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Virga 01 - Planet der Sonnen

Titel: Virga 01 - Planet der Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Schroeder
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Piratenschiffe waren nur noch hilflos treibende Wracks inmitten von Schuttwolken und toten Männern. Die Überlegenheit von Fannings
disziplinierten Besatzungen machte sich allmählich bemerkbar. Das Problem war nur, dass die Piraten in den Wolken Deckung suchen konnten; sie wagten sich nur kurz heraus, um eine Salve abzugeben, und verschwanden sofort wieder.
    Doch jetzt, da er das große Ganze sah, fiel ihm auf, dass sich die Piraten nur auf einer Seite in den Wolken versteckten - da, wo die Eisberge im Nebel lagen. Sie konnten diese Berge gefahrlos nützen, weil sie sich nicht bewegten, denn eigentlich waren es riesige Eiszapfen, die von Virgas Außenhülle herabhingen. Doch kurz vor Beginn der Schlacht hatte er einen dieser Zapfen langsam und majestätisch abstürzen sehen.
    Das brachte ihn auf eine Idee.
    »Weiter!« Er sah sich um. Es gab Dutzende von Minen, und dass sie eine Bahn frei räumen konnten, bevor das Entermanöver auf der Krähe so oder so entschieden wurde, war ausgeschlossen. Er wandte sich einer nicht weit entfernten Mine zu, achtete aber darauf, sie von Martors Seite her anzufliegen. »Nimm du sie, du Ratte«, sagte der Bootsmann und reichte Martor ein Seil mit einer Rakete daran. Der Junge grinste wie ein Raubtier und beugte sich hinaus, um die Mine einzufangen.
    Hayden zog sein Messer und durchschnitt den Riemen, mit dem der Bootsmann auf seinem Sitz gehalten wurde. Der Mann beobachtete Martor und bemerkte es nicht. Dann nahm Hayden ein Netz und warf es dem Bootsmann über den Kopf.
    »He! Du dreckiger Bastard, pass doch auf, was du …«

    Hayden zündete die Rakete am Netz im gleichen Moment wie Martor die seine. Funken sprühten auf, und beide duckten sich und hielten sich die Augen zu. Als Hayden wieder aufschaute, waren die Mine und der Bootsmann verschwunden.
    Martor starrte den leeren Sitz an. »Wo ist er denn?«
    »Ich weiß es nicht.« Hayden breitete in gut gespielter Überraschung die Arme aus. »Eben war er noch da, und dann war er weg. Hat wohl eine Kugel abbekommen.«
    Wenn man wusste, wo man zu suchen hatte, sah man weit draußen das matte Glutpünktchen einer Rakete in eine Wolkenbank eintauchen und verschwinden. Hayden verfolgte es einen Moment, dann wandte er sich an Martor. »Hör zu«, sagte er. »Wir können die Krähe nicht retten. Ich habe eine bessere Idee.«
    Er steuerte die nächste Mine an, und Martor fing sie ein. »Diesmal die Rakete nicht zünden«, sagte Hayden. »Lass sie nur hinter uns herfliegen.« Mit der nächsten Mine verfuhren sie genauso, und mit der dritten ebenfalls. Bald schwebten fünf von den Dingern vor ihnen her.
    »Und jetzt verschwinden wir von hier«, sagte Hayden.
    »Aber der Admiral sagte doch …« Aber Hayden drehte schon am Gasgriff, und Martor hielt sich hastig an den Seiten seines Beiwagens fest. Sie schossen nach oben, hinaus aus dem verminten Luftraum - hinaus aus der Schlacht - geradewegs auf die Nebel zu, die die Eisberge verhüllten.
    »Zünde neue Fackeln an. Wir müssen sehen, wo wir hinfliegen.« Er jagte mit halsbrecherischer Geschwindigkeit
in die Wolken, lediglich auf seine Fähigkeit vertrauend, allen Hindernissen auszuweichen. Die Fackeln umgaben sie mit einer Sphäre aus grasgrünem Licht, und nur gelegentlich spürten sie an einem vorbeiziehenden feuchten Nebelstreifen, dass sie sich überhaupt bewegten.
    Hier drin war es eisig kalt, und das brachte Hayden auf eine Idee: Folge der Kälte. Er nahm Gas weg und ließ das Bike mit den Luftströmungen treiben, bis er spürte, dass es in eine Kältezone geriet. Dann gab er vorsichtig Gas.
    Ein riesiges türkisfarbenes Gebilde tauchte aus der Dunkelheit auf - ein windschnittiger, langgestreckter Fisch von einem Eisberg mit knorrigen Vorsprüngen. Nach rechts hin konnte Hayden die Spitze erkennen, einen bedrohlichen weißen Stachel, der immer wieder von fernen Explosionen erhellt wurde. Zu seiner Linken verschmolz das Ding mit der Dunkelheit.
    In diese Richtung lenkte er das Bike. Martor schwieg jetzt, er war verwirrt, aber auch deutlich fasziniert. Als Hayden den Berg umrundete, fand er, wonach er gesucht hatte: An einer Stelle verjüngte sich der riesige Eiszapfen auf eine Dicke von wenigen Metern. Bei der minimalen Schwerkraft, die Virgas Wasser und Luft gemeinsam erzeugten, genügte dieser schmale Hals, um den Rest der Masse zu halten.
    »Martor, ich möchte, dass du auf diese Engstelle hier eine Mine abfeuerst.« Er zeigte auf den Schwachpunkt. Jetzt verstand der Junge, er

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