VIRALS - Tote können nicht mehr reden - Reichs, K: VIRALS - Tote können nicht mehr reden
etwas übersehen. «
»Komm, wir kopieren den Artikel und kümmern uns dann um die anderen Quellen, die hier erwähnt werden.«
Die Schatten wurden grau und schließlich schwarz, während Shelton und Hi jede Quelle prüften, die sie finden konnten. Sie kamen vom Hundertsten ins Tausendste, ohne den entscheidenden Durchbruch zu erzielen.
Um 21.00 Uhr verkündete eine förmliche Lautsprecherstimme, dass die Bibliothek in wenigen Minuten schließe.
»Ich denke, wir sind auf der richtigen Spur«, sagte Hi. »Weiß nur noch nicht genau, wo die hinführen wird. Lass uns erst mal die anderen informieren.«
»Gute Idee.«
Die Lautsprecherstimme ließ eine zweite, noch dringlichere Aufforderung folgen.
Die Jungen eilten dem Ausgang entgegen.
KAPITEL 48
Ben und ich standen vor dem Eingangstor des LIRI. Schwer atmend versuchten wir, unsere angegriffenen Nerven zu beruhigen.
Das Letzte, was wir jetzt gebrauchen konnten, war ein erneuter Anfall.
Ungefähr eine Million Dinge konnten schiefgehen. Doch ich sah keine Alternative. Karsten besaß Antworten, die wir brauchten.
»Wenn der Typ immer noch da ist, sind wir erledigt.« Ben, immer so optimistisch.
»Immer mit der Ruhe. Karsten ist mit Sicherheit zum Aquarium gefahren. Und wenn er doch hiergeblieben ist, leiern wir unsere Ausrede herunter und ziehen Leine.«
Ich sagte das voller Überzeugung, doch Ben hatte noch einen berechtigten Einwand. Wir konnten schwerlich Karstens Büro auf den Kopf stellen, wenn er an seinem Schreibtisch saß.
»Und wenn Karsten nun meine Stimme wiedererkennt?« Ben war nicht wohl bei dem Anruf gewesen.
»Der Anrufer musste sich wie ein Erwachsener anhören. Hätte ich das etwa versuchen sollen? Außerdem sprichst du so wenig, dass Karsten deine Stimme bestimmt nicht abgespeichert hat.«
Schritt eins unseres Plans war gar nicht so einfach gewesen. Um auch nur eine minimale Chance auf Erfolg zu haben, mussten wir Karsten von der Insel weglocken.
Meinen Einfall hatte ich seiner Online-Biografie zu verdanken.
Dr. Marcus Karsten war emeritierter Direktor und tierärztlicher Berater des South Carolina Aquariums. Mit diesem Wissen war es ein Kinderspiel gewesen, ihn an der Nase herumzuführen.
Trotz seiner Nervosität rang sich Ben ein Lächeln ab. »Karsten wird ausflippen, wenn er merkt, dass es gar keinen Notfall bei den Pinguinen gibt.«
Oh yeah. Wir mussten uns beeilen. Karsten war ohnehin extrem misstrauisch, würde vermutlich bald durchschauen, dass man ihn absichtlich aus Loggerhead weggelockt hatte, und sofort zurückeilen. Doch zu diesem Zeitpunkt würden wir längst über alle Berge sein.
»Fertig?«, fragte ich, schüttelte meine Arme und wippte auf den Zehenspitzen.
»Fertig«, sagte Ben.
Wie betraten das Hauptgebäude und marschierten schnurstracks zum Wachmann, der hinter seinem Schalter saß. Heute hatte Sam Dienst, und Sam war weniger beeinflussbar als Carl. Auch äußerlich war er das krasse Gegenteil seines Kollegen. Dürr wie eine Vogelscheuche und kahl wie eine Billardkugel glich er mehr einem Skelett als einem Wächter.
Als er uns wahrnahm, blickte er widerwillig von seiner Zeitschrift auf. »Ah, die Unruhestifter. Wollt ihr etwa das Gebäude abfackeln?«
»Hallo!« Ich schenkte ihm mein bezauberndstes Lächeln. »Wir müssen meinem Vater ein paar Dokumente vorbeibringen. «
»Legt sie in sein Fach.« Damit wandte er sich wieder seiner Waffenzeitschrift zu.
»Das geht nicht. Diese Unterlagen müssen in den nächsten dreißig Minuten gefaxt werden.«
Sam streckte seufzend seine Hand aus. Ich gab ihm die Unterlagen. »Ein Mathe-Camp?« Sam gluckste. »Du scheinst ja wirklich scharf darauf zu sein.«
»Bitte! Wir liefern nur das Zeug ab und sind gleich wieder verschwunden.«
Sam zögerte. Vermutlich dachte er daran, wie gereizt Dr. Karsten in letzter Zeit war. Schließlich nickte er.
»Ihr habt Glück. Dr. K. ist gerade außer Haus.« Er gab mir die Papiere zurück und winkte uns durch. »Aber tragt euch nicht in die Besucherliste ein und gebt Gas. Ich will keinen Ärger wegen euch haben.«
»Danke.« Wir eilten den Gang hinunter, ehe er es sich anders überlegte.
»Nicht eintragen?«, flüsterte Ben. »Der weiß gar nicht, was für einen Gefallen er uns tut.«
»Zeit für einen kleinen Diebstahl.«
Wir schraubten uns die vier Etagen zu Karstens Büro empor. Kit nahm immer den Lift. Wir konnten nicht riskieren, ihm in die Arme zu laufen.
Im vierten Stock zweigte ein kurzer Flur von der Treppe ab. Am
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