Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Virga 01 - Planet der Sonnen

Titel: Virga 01 - Planet der Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Schroeder
Vom Netzwerk:
damit!«, wiederholte Aubri. »Sieh nicht mehr hin.« Sie packte ihn an der Schulter und drehte ihn zu sich um.
    »Was soll das …?«
    »Hayden, wir schauen in einen Kommandospiegel. Weißt du nicht, was das ist?« Aubri sah die verständnislosen Gesichter ihrer drei Begleiter und seufzte. »Nein, ihr wisst es nicht. Tut mir leid. Also, die Kommandospiegel sind das System, das Candesce steuert. Was immer man im Spiegel ansieht, es wird das tun, woran man gerade denkt - insoweit es dazu fähig ist, und nur innerhalb von Candesce. Hayden, du hast diese Frachtdrohnen vom Kurs abgebracht, weil du dir überlegt hast, ob sie wohl ihre Tätigkeit einstellen würden.«
    Venera lachte. »Sie haben also die Drohnen veranlasst, die Menschen anzugreifen? So viel Gemeinheit hätte ich Ihnen gar nicht zugetraut.«
    »He, ich wollte doch nicht …«

    »Kommandospiegel sind empfindlich«, sagte Aubri. »Vielleicht ist es besser, wenn vorerst keiner von Ihnen hineinschaut. Ich muss erst herausfinden, welchen Teil von Candesce ich abschalten muss. Das könnte ein paar Minuten dauern.«
    Die drei Virganer verließen die Liegeschlinge und kehrten in die Küchenzone zurück. »Woran können wir erkennen, ob sie ihren Auftrag erledigt hat?«, flüsterte Carrier. Venera verdrehte die Augen.
    »Sie kommen ziemlich spät darauf, sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Chaison und ich haben über diese Frage schon vor Monaten gesprochen. Mahallan ist nicht die Einzige, die etwas von der alten Technik versteht; das hier hat ein Professor an der Universität für uns gebaut.« Sie griff unter ihren Blouson und zog eine einfache Metallröhre hervor. Sie hatte an der Seite einen Schalter und vorne ein einziges Glasauge ähnlich wie eine Blendlaterne. »Wenn ich diesen Schalter betätige, passiert gar nichts. Aber sobald Mahallan ihre Aufgabe erfüllt hat, sollte beim Einschalten im Innern der Röhre ein Licht aufleuchten.« Sie legte den Schalter um. Nichts geschah.
    »Weiß sie von diesem Gerät?«, fragte Carrier. Venera schnaubte nur spöttisch.
    »Nein. Wozu sollte ich ihr davon erzählen?« Sie spielte an dem Schalter herum und legte ihn wieder um. Diesmal leuchtete das Glasauge rot auf. Venera japste vor Überraschung und ließ das Ding los. Es schwebte langsam zwischen ihnen in der Luft. »Hm«, sagte sie. »Soso.«
    Sie und Carrier beugten sich über die Röhre und redeten erregt aufeinander ein. Hayden sah ihnen nur
zu. Veneras kleiner Indikator beeindruckte ihn nicht weiter, sein Erlebnis mit dem Wunschspiegel beschäftigte ihn viel mehr. Solche Glasplatten waren überall im Gebäude verteilt; er versuchte sich ins Gedächtnis zu rufen, mit welchen Worten Aubri ihren Spiegel aktiviert hatte.
    »Hören Sie«, sagte er, »das Bike ist durchlöchert wie ein Sieb. Wenn etwas Wichtiges getroffen wurde, müssen wir das jetzt feststellen, solange noch Zeit ist für eine Reparatur. Ich weiß nicht, ob wir hier auch noch sicher sind, wenn die Sonnen wieder aktiviert werden.« Er erinnerte sich, dass Mutter und Vater viel über Strahlung gesprochen hatten. Selbst wenn es hier drin auch bei Tag kühl bliebe, könnte es sein, dass die Sonnen, wenn sie aktiv waren, tödliche Strahlung abgaben.
    Carrier nickte. »Dann sehen Sie nach.«
    Hayden warf noch einen Blick auf Aubri. Sie hockte in der Luft und starrte auf die Leuchtbilder auf dem Schirm. Ihr Gesicht war ausdruckslos, eine Maske.
    Mit wild pochendem Herzen schlüpfte Hayden unter einer Wand hindurch und ließ Slipstream und seine Pläne hinter sich.
     
    »Wenn dir die Ideen ausgehen, gib einfach einen neuen Befehl.« An diesen zynischen Rat eines seiner Ausbilder an der Akademie musste Chaison Fanning denken, als der Steuermann sich anschickte, seine letzte Anweisung zu befolgen. Der Expeditionstrupp durchsuchte den Luftraum um Sargassum 44 auf einem ausgeklügelten Spiralkurs. Er hatte alle Bikes losgeschickt, um nach Kondensstreifen Ausschau zu halten. Nun fiel ihm nichts mehr ein. Also verschanzte er sich zunächst
hinter einer Maske professioneller Gelassenheit und tat so, als liefe alles erwartungsgemäß und wie geplant. Dabei hatte er gar keinen Plan. Die Flucht nach Hause war alles, was ihnen noch blieb.
    »Bike-Brigade sechzehn meldet keine Feindsichtung«, kam es vom Telegrafenteam. Chaison nickte. Vor den vorderen Bullaugen waberte nur grauer Nebel. Die Wolken am Rand des Winters hätten sein größter Vorteil sein können, wenn es ihm gelungen wäre, die Schiffe der

Weitere Kostenlose Bücher