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Virtuelle Küsse (German Edition)

Virtuelle Küsse (German Edition)

Titel: Virtuelle Küsse (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lissy Morton
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bei meiner letzten
Arbeitsstelle kennengelernt. Trotz der zehn Jahre Altersunterschied war er mein bester
Freund, mein Seelenverwandter, er war absolut klug, intuitiv und intelligent, und wir waren
so auf einer Wellenlänge, dass wir uns ohne Worte verstanden und ich mir nicht sicher war ob
überhaupt eine andere Person die ich kannte es mit ihm aufnehmen konnte.
Meistens kam Ben Sonntags zu mir, um mit mir bei Milchkaffee und Sekt den Nachmittag zu
verbringen und über Gott und die Welt zu reden. Beziehungsmäßig saßen wir beide in einem
Boot- ich fand wohl keinen für mich ansprechenden, sensitiven, leidenschaftlichen und
intelligenten Mann und Ben fand keinen ansprechenden, sensitiven, leidenschaftlichen und
intelligenten schwulen Mann.
    Meine beste Freundin Micaela, genannt Micky, die ich seit meiner Jugendzeit kannte, war vor
zwei Jahren nach ihrer Scheidung weggezogen und wohnte seither 30 Meilen entfernt. Sehr
zu meinem Leidwesen telefonierten wir seither mehr als dass wir uns sahen, und Mickys
seltene Besuche wurden oftmals zum Fiasko, weil sie mit den drei Greyhounds ihres Freundes
Pat im Schlepptau ankam, die dann in meiner Wohnung in Kürze alles auf den Kopf stellten.
Trotzdem liebte ich meine Freundin und hätte mich auch mit Ratten oder Boas angefreundet,
nur um sie nicht zu verlieren. Natürlich wollte ich jedesmal wissen, was denn in Mickys
Beziehung anders war als in ihrer Ehe, und ich lag jedesmal am Boden vor Lachen als
Micky erzählte, wie samstags abends der "Knochen" sich an ihren Rücken schmiegte und ihr
Freund ihr ins Ohr säuselte: >Lass mich Dir zeigen, wie sehr ich Dich liebe<.
    Das Telefon klingelte und schreckte mich aus meinen Gedanken. Es war Micky. Das war ja
wohl wieder Gedankenübertragung, dachte ich. Wie so oft! Ich freute mich und konnte es
kaum erwarten ihr zu erzählen, was für ein Häppchen mir gerade auf virtuellem Weg begenet
war. Ich stolperte fast über meine eigenen Worte. "Ich hab Ihn gesehen, im Internet, und Du
glaubst gar nicht wie gut er aussieht, undMicky, stell Dir vor, er muß hier irgendwo wohnen,
aber das gibt´s doch gar nicht, dann hätte ich ihn doch schon gesehen, und wenn er
zurückschreibt, dann kann ich mich vielleicht sogar mit ihm treffen..."
Micky verstand kein Wort und ich mußte meine Freundin erst mal darüber aufklären, dass ich
mir ein Internet-Profil auf einer Dating-Seite eingerichtet hatte, um einen Mann kennen zu
lernen. "Von was träumst Du denn? Der ist doch nicht anders als alle anderen Männer, die im
Internet eine Frau zum vögeln kennenlernen wollen, weil sie es auf realem Weg nicht auf die
Reihe kriegen", sagte Micky. "Und Du wünschst Dir doch einen Mann, der an Dir interessiert
ist, oder?" "Wenn es so ist, werde ich es herausfinden. Gesendet heißt noch nicht gevögelt.
Außerdem wissen wir doch beide, dass es des Mannes Art ist, Liebe auszudrücken. Sie
können es eben nicht anders. Wenn sie es auf die >Lass mich Dir zeigen, wie sehr ich Dich
liebe- Art< bringen, ist es ja auch ganz angenehm, gell?", konterte ich. Wir lachten beide.
Micky redete mal wieder nicht lange um den heißen Brei herum, sondern brachte die Dinge
gleich auf den Punkt. Das war es, was ich an meiner Freundin so liebte. Sie war ehrlich und
offen und sagte immer geradeheraus, was die dachte.
"Wenn es dann soweit ist, lass es mich wissen. Ich bin da wenn Du mich brauchst. Außerdem
wollten wir uns sowieso nächste Woche treffen um die Fotos vom letzten Hunderennen
auszudrucken. Vielleicht weißt Du bis dahin schon etwas Neues. Ich schick Dir ´ne Mail,
bevor ich vorbeikomme."
    Micky verabschiedete sich, und ich war wieder alleine mit meinen Gedanken. Ich beschloß
noch eine Zigarette zu rauchen, dann heiss zu duschen und sofort schlafen zu gehen. Es nützte
niemandem, mich wegen dieses Mannes verrückt zu machen, und irgendwelche Erwartungen
zu hegen, die dann nicht erfüllt wurden. Ich mußte einen kühlen Kopf bewahren.
Am nächsten Tag kam ich nicht eine Minute dazu, an meinen Internetauftritt zu denken. In
der Firma war die Hölle los, das Telefon klingelte pausenlos, und nebenher sollte ich noch die
Unterlagen für den Steuerberater fertig machen.

5
    Wenn ich jetzt nicht den Stecker vom Telefon ziehe, sitze ich heute abend um zehn noch vor
dieser Scheiße. Das gibt´s doch wohl nicht dass alle auf einmal was wollen, dachte ich. Wenn
jetzt noch Marcus durchklingelt und auch noch was will drehe ich durch. Marcus war mein
Geschäftskollege und eigentlich ein

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