Virtuelle Küsse (German Edition)
>und bin an Deinem netten Profil hängen
geblieben. Kompliment an Dein natürliches Aussehen! Mir gefällt Dein Geschmack für
Wohnstil. Ich bin Möbeldesigner und habe jeden Tag mit Einrichtung zu tun. Was hältst Du
von einem Treffen? Wenn Du Lust hast schreib mir doch. Ich würde mich darüber sehr
freuen. Grüsse Greg.<
Er schickte mir sogar einen virtuellen Kuß. Sollte ich mich darüber nicht geschmeichelt
fühlen?
Mit dem Namen könnte ich leben, dachte ich. Besser als Roger oder Ferdinand.
>Hallo Greg<, schrieb ich zurück >dann stehst Du also auch nicht auf Schrankwand in Eiche
furniert und den Couchtisch mit Kacheln zum hochkurbeln...?<
Mein Handy meldete sich. Eine SMS. Von Micky. >Hi Babe, bist du noch wach?< schrieb
sie. >Ich würde noch vorbeikommen.< >Ja komm, love, ich freu mich auf dich.<, schrieb ich
zurück.
Der Brief an Greg musste warten. Micky würde in etwa 10 Minuten hier sein. Zuerst ließ ich
zwei Café Latte durch die Kaffeemaschine, dann setzte ich mich noch einmal an den
Schreibtisch. Ich hatte den Faden verloren.
>Wo wohnst Du? Liebe Grüsse Dani< tippte ich noch schnell dazu und sendete den Brief ab.
Ich wählte mich noch kurz in mein privates Postfach ein. Da war eine neue Nachricht von
Dominic. Mein Herz hüpfte.
> Hallo Dani, am Wochenende geht es bei mir leider nicht. Nächsten Mittwoch 20:00 Uhr?
Ich habe anzubieten: Kingsbar, Eddies-Coffee-Shop, oder oder oder...
Gruß und ein superschönes Wochenende- Dominic.<
Warum hatte er am Wochenende keine Zeit? Ach so, er hatte ja eine Freundin. Ich entschied
mich spontan für die Kingsbar. Sie würde ja hoffentlich auch halten was der Name versprach.
Von mir aus hätten wir uns auch einfach an einen Bordstein setzen können um zu reden. Dicht
nebeneinander. Hauptsache, ich war mit Dominic zusammen .
Gegen Mittwoch war bei mir nichts einzuwenden, außer dass es noch ewig bis dahin war. Fast
noch eine ganze Woche. Jetzt stand mir ein langer Prozess des Wartens bevor. Das musste ich
eben aushalten. Ich schrieb zurück:
>Hallo Dominic, Mittwoch geht bei mir. Wenn es in der Kingsbar schön ist, dann gehen wir
doch dorthin. Ich freue mich. Liebe Grüsse Dani.<
Es klingelte an der Tür. Ich klickte noch schnell auf >senden< und schaltete den PC ab bevor
ich Micky öffnete.
Sie sah schlecht aus, dunkle Ringe lagen unter ihren Augen. Ich umarmte meine Freundin.
"Was ist passiert? Komm und erzähl. Ich hab schon Kaffee gemacht." Wir setzten uns mit
unseren Kaffeebechern in mein Mega-Sofa, in dem man auch zu zweit noch versank. "Wir
ziehen weg!" platzte Micky heraus und zündete sich eine Zigarette an. Ich nahm mir auch
eine. Seit ich denken konnte rauchten wir immer zusammen. "Ende des Jahres. Pat will das
so, weil er nur Theater mit seiner Frau hat."
Mickys Freund war noch nicht geschieden. Er hatte zwei Kinder, die er jedes zweite
Wochenende bei seiner Frau abholen musste. Ich wusste dass sie ihm jedesmal eine Szene
machte, weil Pat es war, der sich von ihr getrennt hatte als er damals Micky kennenlernte.
"Ja und wohin?" Ich konnte es nicht fassen. "Nach Townbeach!" "Micky, das sind fast 200
Meilen von hier. Weißt Du was das heißt? Wir werden uns nur noch selten sehen können."
Ich hätte heulen können, so sehr schockte mich ihre Nachricht. Ich konnte mir ein Leben ohne
Micky nicht vorstellen. Sicher, wir sahen uns nicht jeden Tag, und seit sie mit Pat zusammen
war nur noch etwa einmal in zwei Wochen. Aber allein schon der Gedanke, dass sie in der
Nähe war und ich sie im Prinzip immer sehen konnte wann ich wollte, hatte für mich etwas
beruhigendes. Mir wurde bewusst dass es mir gut ging, wenn ich die Menschen die ich liebte
um mich hatte.
"Es geht nicht anders. Pat bekommt nur dort eine Stelle. Du weißt dass es nicht viele freie
Stellen in seinem Job gibt. Man muss da hin, wo etwas zu haben ist. Pats Frau macht uns das
Leben zur Hölle. Sie ruft jeden Tag zwei oder drei Mal bei mir an. Letzte Woche stand sie
einfach abends bei uns vor der Tür und hat Pat zusammengeschrien, was er doch für eine fiese
Drecksau wäre weil er sie verlassen hat, und dass er das alles noch bereuen wird. Ich halte das
nicht mehr aus."
Mickys Freund arbeitete als PC- Fachmann für Großkonzerne. Die Stellen waren rar und
begehrt weil sie gut bezahlt wurden. Von dem Standpunkt aus konnte ich die beiden
verstehen. Vom Standpunkt, dass sie ihre Beziehung in Ruhe leben wollten, auch. Aber
trotzdem...
"Erzähl Du wenigstens was positives. Erzähl
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