Virtuelle Küsse (German Edition)
war das Stichwort. Ich sollte doch
Dominic anrufen und fragen ob mein PC wieder funktionierte und wann er heute abend zu mir
käme. Seine Nummern hatte ich gestern abend noch in meinem Handy eingespeichert.
"Dominic Daltrey, hallo?" Herzstillstand. Atemstillstand. Diese Stimme. Meine Armhärchen
stellten sich auf. "Hallo, hier ist Dani", sagte ich mühsam. "Wie geht es meinem PC?"
"Bestens. Er funktioniert. Ich habe auch eine Camera für Dich. Heute abend um acht?"
Wie leicht es ist, mit ihm ein Date zu bekommen, dachte ich. Aber es betraf ja nur die Arbeit.
"Das paßt gut. Ich bin zuhause. Bis dann." Ich legte auf. Ausatmen.
Ich machte mich schön. Für ihn . Ich schminkte mir die Augen dunkel, nahm Wimperntusche
und Lipgloss. Zog eine enge Jeans an, meinen Lieblings-BH und ein weißes Top. Keine
Schuhe. Ich liebte barfuß laufen. Ich mußte mich wohlfühlen. Ein Blick in den Spiegel und
ich war zufrieden. Ich sah gut aus! Ich wusste dass ich den Männern gefiel, aber würde ich
auch ihm gefallen? Vorsorglich stellte ich zwei Gläser und eine Flasche Sprudel ins
Wohnzimmer auf den Tisch. Ich hatte keine Lust heute abend noch Scherben aufzusaugen
wenn meine Nerven wieder nicht mitspielten.
Dominic war diesmal pünktlich. Er sagte an der Tür nur "Hallo", packte meinen PC gleich an
seinen Platz, richtete sich auf und streckte mir die Hand entgegen. Ich wäre ihm am liebsten
in die Arme geflogen. Heute trug er helle Jeans und ein mittelblaues Sweat-Shirt . Und
Pferdeschwanz, wie gestern. Er sah umwerfend aus und ich schmolz dahin.
Seine dunklen Augen musterten mich. "Kompliment", sagte er und lächelte. "Wenn Du zwei
Stühle bringst können wir uns setzen, und ich zeige Dir wie die Kamera funktioniert. Ich
stecke solange die Kabel zusammen. An Deinem PC war nur ein Kabel für die
Bildschirmverbindung kaputt. Das passiert manchmal. Nichts schlimmes." Ich schwebte über
den Teppich. Kompliment für mich! Dominic kroch gerade unter dem Schreibtisch hervor als
ich mit den Stühlen ankam.
"Möchtest Du was trinken? Ich hätte Sprudel, Saft, Bier oder Wein da." Ich stellte die Stühle
vor den Schreibtisch. "Bier mag ich nicht, aber einen Sprudel nehme ich gern." Ich lächelte
vor mich hin. Er mochte kein Bier. Genau wie ich.
Wir setzten uns, Dominic packte den kleinen Karton mit der Camera und die InstallationsSoftware aus.
"Die spiel ich Dir jetzt auf Deinen PC, damit er die Camera kennt" sagte er und trank einen
Schluck. Ich beobachtete dabei wieder seinen Mund. Dieses schöne Gesicht! "Und dann
kannst Du fotografieren üben." Er drückte mir die Camera in die Hand, zeigte auf die kleinen
Knöpfe. Sein Vortag über die Bedienungsanleitung rauschte an mir vorbei. Er saß viel zu
dicht bei mir, ich spürte seine Wärme. Mein Mund wurde trocken. Ich sah nur noch diese
sinnlichen Lippen und die dunklen Augen vor mir. Wie hypnotisiert griff ich zu ihm hinüber,
löste das Haarband von seinem Zopf und die Haare fielen seitlich über seine Schulter. Ich
konnte den Blick nicht von ihm abwenden, richtete die Camera auf sein Gesicht und drückte
ab. "Nein, von Dir welche." Dominic schüttelte den Kopf, nahm mir die Camera aus der Hand
und schoß ein paar Fotos von mir. "Das Speichern geht genauso wie bei Deiner alten Camera.
Noch Fragen?" "Ja, was kostet die Camera jetzt?"
Oh Gott, wie lapidar! Was Besseres fiel mir wohl wieder nicht ein? Zum Beispiel- wann
gehen wir beide endlich aus? Oder- wann sehen wir uns wieder? Oder- bist du glücklich in
deiner Beziehung? "Ich schick Dir die Rechnung." Dominc trank sein Glas aus und stand auf.
"Schönen Abend noch." Das war wohl sein Standardsatz, schönen Abend noch! Ich begleitete
ihn zur Tür. "Dir auch einen schönen Abend. Und vielen Dank, Dominic."
Als er weg war, raste ich zum PC und lud die Bilder von der Camera herunter. Dominic, in
meinem Wohnzimmer in Großaufnahme. Seine Augenbrauen waren ein wenig
unterschiedlich, über dem rechten Lippenbogen hatte er einen kleinen Leberfleck. Stand ihm
gut! Man sah winzige Bartstoppeln. Die Camera war echt genial. Verbarg nichts. Ich wollte
ihn unbedingt wiedersehen, aber wie sollte ich das anstellen? Ich speicherte Dominics Foto
gerade als Hintergrundbild ab als mir Martin einfiel. Okay, fairerweise mußte ich ihm
schreiben.
Im Postfach von "Talk&Love" fand ich drei neue Briefe. Es war mir egal. Ich klickte Martins
Profil an, erklärte ihm die Sachlage und entschuldigte mich förmlich für mein Fernbleiben.
Während ich
Weitere Kostenlose Bücher