Virgil Flowers 03 - Bittere Suehne
Exfrau, Irma Windrow. Sie macht immer noch die Buchhaltung für das Spodee-Odee. Sie stehen in engem Kontakt.«
Virgil folgte ihrem Rat.
»Wir versuchen ihn zu finden wegen diesem … äh … Vertrag, den er mit Wendy Ashbach diskutiert hat«, erklärte Virgil.
»Ich habe nichts von ihm gehört. Normalerweise ruft er so gegen zehn an, und jetzt ist es schon später. Manchmal meldet er sich allerdings auch überhaupt nicht …«
Ansonsten wusste sie nichts.
Virgils Ärger verwandelte sich in Sorge.
Der Sheriff rief zurück. »Wir haben uns mit der Autovermietung in Verbindung gesetzt und im Ort nach ihm gesucht, ihn aber nicht gefunden. Wir müssen es großräumiger angehen. Was machen Sie?«
»Ich fahre raus zu Ashbach. Dort war er vor seinem Verschwinden. Das alles muss mit den Ashbachs zu tun haben.«
»Wo sind Sie?«
»Ich fahre gerade an Arby’s vorbei.«
»Warten Sie dort. Ich schicke Ihnen zwei Leute.«
Virgil hielt den Wagen an. Drei oder vier Minuten später stieß ein Streifenwagen zu ihm. Er stieg aus, um sich mit den beiden Beamten darin zu unterhalten.
Die Polizisten hießen Ben und Dan und waren kräftige, fleischige Typen mit blauen Augen und Nussknackerkinn.
»Ich bin davon überzeugt, dass einer der Ashbachs in die Sache verwickelt ist«, erklärte Virgil. »Seien Sie vorsichtig, denn der Killer kann mit Waffen umgehen und ist ziemlich verrückt. Haben Sie Ihre kugelsicheren Westen? Halten Sie Abstand voneinander, damit er Sie nicht mit Streufeuer belegen kann, und lassen Sie mich vorangehen. Haben Sie ein Gewehr? Deponieren Sie es auf dem Rücksitz. Nach dem Aussteigen öffnen Sie eine der hinteren Türen und stellen sich dahinter, sicherheitshalber.«
Als er mit seinen Instruktionen fertig war und den Eindruck hatte, dass Ben und Dan den Ernst der Lage begriffen hatten, machte er sich mit ihnen auf den Weg zu Slibe. Die Dunkelheit schien sich wie die Äste der Bäume am Straßenrand immer tiefer auf sie herabzusenken. Auf dem schmalen Feldweg leuchteten die Scheinwerfer nur noch wenige Meter aus. Es war wie in einem Horrorfilm.
Sie passierten einen roten Briefkasten, sahen Licht in einer Garage und einer Küche und erreichten das Ende der Straße. Slibes Haus war dunkel, nur der rosafarbene Schein einer Außenlampe erhellte den Hof. Virgil entdeckte Licht im Zwinger, oben beim Dach, und in Wendys Wohnwagen. Slibes Truck stand vor dem Haus.
Virgil brachte den Wagen mit Stotterbremsung zum Stehen, um den Deputies zu signalisieren, dass sie am Ziel waren, und lenkte ihn dann an dem Schild mit der Aufschrift »Betreten verboten« vorbei durch den großen Garten auf den Hof.
Virgil ging zum Wohnwagen. Er sah, wie ein Vorhang sich bewegte, und kurz Wendys Gesicht. Die Tür öffnete sich, und Wendy, Berni im Schlepptau, erkundigte sich: »Haben Sie ihn gefunden?«
»Nein.« Aus den Augenwinkeln nahm er wahr, dass die beiden Deputies hinter ihrem Wagen blieben. Gut.
»Ist er nach Iowa zurückgeflogen?«, fragte Berni über Wendys Schulter.
»Seine Maschine steht am Flughafen. Wo sind Ihr Vater und Ihr Bruder?«, wollte er von Wendy wissen.
»Dad ist im Haus, und der Deuce … keine Ahnung. Er war vorhin mal hier. Der hat nichts mit der Sache zu tun.«
Slibes Tür schlug zu. Virgil schaute hinüber. Als Slibe von der Veranda herunterkam, wandte Virgil den Blick zu den Deputies – der eine nickte und flüsterte seinem Kollegen etwas zu.
»Berni sagt, Sie hätten sie heute Nachmittag traktiert«, erklärte Wendy.
Sobald Slibe in Hörweite war, blaffte er: »Was zum Teufel ist hier los?«
»Jud Windrow wird vermisst«, antwortete Virgil.
»Und was hat das mit uns zu tun?«
Diese Frage kam zu schnell, dachte Virgil, und sie klang zu defensiv.
»Man hat ihn zuletzt hier bei Ihnen gesehen«, antwortete Virgil. »Und Ihre Tochter hat die Nacht vor dem Mord mit Erica McDill verbracht. Außerdem war Jud schon einmal an Ihrer Tochter interessiert, aber dann ist der Deal wegen dem Zwischenfall in Iowa geplatzt. Finden Sie das nicht auch merkwürdig?«
»Ich finde, meine Tochter wird von irgendjemandem gelinkt.«
»Wo waren Sie heute Abend gegen sieben? Und wo war Ihr Sohn?«, fragte Virgil.
»Ich war hier. Die Versammlung hat sich aufgelöst, und Jud ist gleichzeitig mit den Mädels aufgebrochen, die einen Auftritt hatten. Ich hab die Hunde gefüttert und mit ihnen gearbeitet, bis es dunkel wurde.«
»Und Ihr Sohn?«
Slibe blickte zum Zwinger hinüber. »Der
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