Virga 01 - Planet der Sonnen

Titel: Virga 01 - Planet der Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Schroeder

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Ihnen empfehlen, sich zu entfernen, bevor die Schießerei beginnt.«
    »Wir denken gar nicht daran!« Die Matrone richtete ihren Fächer auf den Admiral, als wollte sie ihn damit
erstechen. »Richard, machen Sie diesem Mann klar, wie ungehörig sein Benehmen ist. So spricht man nicht mit jemandem wie mir. Sie haben diesen Raum zu verlassen, mein Herr, nicht ich.«
    Ein Schuss krachte. Hayden zuckte zusammen. Lady Dristow stieß einen spitzen Schrei aus. Der Fächer zerbarst ihr in den Händen, und die Trümmer spritzten auseinander.
    Hayden drehte sich um. Da stand Venera Fanning, eine Hand hinter dem Rücken, in der anderen die Pistole, und zielte mit ausgestrecktem Arm auf Lady Dristows Kopf. »Mund halten!«, sagte sie langsam.
    Chaison Fanning musste sich offenbar ein Schmunzeln verkneifen. »Reiss, wären diese Frauen als Geiseln zu gebrauchen?«
    »Ob diese …?« Reiss schien es die Sprache verschlagen zu haben. Er schüttelte den Kopf und fuchtelte mit den Händen, dann eilte er auf die Matrone zu und löste die Reste des zerfetzten Fächers aus ihren Fingern.
    »Wir kümmern uns später darum«, seufzte Fanning. »Vorerst bringen Sie sie ganz nach oben. Bauen Sie ihnen aus Büchern einen Schutzwall, vielleicht hält der ein paar Kugeln ab.«
    »Was haben Sie getan?«, wimmerte Reiss.
    »Wenn wir tatsächlich springen müssen, werden uns die Gardinen als Fallschirme dienen«, fuhr der Admiral fort. »Ich habe keine Lust, mit dreihundert Stundenkilometern durch die Stadt zu rasen.«
    »… Genau wie in meinem Traum«, murmelte Venera und starrte mit großen Augen ins Leere.
    »Was haben sie getan ?« Reiss’ Zorn war so zögernd in Gang gekommen wie ein kalter Motor. Jetzt richtete
er sich auf, schien fünf Zentimeter zu wachsen, und sein Feuermal färbte sich tief dunkelrot. »Seit zwanzig Jahren lebe ich nun schon hier und leiste meinem Land treue Dienste. Immer wieder beschwöre ich in meinen Briefen den Piloten: ›Gehellen ist ein natürlicher Verbündeter für Slipstream, wir sollten die Handelsbeziehungen verstärken‹, und ganz allmählich gelingt es mir, das Vertrauen dieser Menschen zu gewinnen. Als ich hierherkam, hielten sie jeden, der nicht von Candesces Licht beschienen wurde, für einen hoffnungslosen Barbaren! Es dauerte zwei Jahre, bis ich meine erste Cocktailparty geben durfte. Und jetzt kommen Sie bis an die Zähne bewaffnet mit Ihrer Flotte angesegelt, sprengen ein Loch in die Palastmauer und wollen von mir wissen, ob die Witwe des Barons von Cordia als Geisel geeignet wäre?« Er hob beide Hände und raufte sich die Haare.
    Venera richtete den Lauf ihrer Pistole auf ihn und sah ihren Mann mit hochgezogenen Augenbrauen an. Fanning schürzte die Lippen und drohte ihr mit dem Finger.
    »Botschafter, wenn mir auch nur der leiseste Verdacht kommt, Sie könnten uns hierhergeführt haben, um uns an der Flucht zu hindern, werde ich Sie eigenhändig erschießen«, sagte Fanning ruhig. Hinter ihm führte Travis die Matrone und ihre verschüchterte Freundin die schmiedeeiserne Treppe zur Galerie hinauf.
    »Admiral, ich bin Slipstream treu ergeben«, tobte Reiss. »Können Sie das auch von sich sagen?«
    »Wenn ich meine Mission nicht zu Ende führe, wird es kein Slipstream mehr geben«, fauchte Fanning. Diese
Worte schienen den wütenden Reiss endlich zu erreichen. Er verschränkte die Arme und wandte sich ab.
    »Es kann also sein, dass wir springen müssen«, sagte der Admiral und schlenderte zu den funkelnden Fenstern hinüber. »Deshalb sollten wir eine Flugbahn bestimmen.«
    Venera steckte die Pistole unter ihre Seidenschärpe. »Sie wollten mir erzählen, wie es zu alledem kam«, sagte sie zu Aubri. Lautes Klirren erschütterte die Luft. Hinter ihr schlug jemand Fensterscheiben ein.
    Aubri beschrieb, wie sie den Verfolger entdeckt hatte, der sich als einer von Dentius’ Piraten herausstellte, und wie sie dann dem Mann persönlich gegenübergestanden hatten. Veneras Augen weiteten sich, als sie den Namen Dentius hörte; Hayden sah, wie sich unter der Narbe an ihrem Kiefer die Muskeln spannten.
    Sie verbarg ihre Enttäuschung nicht, als Hayden berichtete, er habe mit seinem Schwert Dentius’ Hals nur knapp verfehlt. »Beim nächsten Mal sollten Sie besser zielen, Griffin!«
    »Aubri sah ein offenes Fenster und stürzte darauf zu«, fuhr Hayden fort. »Sie hetzten uns durch das Gebäude - einmal waren wir ihnen nur noch um wenige Schritte voraus.« Die wilde Jagd hatte die Bewohner des