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Virga 01 - Planet der Sonnen

Titel: Virga 01 - Planet der Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Schroeder
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Leiter. Als er sie gefunden hatte, schlug er die Falltür zu und kletterte unbeholfen wieder hinunter in die Stadt. Dabei schimpfte er unablässig vor sich hin.
    Er war dicht über den Dächern, als ein grell roter Blitz den Himmel erhellte. Fernes Donnergrollen drang an seine Ohren. Hayden hielt inne, klammerte sich an die schwankenden Bohlen und lauschte.
    Das Winseln eines Turboprops verklang in der Ferne. Ein zweiter jaulte auf und kam näher. Komisch; er verstand so viel von Bikes, aber diesen Typ konnte er nicht am Geräusch erkennen.
    Dann fegte etwas an den Eisenpfeilern vorbei. Hayden streckte den Kopf durch das Gitterwerk. Ein grelles Licht raste in das erleuchtete Fenster eines Hauses am anderen Ende des Zylinders. Fassungslos sah er die Außenmauern in Flammen aufgehen und das Dach im Ganzen davonfliegen.
    Eine weitere Rakete kam angeflogen, schlängelte sich wie durch ein Wunder vorbei an Speichen, Halteseilen und Leitern und verließ den Zylinder am anderen Ende. Sekunden später knatterte Geschützfeuer, und in der Ferne zeigte ein Feuerball die Zerstörung des Flugkörpers an.
    Neben ihm schob sich ein Kopf durch das Gitter. Der Obdachlose mit dem windverbrannten Gesicht streifte Hayden nur mit einem kurzen Blick, dann starrte er die nächste Rakete an, die aus der Dunkelheit auftauchte. Jetzt erst begannen überall in der
Stadt, durch die Entfernung und die Rotation zu grausigen Tierlauten verzerrt, die Sirenen zu heulen.
    Die anfliegende Rakete traf eine der anderen Speichen. Eine rote Blüte entfaltete sich und erhellte das Stoppelgesicht neben Hayden. In den Augen des Mannes spiegelten sich winzige Lichter.
    Über ihm waren jetzt Stimmen zu hören: Miles und die anderen kamen herunter. Hayden zog den Kopf ein und kletterte hinab auf die Straße, wo die Menschen schreiend durcheinanderliefen.
    Wilder Jubel erfüllte ihn. Endlich musste Slipstream bezahlen! Er hielt sich die Hand vor den Mund: Laut aufzulachen, wäre im Moment sicher nicht ratsam.
    Hayden ging durch das Chaos. Es folgten keine weiteren Raketen, aber Feuerwehrmannschaften drängten sich durch die Menge, und es kam zu Tätlichkeiten. Die Straßenbeleuchtung brannte, und irgendwo ratterten Maschinen. Er spürte, wie er nach rechts gezogen wurde, sein Gewicht verringerte sich, und ein Knirschen und Knarren hallte durch die Straßen. Die Beschädigung der Speiche hatte wohl die Schwerkraftsteuerung durcheinandergebracht.
    Seine Beine hatten ohne sein Zutun den Weg zu den Docks eingeschlagen. Als er erkannte, wo er war, runzelte er die Stirn. Er sollte einfach nach Hause gehen - und warten, bis alles vorüber war. Aber wo mochte Fanning jetzt sein? Nach diesem Angriff würde man sicherlich die Flotte mobilisieren. Womöglich befand sich der Admiral bereits an Bord seines Flaggschiffs und wäre damit für alle Zeiten unerreichbar.
    Er stieß einen Fluch aus und rannte dahin, wo er sein Bike geparkt hatte.

4
    An den Docks blockierten hundert Menschen in Panik die Türen, und der Aufseher schrie verzweifelt: »Keine Zivilfahrzeuge, keine Zivilfahrzeuge!« Hayden zeigte dem Bewacher seinen Zugangsausweis für das Fanning-Anwesen, und der grimmige Mann ließ ihn widerwillig passieren. Sobald er sich durch die Menge gedrängt hatte, sprang er auf sein Bike und startete es mit einem Fußtritt. Turbulente Luftmassen und das Geheul von Angriffssirenen umfingen ihn.
    Am Himmel ging es zu wie bei einem Gewitter. Hayden musste ständig Haken schlagen, um nicht mit Schwärmen von Polizei- und Sanitäts-Bikes zusammenzustoßen. Er flog mit sehr niedriger Geschwindigkeit und hielt jedes Mal, wenn er durch eine der schmalen Kontroll-Lücken in den Schiffsfangnetzen schoss, die vor einer Stunde noch nicht da gewesen waren, seinen Ausweis hoch. Weiter weg wurden langsam weitere Netze entfaltet, die sich von ferne betrachtet wie graue Flecken auf Wasser ausbreiteten.
    Hayden fand es immer wieder faszinierend, bei Nacht zwischen Rushs Zylindern herumzufliegen. Ungeachtet aller Gefahren drehte er den Kopf und beobachtete die Lichter von Zylinder Zwei in Quartett
Eins, der ihm zunächst seine schwarze Unterseite und, nachdem er vorbei war, einen Halbmond aus erleuchteten Fenstern und Dächern in seinem Innern zuwandte. Schon unter normalen Umständen zeigten überall im Luftraum Laternen an, wo sich im Dunkeln unsichtbare Kabel und Stationen befanden; jetzt verdoppelten, ja verdreifachten sich die Lichter. Und damit nicht genug, sah es so aus, als ziehe ein

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