Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Virga 01 - Planet der Sonnen

Titel: Virga 01 - Planet der Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Schroeder
Vom Netzwerk:
Geheimpolizisten, Liebster, du kannst sie nicht erkennen, weil du auf manchen Gebieten erschreckend unerfahren bist.« Sie lächelte unbeirrt weiter - tatsächlich war das Lächeln jetzt nicht weniger unecht als vor zehn Minuten. »Ich denke, man wird uns in Kürze verhaften, und währenddessen holt man unsere Männer von den Schiffen.«
    »Das geht nicht an …«, ereiferte sich Botschafter Reiss.
    »Lasst euch etwas einfallen, schnell!«, zischte Venera. Von hinten näherten sich langsame, selbstbewusste Schritte. »Entschuldigen Sie«, sagte eine Stimme, die der von Carrier zum Verwechseln ähnlich war.
    Venera schaute Chaison in die Augen und staunte: Er war wütend, eine stille, rigoros beherrschte Wut, wie er sie in ihrer Gegenwart bisher nie gezeigt hatte. Sie hatten die Schlacht mit den Piraten nicht gemeinsam erlebt, aber sie hatte gehört, dass er vom Hangar der Krähe aus einige Männer erschossen hatte. Das war nicht der Mann, mit dem sie sich beim Essen zankte, und der in häuslichen Fragen so leicht nachgab, dass er sie oft zur Verzweiflung trieb. Sie hatte immer gehofft, diese Führerpersönlichkeit eines Tages kennenzulernen, allerdings unter günstigeren Umständen.
    Venera erkannte, dass Chaison Fanning sich anschickte, einen Mord zu begehen, und dass es Zeit war, ihm aus dem Weg zu gehen. Sie trat beiseite, sah, wie seine Augen groß wurden, und spürte, wie sich eine Hand auf ihre Schulter legte …

    Ein heftiger Stoß warf sie auf die Knie, und ein Schwall von Stein- und Glassplittern ergoss sich über sie.
    Sie hob den Kopf und blinzelte sich den Staub aus den Augen. Chaison sprang über sie hinweg wie über einen Stuhl, der bei einer Wirtshausrauferei umgefallen war. Ein vertrautes Dröhnen erfüllte den Ballsaal, ein Dröhnen, das in dieser Umgebung so schockierend gegen die natürliche Ordnung verstieß, dass Venera für einen Moment wie erstarrt war. Sie fuhr herum, eine Hand noch auf dem mit Scherben übersäten Boden, und sah in einem Tunnel aus wirbelndem Staub verschwommene Gestalten miteinander kämpfen. Ein durchdringender Gestank nach brennendem Kerosin breitete sich aus.
    »Kommen Sie!« Hayden Griffin tauchte aus der Wolke auf. Ein Strahl von Candesce erhellte sein grimmiges Gesicht und die Jacke mit der zerrissenen Schulter. Venera wollte seine Hand ergreifen, doch er fuhr herum, und das Schwert in seiner anderen Hand zischte über ihren Kopf hinweg. Aus der weißen Staubwand drang ein Schrei.
    »Alle Offiziere zu mir!« Das war Chaisons Stimme.
    Ein Pistolenschuss riss Venera aus ihrer Erstarrung. Sie erhob sich. Aubri Mahallan stand vor ihr, die rauchende Waffe in der Hand. »Sir, das ist eine Falle«, sagte Griffin zu Chaison. »Dentius ist uns zuvorgekommen. Er muss mit den Gehellesen einen Pakt geschlossen und ihnen einen Teil des Schatzes versprochen haben.«
    »Die Einzelheiten später«, kommandierte Chaison. »Offiziere zu mir! Wir müssen auf unsere Schiffe zurück!«
    Venera blickte auf. Wo die kunstvoll gearbeitete Rosette aus Stein und Buntglas gewesen war, klaffte ein
gezacktes Loch in der Wand. »Aha«, sagte sie zu niemandem im Besonderen. »Aber was …?«
    In der Ecke drehte sich etwas und spuckte Feuer. Es wurde heiß, ein süßlicher Geruch nach Kerosin stieg Venera in die Nase. Sie erkannte das schwarze Renn-Bike, das Griffin für sie flog, und plötzlich fügte sich alles zusammen.
    »Sie sind durch das Fenster gekommen?«
    Mahallan lächelte verkrampft. »Es war seine Idee.«
    Ringsum tobte das Chaos. Laute Männerstimmen und Schwerterklirren. Venera stand im Zentrum eines Kampfes mit scharfen Waffen. Dies war kein Schaugefecht wie im Haus ihres Vaters, bei dem man allenfalls einen Kratzer auf der Wange davontrug. Hier starben Männer. Sie merkte, dass sie zitterte, und das hatte sie nicht einmal getan, als sie den Kapitän der Krähe erschossen hatte.
    »Wie kommen wir hier raus?«, fragte sie Mahallan. »Klettern wir aus dem Fenster und springen wir vom Habitat? Wenn wir erst in der Stadt sind, könnten wir vermutlich zu den Schiffen zurückfliegen …« Aber Mahallan schüttelte den Kopf.
    »Im Freien wären wir ein leichtes Ziel«, sagte sie. »Wir brauchen ein Fahrzeug.«
    »Da.« Venera deutete auf das ratternde, qualmende Bike.
    »Ich bin nicht sicher, ob wir es zum Fenster hoch bekommen«, sagte Mahallan. »Und außerdem hat es nur Platz für drei.«
    Venera drückte ihr die Hand. »Sie können sie bestimmt so lange aufhalten, dass Chaison und ich

Weitere Kostenlose Bücher