VIRALS - Tote können nicht mehr reden - Reichs, K: VIRALS - Tote können nicht mehr reden
nicht, wie ich das nennen soll.«
»Bei mir«, sagte Shelton, »geht da immer eine Art Ruck durch den Kopf.«
Ich nickte. »Ich weiß nicht, ob ich es höre oder fühle, doch irgendwas macht klick in meinem Gehirn. Danach spielen sich die merkwürdigsten Dinge ab, bis es wieder klick macht und alles wie vorher ist.«
»Das stimmt«, sagte Hi. »Letzte Nacht hat meine Optik wieder verrückt gespielt, und der Beginn war genau so wie von euch beschrieben.«
»Diese Schübe müssen einen bestimmten Auslöser haben«, sagte Ben. »Irgendwas, das sie aktiviert.«
Schübe. Perfekte Bezeichnung.
»Fazit: Wir brauchen Antworten«, sagte ich. »Und die finden wir nur an einem ganz bestimmten Ort.«
»Scheiße.« Hi schloss die Augen. »Wir müssen noch mal hin, oder?«
»Nur Ben und ich«, beruhigte ich ihn. »Wir können sowieso nicht alle auf einmal gehen. Das fällt zu sehr auf.«
»Find ich auch!« Shelton und Hi im Chor.
»Und was hast du vor?«, fragte Ben.
Ich machte eine beschwichtigende Handbewegung. »Nichts Besonderes. Wir brechen nur kurz in Karstens Büro ein und schauen uns mal seine Unterlagen an.«
»Pff.« Ben stieß die Luft zwischen seinen Lippen aus. »Und ich dachte schon, es wäre was Gefährliches.«
»Das ist doch Wahnsinn.« Shelton zupfte sich zwei Mal am Ohrläppchen. »Der reine Selbstmord.«
»Mag sein«, erwiderte ich. »Aber du und Hi, ihr müsst auch noch was erledigen.«
»Was kommt denn jetzt?« Hi klang resigniert. »Sollen wir etwa ein Auto klauen oder in Russland einmarschieren?«
»Im Internet erfährt man nicht genug über das Parvovirus. Nach dem, was ich bisher gefunden habe, sollte für uns eigentlich keine Gefahr bestehen. Aber wir müssen noch mehr herausbekommen. Ihr beide geht in die medizinische Bibliothek der Uni und sammelt so viele Informationen wie möglich.«
Hi und Shelton schienen erleichtert zu sein, dass ihr Auftrag legal war.
»Wir durchforsten die ganze Bibliothek«, versprach Shelton. »Von oben bis unten.«
»Und ich gebe auch nicht auf, was Katherine Heaton angeht«, fügte ich hinzu. »Ich warte immer noch auf Nachricht von Chance, was es mit dem Fingerabdruck auf sich hat.«
Die anderen nickten. Fest entschlossen, die Sache jetzt gemeinsam durchzuziehen.
»Achtung! Alle Mann ausrücken zur Virenbekämpfung!« Hi sprach wie ein Offizier zu seinen Rekruten. »Wir haben einen Job zu erledigen!«
KAPITEL 46
Eine Stunde später hielt ich auf den Eingangsstufen der Bolton Prep beklommen inne, weil ich nicht wusste, was mich hinter den Türen erwartete.
Den ersten Kurs hatte ich mit Jason zusammen. Gestern Abend hatte ich ihn vor all seinen Freunden einfach stehen lassen. Ganz zu schweigen davon, dass ich ihn zu Boden gestreckt hatte.
War er wütend auf mich? Was würde er sagen? Ich traute mich kaum, ihm unter die Augen zu treten.
Boltons Flure waren stets ein idealer Nährboden für Klatsch und Tratsch. Normalerweise gelang es mir, mich davon fernzuhalten. Doch heute würde die Story vom rosa Monster all das andere Geschwätz weit in den Schatten stellen.
Ein Vortrag in Bio gewährte mir Aufschub. Unsere Arbeitsgruppe würde sich heute also nicht treffen. Nach Chance’ Flirtversuchen war es mir noch unangenehmer, Hannah gegenüberzutreten als Jason.
Außerdem hatte ich meine DNA-Studien immer noch nicht beendet. Die waren morgen fällig.
Jason schaute immer wieder zu meinem Pult herüber. Ich hielt meinen Kopf gesenkt, meine Augen auf den Laptop fixiert. Meine Mitschrift war so detailliert, dass ich sie einem Verlag hätte verkaufen können.
Beim Klingelzeichen stürmte ich sofort aus der Tür und ließ mich für den Rest des Vormittags nicht mehr blicken.
Während der Lunchpause ging ich in den Computerraum
und arbeitete an meinem Teil des Referats weiter. Der Vergleich der DNA-Sequenzen nahm den Großteil der Stunde in Anspruch. Als ich fertig war, mailte ich das Ergebnis an Jason und Hannah.
Ihr kriegt eine Mail von mir. Seht ihr, ich gehe euch nicht aus dem Weg.
Auf den Fluren nahm ich geflüsterte Kommentare und verborgenes Grinsen wahr. Dass ich vom Tanzkurs geflüchtet war, hatte also bereits die Runde gemacht.
Irgendwann musste meine Glückssträhne ja zu Ende sein. Nach dem letzten Klingeln erhaschte Jason einen Blick auf mich, als ich gerade aus dem Gebäude hasten wollte.
»Tory! Bleib stehen!«
Weglaufen? Zu schlecht in Form.
Also wartete ich und versuchte, ganz natürlich zu wirken.
»Wo bist du den ganzen Tag
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