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Virga 01 - Planet der Sonnen

Titel: Virga 01 - Planet der Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Schroeder
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fasse es nicht«, sagte Aubri, als der Pirat im trichterförmigen Eingang der Polizeiwache verschwand. »Was soll man davon halten?«
    »Ich glaube, das weiß ich ganz genau«, sagte Hayden. Plötzlich quoll eine ganze Schar von Uniformierten mit leistungsstarken Fußflossen aus dem Eingang. Irgendwo hinter dem Gebäude war das Winseln anspringender Propeller zu hören.
    »Wir müssen zum Bike zurück!«
    Aubri drückte sich an die Seitenwand des Wohnblocks und starrte der Polizistenwolke entgegen. »Aber was …?«
    »Er arbeitet für sie! Aubri, nun machen Sie schon!«
    »Ich fürchte, dafür ist es bereits zu spät«, sagte eine wohlbekannte Stimme hinter ihnen.
    Hayden fuhr herum.
    Kapitän Dentius stand keine fünf Meter entfernt auf dem Gebäude. Er wurde von zwei Polizisten flankiert und wirkte sehr mit sich zufrieden. »So sieht man sich wieder«, sagte er mit seiner heiseren Stimme. »Es ist immer eine Freude, mit ehemaligen Kunden zusammenzutreffen … besonders, wenn man noch offene Rechnungen zu begleichen hat.«
    »Dreckskerl!« Endlich hatte Haydens Zorn ein Ziel. Fast übermütig zog er sein Schwert und stürzte
sich auf den Mann. Die Polizisten behandelte er wie Luft.
    Er drehte sich, bis er die Füße vorn hatte, und hätte es beinahe geschafft, dem Kapitän die Klinge in die Kehle zu stoßen, doch Dentius warf sich im letzten Moment zur Seite. Bevor die Polizisten eingreifen konnten, setzte Hayden dem Piraten beide Füße auf die Brust und trat mit aller Kraft zu. Der Abstoß trug ihn zu Aubri zurück. »Kommen Sie!«
    Sie nahm seine Hand, und beide verschwanden um die Ecke. Wütende Schreie folgten ihnen.
    »Unglaublich, was Sie da eben gemacht haben!«, rief sie. Ganz in der Nähe krachte ein Gewehrschuss, und da schoss auch schon ein Schwarm von schwarzen Polizei-Bikes hinter der Wache hervor.
    »Wer die Initiative ergreift, kann das Glück wenden«, erklärte Hayden lachend. »Das Erste, was man in der Piratenschule lernt!«
    »An dem Tag hat Dentius offenbar gefehlt. Und was machen wir jetzt?« Sie saßen auf der Ebene des Wohnblocks fest, und von allen Seiten rückten die Verfolger näher. Nur eine Richtung stand ihnen offen; Hayden zerschlug mit seinem Schwert das Holzgitter eines Fensters und ließ Aubri als Erste hineinklettern. Die Polizisten riefen, sie sollten stehen bleiben.
    Sie befanden sich in einer seltsamen Wohnung, deren Form an eine Wespenwabe erinnerte. Im Bettennest neben dem Fenster schrie ein spärlich bekleidetes Paar erschrocken auf. Die beiden erinnerten mit ihren grotesk verlängerten und gebogenen Gliedmaßen an Spinnen. Sie warfen mit allem, was ihnen in die Finger kam, nach den Eindringlingen.

    »Verzeihung!« Hayden und Aubri hechteten durch die Tür, als sich Polizisten und Piraten hinter ihnen durch das Fenster zwängten.
    Der Flur war wie ein Schlauch. Hayden sah, wie zu beiden Seiten die Türen aufgingen. Das Geschrei und die Schüsse hatten alle Bewohner alarmiert. Er und Aubri zogen sich von Seilschlaufe zu Seilschlaufe, so schnell sie nur konnten, aber in Sekundenschnelle waren alle Türen offen, und die Bürger von Gehellen drängten heraus.

16
    »Das ist ein Druck aus der zweiten Keppery-Dynastie«, erklärte der Höfling hilfsbereit und deutete auf die grellen Spritzer in Lindgrün und Beige, die wie eine Beleidigung an der Wand des Ballsaals klebten. Venera wollte schon irgendeine nichtssagende Bemerkung (im Stil von »wirklich sehr hübsch«) von sich geben, als ihr auffiel, was sich an den Türen abspielte.
    »Bitte, entschuldigen Sie mich.« Sie ging auf ihren Mann zu, der neben Reiss stand und in aller Gemütsruhe sein viertes Glas Wein trank. Die Schwerkraft machte ihnen allmählich beiden zu schaffen. Venera beugte sich zu den beiden und zischte: »Wir werden gerade eingeschlossen.«
    »Ich habe gute Nachrichten, meine Liebe«, sagte Reiss gänzlich unbeeindruckt. »Die Regierung von Gehellen gewährt Ihren Schiffskameraden Landurlaub. Wenn wir da drüben an das Seitenfenster gehen, können wir vielleicht sogar beim Ausschiffen zusehen.«
    Chaison schaute mit ratloser Miene an Venera vorbei. »Mir scheint, du hast Recht, Liebes. Wer sind denn die Leute, die eben hereingekommen sind?«
    Ohne sich umzusehen, fragte Venera: »Stämmig, Dutzendgesichter, keine Mimik, sparsame Bewegungen, schlichte Kleidung?«

    »Ja, genau, aber wie …?«
    »Vater hat, wenn ich mich recht erinnere, der Falkenformation einige von denen abgekauft. Es sind

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