund vernarrt war.
Hannah spürte mein Unbehagen, ohne dessen Quelle zu kennen. Gott sei Dank.
»Ignorier sie einfach«, sagte sie. »Die drei sind kleinlich und engstirnig und verkehren fast nur in ihrem privilegierten Zirkel. Außerdem sind sie grauenhaft unreif.«
»Ganz anders als du«, entgegnete ich. »Ich weiß es wirklich zu schätzen, wie sehr du mir geholfen hast.« Ich zögerte. »Ach, was soll’s. Es war eben ein hartes Jahr für mich.«
»Na, das ich will ich aber hoffen, dass ich anders bin als die«, sagte Hannah mit einem Lachen und zeigte ihre perfekten Zähne. »Für mich ist es auch einfacher, weil ich Chance habe.«
»Er scheint wirklich sehr nett zu sein.« Neutral wie die Schweiz.
»Wir sind sehr verliebt. Und eines Tages werden wir heiraten. « Wieder blitzte das makellose Weiß. »Chance und ich sind füreinander bestimmt.«
»Ich freue mich für euch beide.« Ein Großteil von mir meinte das ehrlich. Neunzig Prozent. Fünfundsiebzig.
Es klingelte.
Ich tupfte noch mal Gesicht und Hände ab.
»Wie sehe ich aus?«
»Fabelhaft.« Hannah nahm mich am Arm. »Lass uns zusammen gehen, dann wird das schreckliche Trio keinen Mucks sagen.«
Seite an Seite schlenderten wir den Gang hinunter.
Und liefen Jason und Chance in die Arme.
»Wie geht’s dir, Tory?« Jason stieß sich von der Wand ab.
Der Tag war schon anstrengend genug gewesen. Ich konnte meinen Körper nicht mehr kontrollieren und hatte keine
Ahnung, wann er das nächste Mal verrückt spielen würde. Das Letzte, was ich jetzt brauchte, war Jason Taylor.
Ich löste mich von Hannah, drückte zum Dank ihren Arm. Dann senkte ich den Kopf und stapfte davon.
»Danke, mir geht’s gut!«
Ich schaute erst auf, als ich den Raum der Krankenschwester erreicht hatte.
KAPITEL 41
Schwester Riley betrachtete meine Zunge. Kontrollierte meine Pupillen. Steckte mir ein Thermometer in den Mund.
Obwohl sie sich alle Mühe gab, konnte sie nichts Auffälliges feststellen. Sämtliche Symptome waren verschwunden. Verwundert gab sie mir zwei Schmerztabletten und schickte mich zurück in die Klasse.
Das Ergebnis überraschte mich nicht, denn ich konnte ihr ja nicht die Wahrheit sagen. Konnte ihr nicht mitteilen, was wirklich geschehen war. Wie ich die Kontrolle verloren hatte.
Die zweite Stunde war in vollem Gang. Englische Literatur. Kurs für Fortgeschrittene. Ich setzte mich zwischen Hi und
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