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Virga 01 - Planet der Sonnen

Titel: Virga 01 - Planet der Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Schroeder
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arbeiteten sie mit Feuereifer daran, Fotos von Veneras Himmelskarte mit dem vorgefundenen Material zu vergleichen. Diese Karten waren seit Jahrhunderten veraltet. Wie die Bibliothekarin erklärt hatte, waren die äußeren Schichten des Sargassums längst abgetragen worden, und innen war alles verkohlt. Der Navigator müsste ein wahres Wunder vollbringen, wenn sie den Schatz finden wollten.
    »Ich wünschte, Gridde wäre hier«, sagte Hayden schließlich. »Er könnte mit alledem sicher mehr anfangen.« Bei diesen Worten spürte er plötzlich eine tiefe Zuneigung zu dem mürrischen alten Mann. Warum auch nicht? Gridde war kein Soldat, er liebte nur seine Arbeit. Er war ohne Schuld.
    Endlich hatten sie genügend Informationen zusammengetragen, um Aubri zufriedenzustellen. »Ich glaube, wir dürfen uns eine Pause gönnen«, sagte sie. »Meinen Sie nicht, dass es hier in der Nähe ein Restaurant geben müsste?«
    Die Bibliothekarin beschrieb ihnen den Weg, und bald steckten sie wieder im dichten Himmelsverkehr von Vogelsburg. Die ferne Sonne Candesce trat in ihre Abendphase ein, und ihr Licht rötete sich allmählich. Wo die Bibliothekarin sie hingeschickt hatte, war der Luftraum so dicht bebaut, dass sie kaum durchkamen.
Blöcke, Sphären, Dreiecke und frei schwebende Korbfarmen wetteiferten um Licht und Luft. Menschen schwebten in alle Richtungen. Wenn eine Kollision drohte, streckten sie, ohne innezuhalten oder wütend zu werden, eine Hand oder einen Fuß aus und stießen sich ab. Es roch nach Küchendünsten und nach Abfällen, und das leise, aber beständige Knirschen aneinanderreibender Gebäude bildete den Hintergrund für Stimmengewirr und Gelächter.
    Hayden hatte soeben das Weidenkorbrestaurant entdeckt, das ihnen die Bibliothekarin empfohlen hatte, als Aubri ihn am Arm packte und murmelte: »Wir werden verfolgt.«
    Er hätte sich gerne umgedreht, aber er beherrschte sich. »Sind Sie sicher? Wie können Sie das bei dem Gedränge feststellen?«
    »Derselbe Mann war auch schon mit uns in der Bibliothek. Ich sah ihn in der Geschichtsabteilung herumlungern, als wir dort arbeiteten. Ich bin ganz sicher, dass er versucht hat, in die Karten zu spähen. Und jetzt ist er wieder hinter uns.«
    »Hm …«
    »Er sieht aus wie einer von ihnen .« Er sah sie verständnislos an. »Ein Pirat!«, flüsterte sie.
    Jetzt gelang ihm doch ein unauffälliger Blick nach hinten. Er erkannte die blonde Mähne, die gerade im Sonnenlicht aufleuchtete, und bekam eine Gänsehaut.
    »Kommen Sie.« Hayden schlängelte sich auf Umwegen zwischen den Gebäuden hindurch, um zu sehen, ob der Schatten ihnen weiterhin folgte. Tatsächlich blieb er ein Fels im wirbelnden Strom der Gesichter und Kleidungsstücke.

    »Okay, dann eben kein Mittagessen. Wir kehren lieber zum Bike zurück und geben den anderen Bescheid.« Er griff nach einem städtischen Handseil und wechselte die Richtung. Aubri war nicht ganz so geschickt, blieb aber bei ihm.
    Sie berührte seinen Knöchel. »Da drüben ist eine Polizeiwache. Vielleicht sollten wir …?« Hayden hatte für gewöhnlich kein Vertrauen zu den Ordnungshütern, aber vielleicht sollte er heute einmal eine Ausnahme machen. Er stimmte knurrend zu, und sie sprangen in diese Richtung.
    »Er kommt näher.«
    »Vielleicht will er verhindern, dass wir die Wache erreichen?« Hayden sah sich nicht um, strebte aber mit doppeltem Eifer dem würfelförmigen Gebäude aus Stein und rostfleckigem Eisen zu.
    »Jetzt ist er dicht hinter uns!«
    Hayden schaute zurück und zischte erschrocken. Der Mann war ihm bekannt. Er hatte zusammen mit einem anderen die Besatzung der Krähe mit Kerosin überschüttet. Der Abstand betrug jetzt nur noch wenige Meter, der Verfolger sprang in langen Sätzen scheinbar mühelos zwischen den Gebäuden hindurch und vermied es betont, Hayden oder Aubri anzusehen.
    Die Polizeiwache befand sich gleich hinter einem großen baufälligen Wohnblock, der mit Seilen und Sackleinenstreifen zusammengehalten wurde - aber sie würden es nicht schaffen. »Verdammt«, sagte Hayden und bremste ab, indem er sich an einer Ecke des Gebäudes festhielt. Dann griff er nach seinem Schwert.

    Der Pirat schoss auf ihn zu, verfehlte ihn aber um mehr als drei Meter. Er schaute immer noch in die andere Richtung. »Was zum …?« Hayden und Aubri sahen ihm ungläubig nach. Jetzt schwebte er ihm Leeren; es gab keine Seile, die er ergreifen konnte, um die Richtung zu ändern, folglich gab es für ihn nur ein Ziel.
    »Ich

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