Virtuelle Küsse (German Edition)
Cappuccino. Ich wunderte mich dass Dominic sich neben mich
setzte, und nicht wie sonst bei Dates eigentlich üblich, mir gegenüber.
Dominic verwirrte mich, allein durch seine bloße Anwesenheit. Ich mußte mir Mühe geben
ihn nicht einfach zu berühren. Er saß ganz dicht neben mir, und ich mußte den Kopf wenden,
um ihn beim Sprechen anzuschauen. Er war für mich wie Extasy, wie eine Droge, die maneinmal genommen- immer haben mußte, magisch, verhext! Man hasst es und man liebt es,
und man hasst sich dafür dass man es liebt. Ich wartete, ob die Wirkung nachließ, aber nichts!
Mein Gehirn schaltete nur in Zeitlupe, ich hatte das Gefühl neben mir zu stehen. Er hatte den
sinnlichsten Mund, den ich jemals an einem Mann gesehen hatte- ich hätte die Welt anhalten
können, um niemals den Blick zu wenden.
"Liest Du Bücher? Und was für welche?" fragte ich ihn und sah ihm zu, wie er aus Versehen
die Hälfte seines Zuckertütchens auf den Tisch rieseln ließ. Er ließ die Zuckerkrümel liegen
und fegte sie nicht mit der Hand zusammen. Ich grinste. War Dominic schlampig, oder
unordentlich? Was konnte man jetzt daraus ablesen?
"Ja, ich habe Charles Meridon gelesen, kennst Du ihn?" "Nein, worüber handeln seine
Bücher?" "Über Sex!"
Ich verschluckte mich an meinem Cappuccino- Schaum. Das war ja so klar! Hatte ich erwartet
er würde sich mit Hänsel und Gretel abgeben? Ich beschloß spontan in Gedanken, mir einen
Meridon bei einer Internet- Auktion zu ersteigern. Wenn ich Dominic wirklich kennenlernen
und verstehen wollte, musste ich mich damit auseinandersetzen was ihm gefiel. "Ich habe nur
Finn Tasky gelesen, er schreibt ja auch nur von der ersten bis zur letzten Seite über Sex. Mit
der Zeit wird das lesen langweilig, weil sich alles ständig wiederholt. Aber ich glaube Tasky
liebt die Frauen wirklich!" Hatte ich schon zuviel gesagt? Würde er mir unterstellen, mich
langweile Sex?
"Warum bist du mit mir ausgegangen?" wechselte ich schnell das Thema. "Du bist eine sexy
Schnecke" lächelte Dominic. So wie er es sagte klang es für mich eher abwertend. Ich wollte
ihn provozieren und sagte: "Denkst Du das von mir? Find´s raus!" "Touché! Gut gekontert!"
"Warum? Ich meine, Du hast doch eine Freundin. Wieso machst Du das dann?" "Ich bin ein
Exhibitionist. Ich zeig mich gern! In anderen Kulturen ist es ganz normal dass ein Mann mehr
als eine Frau hat. Zur Unterhaltung, für Sex und so weiter... Nur hier denken die Leute dass
sie monogam leben müssten. Warum eigentlich? Ich könnte mir vorstellen zwei Frauen zu
haben, mit zwei Frauen zu leben. Eine Hauptfrau und eine Nebenfrau. Das müsste doch
interessant sein. Zusammen in Urlaub fahren, zusammen kochen und essen, zusammen
aufwachen... Maya hätte ganz sicher nichts dagegen einzuwenden, sie ist da ziemlich tolerant
eingestellt. Maya würde sich mit der Rolle arrangieren, da bin ich mir ganz sicher!"
Wirklich? dachte ich. Maya, Maya! Wenn doch Maya so eine Superfrau und so
verständnisvoll war wie er das hinstellte und mir mit jedem Satz weismachen wollte, was um
alles in der Welt tat er dann hier mit mir ? War Dominic so von sich überzeugt dass er glaubte,
alles und Jede für alles zu bekommen?
Ich bekam Magenschmerzen. Wo war ich hier reingeraten? Glaubte er wirklich, eine Frau
würde ihn freiwillig mit einer anderen teilen? Was siehst du in mir, was siehst du in mir?
fragte ich ihn in Gedanken. Einen potentiellen Kandidaten für deinen Harem?
"Das glaubst Du doch selber nicht was Du mir da erzählst! Wer soll denn dann welche Rolle
übernehmen? Der Einzige, der von so etwas profitiert bist ja wohl Du! Was würde Maya zum
Beispiel sagen, wenn Du mich an Deinem Geburtstag als Deine Nebenfrau vorstellst? Ich
kann mir nicht vorstellen, dass sie das lustig findet! Nie im Leben würdest Du so weit gehen!
Nein, das würdest Du nicht machen!" Ich redete mich in Rage. Das war ja unglaublich!
"Wollen wir wetten?" Dominic sah mich herausfordernd an. Ich schluckte.
"Möchtest Du noch etwas trinken?" Seine Stimme kam wie aus weiter Ferne. "Vielleicht
einen Drink?" "Ich nehme einen Campari-Orange. Und Du?"
"Ich nehme noch einen Cappuccino" sagte Dominic und winkte der Kellnerin. "Bist du jetzt
geschockt?" Blöde Frage!! "Nein, überhaupt nicht", sagte ich trocken. "Deine Ansicht der
Dinge ist für mich nur etwas... außergewöhnlich." Die Kellnerin stellte ein Glas vor mich hin.
Ich prostete Dominic zu und nahm einen Schluck. Ich hatte das Gefühl keine Spucke mehr
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