Virga 01 - Planet der Sonnen

Titel: Virga 01 - Planet der Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Schroeder

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machte große Augen und beeilte sich, die Anweisung auszuführen.
    Hayden duckte sich, als die Funken sprühten, doch dann schaute er wieder auf und sah, dass Martor gut
gezielt hatte. Die Mine schwebte lautlos auf das Eis zu, berührte es und …
    Ein orangeroter Blitz erhellte die Nacht, und Augenblicke später zuckte Hayden unter dem donnernden Knall der Explosion zusammen. Als sich der Rauch verzogen hatte, sah er, dass der Hals des Eiszapfens durchtrennt worden war. Ein weißer Splitter schoss knapp einen halben Meter neben seinem Kopf vorbei, aber das nahm er kaum wahr. Er beobachtete die Lücke zwischen dem Eis, das noch an Virgas Hülle hing, und dem langen Berg, der darunter schwebte.
    »Der Abstand wird größer«, sagte er nach einigen Sekunden. »Martor, siehst du es? Der Berg stürzt ab .«
    Der Junge grinste. »Dann nehmen wir uns den nächsten vor.«

    Im Schiff ging es zu wie in einem Irrenhaus, gellende Schreie, Gewehrschüsse und Schwertergeklirr erfüllten jeden Winkel. Chaison Fanning hatte sein Schwert gezogen, aber seine Offiziere waren ihm im Weg. Einer warf sich zwischen seinen Admiral und die schemenhafte Piratengestalt, die der gerade angreifen wollte.
    Chaison war so wütend, dass er fast auf den Mann eingestochen hätte, um an den Piraten heranzukommen. Er wollte nichts mehr, als einigen dieser Schweine, die sein Schiff, seine Männer und seine Mission bedrohten, die Köpfe abzuschlagen.
    Er drängte sich an dem wohlmeinenden Dummkopf vorbei, verzichtete auf den Schwertkampf und steuerte auf den Hangar zu. Ein Grüppchen von Männern bemühte sich vergeblich zu verhindern, dass die Piraten ins Schiffsinnere vordrangen. Chaison schwebte
zu ihnen hinüber und schaute dabei aufmerksam über ihre Köpfe und ihre zappelnden Arme hinweg, um sich ein Bild von den Feinden zu machen. Im Hangar befanden sich zumeist zwielichtige Gestalten und Raufbolde, die nicht an ebenbürtige Gegner gewöhnt waren, aber sie wurden offenbar von einer straffen Vorhut aus ehemaligen Flottenoffizieren von Aerie angeführt, die ohne Rücksicht auf Kugeln oder Klingen die Lücke zwischen den Schiffen übersprungen hatten.
    »Erschießt die Anführer!« Er schnappte sich ein Gewehr und visierte an zwei Männern vorbei, die, in einer Hand die Klinge, in der anderen den langen, gekrümmten Enterhaken, einen Schwertkampf in Schwerelosigkeit führten.
    »Aber, Sir!« Die verdammte Schmeißfliege, die ihn vorher umschwirrt hatte, war wieder da, außer Atem, aber unverletzt. »Was ist mit der Flotte? Ihre Befehle?«
    Er fuhr herum und richtete in seiner blinden Wut das Gewehr auf den Mann. Der Offizier wurde zwar bleich, aber er wich nicht von der Stelle, und das sprach für ihn. »Die Schiffe brauchen einen Befehl«, sagte er.
    Chaison fluchte und packte ihn an der Kehle. »Glauben Sie ja nicht«, zischte er, »ich könnte nicht gleichzeitig kämpfen und planen. Das wäre ein schwerer Fehler.« Dann schoss er an dem Mann vorbei und strebte der Brücke zu.
    Der Weg dorthin war versperrt. Überrascht sah er, dass eingeknickte Balken und Bretter den schmalen Gang unter der Zentrifuge blockierten. Das sah nicht
nach einem Raketenschaden aus. Ein Bug? Waren sie gerammt worden, als er gerade nicht hinsah?
    An sich spielte es keine Rolle. Er schob einige Planken beiseite und starrte in die Dunkelheit hinaus. Die Schlacht nahm etwa den Verlauf, den er erwartet hatte; die Piraten hatten den Vorteil, jederzeit in Deckung gehen zu können, und das nützten sie schamlos aus. Trotzdem machten die fünf Schiffe auf der anderen Seite der verminten Zone Hackfleisch aus ihnen. Sie brauchen meine Hilfe nicht, entschied er und nahm sich einen Moment Zeit, um im Geist eine Prioritätenliste zu erstellen. Dann wandte er sich an seinen Stab und fragte: »Wo ist meine Frau?«
    »Äh … auf der Brücke, Sir.«
    »Gut. Wir müssen uns dorthin durchschlagen, um zu den Selbstzerstörungsmechanismen zu kommen. Wir unternehmen eine kleine Kletterpartie im Freien, Jungs.«
    Er trat mit dem Fuß gegen die Trümmer und hatte bald eine Öffnung geschaffen, die groß genug war, um sich hindurchzuzwängen. Derselbe Stabsoffizier, der sich ihm zuvor in den Weg gestellt hatte, legte ihm nun die Hand auf den Arm. »Lassen Sie mich vorauskriechen, Sir. Wir wissen nicht, was uns da draußen erwartet.«
    Chaison sah ihn überrascht an. »Wie heißen Sie?«
    »Travis, Sir.« Der Mann wirkte eher wie ein Schauspieler, der den idealen Flottenoffizier gab, als wie