Virgil Flowers 03 - Bittere Suehne
ist?«
»Ja. Quilt-Gruppe, hatte ich vergessen.«
»Heute Abend nicht. Ein Steak und eine Flasche Wein könnten dich weit bringen.«
»Sieben Uhr?«
»Bis dann.«
Anschließend wählte er die Nummer von Sanders, der wieder in Bigfork war.
»Könnten Sie Berni Kelly von einem Ihrer Deputies abholen lassen? Das ist die Drummerin von Wendy Ashbachs Band. Ich möchte mit ihr reden. Behandeln Sie sie wie eine Verdächtige. Keine Handschellen, aber setzen Sie sie auf den Rücksitz des Streifenwagens und machen Sie es ihr so unangenehm wie möglich. Sie soll auf dem Gang vor dem Befragungszimmer schwitzen. Vermutlich ist sie im Schulhaus, dem Aufnahmestudio. Wenn nicht, könnten Sie’s bei Slibe Ashbach versuchen.«
»Glauben Sie, sie war es?«
»Ich glaube überhaupt nichts, abgesehen davon, dass der Kreis der Verdächtigen sich verkleinert. Kopfzerbrechen macht mir die Sache mit Jan Washington. Haben Sie inzwischen irgendeinen Hinweis?«
»Nein. Einer meiner Ermittler ist nach Duluth gefahren, um noch einmal mit ihr zu reden. Sie sagt, sie kann sich keinen Reim auf die Sache machen und im Moment keinen vernünftigen Gedanken fassen. Sie ist uns keine große Hilfe.«
»So ähnlich war’s auch, als ich in Iowa mit ihr gesprochen habe. Ich frage mich, ob sie willkürlich als Opfer ausgewählt wurde, um die Aufmerksamkeit von Iowa und Constance Lifry beziehungsweise der Band und dem Eagle Nest abzulenken.«
»Keine schöne Vorstellung, dass jemand so verrückt sein könnte. Aber möglich wär’s«, sagte Sanders.
»Ich weiß, wie Sie sich fühlen. Schnappen Sie sich Berni Kelly, und rufen Sie mich an, sobald Sie sie haben. Ich fahre zurück in die Stadt.«
»Wo sind Sie gerade?«
»Unterwegs, wegen Ermittlungen«, antwortete Virgil.
Virgil verlud das Boot auf den Anhänger und stellte es in Zoes Auffahrt ab. Dann klopfte er an die Tür, doch Zoe war in der Kanzlei. Er fuhr zu ihr ins Büro, wo man ihm mitteilte, dass sie noch eine Viertelstunde in einem Kundengespräch sein würde. Also ging er die Straße hinunter zu einer Eisdiele, überprüfte kurz seinen Bauch und gönnte sich ein Hot
Fudge Sundae.
Die junge Frau hinter der Theke fragte ihn mit großen Augen: »Sind Sie der Mann von der Staatspolizei?«
»Ja.«
»Glauben Sie, Sie erwischen ihn?« Sie putzte verlegen die Arbeitsfläche, um nicht allzu aufdringlich zu wirken.
»Darauf können Sie sich verlassen«, sagte Virgil. »Heute haben wir große Fortschritte gemacht. Ich schätze, in ein oder zwei, höchstens drei Tagen haben wir ihn.«
»Wirklich?«
»Ja.«
Sie bedachte ihn mit einem zweifelnden Blick und fragte ihn: »Warum sagen Sie mir das?«
Virgil zuckte die Achseln. »Warum nicht? Sie sind eine Bürgerin dieses Landes und zahlen Steuern. Ihr Geld finanziert diese Ermittlungen. Ich halte Sie nur auf dem Laufenden.«
»Darf ich das meiner Mom erzählen? Sie macht sich große Sorgen, und wenn sie weiß, dass Sie ihn kriegen, kann sie ruhiger schlafen.«
»Klar, kein Problem.«
Sie warf einen Blick auf sein T-Shirt. »Warum steht auf Ihrem Shirt ›Gourds‹-Kürbisse? Pflanzen Sie Kürbisse?«
Entsetzt über das Unwissen der jungen Leute in Grand Rapids – sie kannte die Gourds nicht mit ihrer weitbesten (und einzigen) Country-Coverversion von Snoop Doggs »Gin and Juice« – kehrte er zu Zoes Kanzlei zurück und wurde in ihr Büro geschickt.
»Ich fahre in ein paar Minuten zu Wendy«, teilte Zoe ihm mit. »Sie möchte, dass ich mir den Vertrag mit dem Typen aus Iowa ansehe.«
»Ich kenne sein Lokal, wirkt ziemlich seriös auf mich«, sagte Virgil und zog einen Stuhl heran. »In seinem Büro hängen Fotos von den Bands, die bei ihm gespielt haben. Namhafte Bands.«
»Und«, fragte sie ein wenig schnippisch, »was haben Sie getrieben? Unschuldige Frauen belästigt?«
Virgil musste an Ruth Davies denken. »Ja, könnte man so ausdrücken.« Er erzählte ihr, wie er Ruth von der Liste der Verdächtigen eliminiert hatte und dass er der mausigen Hausfrau einen Mord ohnehin nicht zugetraut hätte.
»Aber ich stehe immer noch irgendwie unter Verdacht.«
»Nein. Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass ich Sie zu gut leiden kann, um Sie zu verdächtigen.«
Sie schüttelte den Kopf. »Wenn Sie Buchhalter wären … ach, vergessen Sie’s.«
»Raus mit der Sprache.«
»Man kann nicht für jemanden die Buchhaltung machen und ihm sagen, dass er okay ist, weil man ihn mag. Die Zahlen müssen stimmen.«
»Möglich. Aber
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