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Virgil Flowers 03 - Bittere Suehne

Virgil Flowers 03 - Bittere Suehne

Titel: Virgil Flowers 03 - Bittere Suehne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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ist so was natürlich sinnlos, aber als ich gehört habe, dass Zoe Frauen mag, war das für mich vollkommen normal.«
    Sig und Virgil stellten fest, dass sie zur selben Zeit die University of Minnesota besucht hatten und möglicherweise sogar eine gemeinsame Bekannte hatten, eine Frau, die sich systematisch durch jede erdenkliche Kunstform arbeitete. Nachdem sich ihre Begabung für Malerei, Bildhauerei, Töpferei, Architektur, botanisches Zeichnen, Musik und Tanz als begrenzt erwiesen hatte, war sie zur klassischen Gitarre gewechselt, die sie eher schlecht spielte. Und als ihre Tanzlehrerin ihr mitgeteilt hatte, dass sie sich besser für Auftritte in Sexlokalen eigne, war sie in Kurse für kreatives Schreiben gegangen, wo Virgil glaubte, ihr begegnet zu sein.
    »Ich kann mich allerdings an keinen einzigen von ihr verfassten Text erinnern«, gestand er.
    »Und ich nur an ein einziges Kunstwerk. Sie war mit einem Jäger befreundet und hat irgendwann einen Stich von einem gehäuteten Kaninchen gemacht. Bei dem Anblick haben alle eine Gänsehaut gekriegt.«
    »Vielleicht war der Stich dann gar nicht so schlecht. Ich meine, wenn er diese Wirkung hatte?«
    »Nein … das Ding hat nicht ausgesehen wie ein gehäutetes Kaninchen, sondern grundsätzlich wie ein Tier, dem was Grässliches passiert ist. Oder wie ein Mutant, auf den jemand mit einem Hammer eingeschlagen hat … Aber vielleicht hast du recht. Es gibt kein anderes Kunstwerk, an das ich mich nach so langer Zeit so deutlich erinnere. Möglicherweise war’s doch gut. Jedenfalls hat sie danach keinen Stich mehr angefertigt.«
     
    Das Duck Inn war eine nachgemachte Blockhütte mit einem Neonschild, auf dem eine Ente ihre rot-blau-grünen Flügel ausbreitete, und einem kiesbedeckten, von kränkelnden Fichten gesäumten Parkplatz. Beim Betreten des Lokals begegnete ihnen Jud Windrow.
    »Hallo, Virgil«, sagte Windrow mit einem langen Blick auf Signy. »Gehen Sie heute ins Wild Goose?«
    »Eher nicht. Ich muss im Zusammenhang mit dem Fall noch zu einer gerichtsmedizinischen Sitzung.«
    »Ich fahr rüber. Wir haben uns in ihrem Wohnwagen zusammengesetzt, und Wendy wird unterschreiben.«
    »Haben Sie die Sache mit der Drummerin geregelt?«, erkundigte sich Virgil.
    »Ja, ich glaube schon. Berni hat uns von dem Gespräch mit Ihnen heute Nachmittag erzählt. Sie war ziemlich durch den Wind.«
    »Es geht um Mord.«
    »Ja, ist mir klar.« Noch einmal musterte Windrow Sig intensiv, bevor er Virgil riet: »Bleiben Sie sauber.«
    »Ich geb mir Mühe.«
    Windrow lachte. »Ja, Partner. Ich fahr jetzt rüber.«
     
    Drinnen fragte Sig, die ein wenig verärgert über das Gespräch war: »Was sollte das denn?«
    Virgil erzählte ihr von Windrow.
    »Was für ein arrogantes Arschloch«, lautete ihr Kommentar.
    Virgil beugte sich ein wenig vor. »Du ahnst nur nicht, wie attraktiv du bist. Den Männern hier hängt bei deinem Anblick die Zunge raus. Deshalb hat er so reagiert.«
    »Aha …«
    Virgil und sie verstanden sich prächtig. Sie aß ein Steak mit Kartoffelpüree und trank zwei Drittel einer Flasche Pinot Grigio aus Santa Barbara. Währenddessen erzählte sie ihm einen Priesterwitz, für den Virgil sich mit der Geschichte revanchierte, wie seine Tante Laurie mütterlicherseits mit einem Pfarrer durchgebrannt war und sein Vater seine Mutter eine Woche lang mit der Drohung gequält hatte, er würde über das Thema eine Predigt halten.
    Als sie mit dem Essen fertig waren, wollte sie einen Spaziergang durch die Stadt machen. Sie kehrten in zwei Bars ein, wo sie einige Leute begrüßte. Eine halbe Stunde später fragte sie beim Truck: »Hast du dein Handy dabei?«
    »Klar. Willst du jemanden anrufen?«
    »Nein. Diesmal lässt du’s im Wagen, okay?«
    »Ja!« Er nahm das Handy aus der Tasche und steckte es in den Becherhalter. »Du bist wirklich eine sehr praktisch veranlagte Frau.«
    »Stimmt«, pflichtete sie ihm bei.
     
    Im Haus legte sie eine CD von Norah Jones ein und ging ins Bad. Als sie zurückkam, forderte Virgil sie zum Tanzen auf. Sie tanzten zu »Come Away with Me«, »One Flight Down« und »Nearness of You«.
    »Virgil«, flüsterte sie und leckte sein Ohrläppchen.
    Er schob sie gegen die nächstgelegene Wand …
    Da glitt ein Scheinwerferstrahl über die vorderen Fenster, das Außenlicht ging an, und Virgil stöhnte: »Nein!«
    Sig löste sich von ihm, um zwischen den Vorhängen hinauszuspähen. »Zoe. Sie wusste, dass du kommst. Wir sagen ihr, dass es gerade nicht

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