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Virga 01 - Planet der Sonnen

Titel: Virga 01 - Planet der Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Schroeder
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Unwetter herauf: Unter ihm zuckten immer wieder weiße Blitze über den Himmel.
    Er stieg zum Zylinder der Admiralität empor, als ein heller Lichtschein seinen Schatten gegen den rotierenden Metallrumpf des Habitats warf. Er war so überrascht, dass er fast die Einflugöffnung verfehlt hätte: Sie hatten die Sonne angeschaltet: sieben Stunden zu früh.
    Nachdem er sein Bike am Kranarm eingeklinkt hatte und abgestiegen war, sah er, dass es sich nicht um den gewohnten Tagzyklus handelte. Hinter den Bogenfenstern der Dockanlage war der Himmel immer noch tief dunkelblau. Die Sonne musste eine Scheinwerfereinstellung haben, von der er noch nie gehört hatte; Rush war in einem Strahl Tageslicht gefangen, doch der Rest der Welt war eine Höhle der Finsternis.
    Noch ein Flieger stand an den Fenstern. »Ich konnte es bisher nicht glauben«, murmelte er leise. Hayden runzelte die Stirn, verließ die Dockanlage und eilte die Treppe hinauf.
    Er hörte den Tumult im Hause Fanning, ehe er noch die Dienstbotentür geöffnet hatte. In der Küche rannte das Personal hin und her, packte Geschirr in Kisten
und trug alles zusammen, was das Fanning-Monogramm trug.
    »Was ist denn hier los?« fragte Hayden freundlich und setzte sich an den großen Tisch neben dem Herd.
    »Sie ziehen in den Krieg«, antwortete eine der Mägde im Vorbeigehen. In diesem Augenblick kam der Butler in die Küche gerauscht, und sein Blick fiel sofort auf Hayden. »Griffin! Zieh deine Uniform an. Wir brauchen dich.«
    »Jawohl, Sir.«
    Für einen Moment stieg Unmut in ihm auf, doch als er sich abwandte, um in den Umkleideraum zu gehen, strich Lynelle, eine andere Magd, dicht an ihm vorbei und flüsterte: »Damit sind all meine sorgsam geschmiedeten Pläne im Eimer.«
    »Äh … wie?« Er drehte sich nach ihr um. Sie lehnte sich an die Küchentür. Er hatte durchaus bemerkt, wie hübsch sie war. Aber möglicherweise war ihm entgangen, dass sie ein Auge auf ihn geworfen hatte.
    »Ich wollte an deinem freien Tag in meinem Zimmer eine kleine Party veranstalten. Und heute Abend wollte ich dich dazu einladen.« Sie zuckte verdrießlich die Achseln. »Das geht jetzt nicht mehr.«
    »Ich … nein, wahrscheinlich nicht.« Er wollte sich entfernen.
    Sie folgte ihm. »War das wirklich ein Angriff von Mavery?«, fragte sie.
    »Ich weiß es nicht. Hör zu, ich … ich muss mich für die Arbeit fertig machen.«
    »Ach so. Na schön, bis bald.« Er wusste, dass sie ihm nachschaute, als er wegging. Die Ohren brannten ihm.

    Hayden hatte sich seit seiner Einstellung stets bemüht, allen Kollegen mit Respekt zu begegnen. Doch in Wahrheit war es ihm zuwider, wenn die anderen Diener nett zu ihm waren. Wie konnten anständige Menschen guten Gewissens für ein Monster arbeiten? Es erschien ihm unnatürlich und unbegreiflich. Er ging zu seinem Spind im Umkleideraum der Männer und schlüpfte in die Livree des Hauses Fanning. Als er fertig war, setzte er sich kurz auf die Bank und suchte Mut zu fassen.
    Eine bessere Gelegenheit würde sich sicherlich niemals bieten - falls Fanning zu Hause war. Es war natürlich möglich, dass er sich in der Admiralität oder im Palast aufhielt. Aber Hayden musste einfach annehmen, dass er anwesend war, und etwas tun, wozu er bisher keine Chance gehabt hatte: Er musste ohne Begleitung in die Privaträume der Fannings eindringen. Er vergewisserte sich, dass das Messer griffbereit in seinem Gürtel steckte, dann stand er auf.
    Eine Kleinigkeit ließ ihm keine Ruhe. Er war auf der Suche nach den Mördern seiner Mutter hierhergekommen. Er hatte sich davon überzeugt, dass die Arroganz zum Zeitpunkt des Angriffs auf Aeries neue Sonne unter Fannings Befehl gestanden hatte. Aber in einem Flur dieses Hauses hing ein Foto, das ihn beunruhigte. Es zeigte Chaison Fanning inmitten einer Abschlussklasse der Militärakademie. Sein unbeschwertes Lächeln stand in scharfem Kontrast zum Ernst und Stolz der Kadetten. Er hatte dort in der Akademie, tausend Kilometer von Aeries Grenzen entfernt, eine Rede gehalten und an einem Bankett teilgenommen.
    Das Bild trug das Datum des Angriffstages.

    Seine Hände zitterten. Mit einem Fluch verließ er den Umkleideraum und strebte der Treppe zu. Jemand rief ihm etwas nach, aber er achtete nicht darauf. Sollte man doch denken, er hätte oben zu tun - irgendwie stimmte es sogar.
    Er fühlte sich schwindlig. Die Lampen in den Bernsteinhaltern warfen Lichtringe an die Decke; von allen Seiten schauten riesige Porträts von

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