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Virga 01 - Planet der Sonnen

Titel: Virga 01 - Planet der Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Schroeder
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überschritten oder zu einer Aussage angesetzt, die das Gerät ausgelöst hatte? Einen Augenblick lang war Hayden überzeugt, dass genau das geschehen sei und dass sie tot war.
    Dann legte ihr Carrier die Hand auf die Stirn. »Sie ist heiß. Ihr Puls ist etwas zu schnell. Und sie schwitzt nicht; sieht so aus, als wäre sie von der Hitze ohnmächtig geworden.«
    Aubri hustete matt und schlug die Augen auf. »Oh, mein Kopf«, murmelte sie. Dann sah sie sich verwirrt um. »Wie sind wir denn zurück … oh.« Sie tastete nach irgendeinem Halt. Hayden reichte ihr die Hand, sie griff danach, richtete sich auf und orientierte sich. »Wir sind in Candesce.«

    »Und wir haben einen Zeitplan, den wir einhalten müssen.« Venera wartete ungeduldig in der Nähe an einer Tür. Das Militär-Bike schwebte neben ihr und gab beim Abkühlen knackende und klirrende Geräusche von sich. Hayden zog Aubri daran vorbei und zählte die Einschusslöcher; es waren mindestens zwanzig. Er sah auf einen Blick, dass die Treibstofftanks nichts abbekommen hatten, aber bei den Brennern oder beim Propeller war er sich nicht so sicher.
    »Kommen sie«, sagte Venera. »Mahallan, Sind Sie wach genug, um Ihre Arbeit tun zu können?«
    »Ja, sicher«, antwortete Aubri mürrisch. Aber Carrier schüttelte den Kopf.
    »Sie braucht Wasser und kalte Kompressen«, sagte er. »Wir wollen doch nicht, dass sie im entscheidenden Moment einen Fehler macht.«
    Venera zog eine kostbare Uhr aus ihrem Seidenhemd. »Wir haben eine Stunde Zeit«, sagte sie »Und selbst die gönne ich Ihnen nur ungern.«
    Sie gingen auf Erkundung. Hayden fiel es nicht schwer, die fiebrige und verwirrte Aubri hinter sich her zu ziehen. Bei Schwerkraft wäre sie womöglich nicht fähig gewesen, selbst zu gehen.
    »Von der Bauweise her bekannt«, sagte Venera, als sie einen hellen Korridor mit weißen Wänden durchquerten. Das Innere des von Aubri sogenannten Besucherzentrums war in zahlreiche Räume und Korridore unterteilt, aber nicht völlig, sondern nur durch Wände und Fußböden, die zumeist nicht ganz aneinanderstießen. Anstelle geschlossener Kästen, wie sie bei Schwerkraft üblich waren, schwebten hier Rechtecke
aus pastellfarbenem Material frei in der Luft und deuteten Räume und Etagen an, ohne die Mobilität einzuschränken. An zahlreichen Stellen konnte man über oder unter einer »Wand« hindurch in den nächsten Raum schlüpfen oder sich durch eine Lücke im Fußboden in den Raum »darunter« gleiten lassen. Da und dort schwebten Elektrolampen in vielen Farben, deren Schatten die Kanten weicher erscheinen ließen. Solche Baupläne waren bei Häusern und öffentlichen Einrichtungen im freien Fall durchaus verbreitet - nur wurden dort die Rechtecke immer mit Seilen oder Drähten an Ort und Stelle gehalten. Hier entdeckte Hayden keinerlei Haltevorrichtungen.
    Die Räume wurden ihrerseits durch Wandschirme in verschiedene Funktionsbereiche unterteilt; Ess- und Kochnischen, Erholungszonen und sogar schattige Ecken zum Schlafen. Bald hatten sie frisches kaltes Wasser für Aubri gefunden, und sie spritzte sich gehörig nass. Danach wirkte sie etwas munterer.
    »Hier könnten Hunderte von Menschen untergebracht werden«, sagte Carrier. »Sind Sie sicher, dass nie jemand herkommt? Mir scheint das alles ein wenig zu gut in Schuss zu sein.«
    Aubri lachte. »Wer es schafft, Candesces Sonnen in Gang zu halten, findet es sicher nicht schwer, sich um dieses Gebäude zu kümmern.«
    »Aber von wem sprechen Sie?«
    »Sie meinen, wovon? Wir werden ihm wohl kaum begegnen, solange wir hier sind, Carrier. Es ist kein Mensch.«
    Carrier fühlte sich sichtlich unwohl. »Es ist zu leer hier drin. Das gefällt mir nicht.«

    Hayden suchte in den Schränken nach Dingen, die Aubri helfen konnten. Zu seiner Überraschung waren die Fächer gut gefüllt, aber die Päckchen und Kisten trugen Aufschriften in einer ihm unbekannten Sprache.
    Aubri lehnte ohnehin jede weitere Hilfe ab. »Mir geht es besser, Venera. Lassen sie uns erledigen, wozu wir hergekommen sind.« Sie glitt aus der Küchennische und schwebte zu einer großen Liegeschlinge im Wohnbereich nebenan.
    Venera sah ihr stirnrunzelnd nach. »Na schön, worauf warten wir noch? Wo ist die … Brücke, das Kommandozentrum oder was auch immer?«
    Aubri zeigte auf einen leeren Bilderrahmen, der einen großen Teil der Wand einnahm. »Wo immer Sie es haben wollen, Venera. Passen Sie auf.« Sie sagte mehrere Worte in einer Sprache, die Hayden nie zuvor

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