Virtuelle Küsse (German Edition)
es erfunden." Ich lächelte ihn an. Er stand auf, nahm mich auf
die Arme und trug mich hinüber ins Schlafzimer. Mein Verstand schaltete ab, wie immer,
wenn ich so mit ihm zusammen war. Ich fühlte nur noch, mit jeder Bewegung brachte ich
meine Verzweiflung über sein langes Fernbleiben, mein Glück über unser jetziges
Zusammensein zum Ausdruck.
Ich streifte mir das Haarband von meinem linken Handgelenk, gab es ihm. "Tausch es" sagte
ich weich und Dominic verstand, gab mir seins, diesmal das lilane, zog mich noch näher an
sich und entführte mich in die Welt, die nur uns gehörte, und aus der ich Stunden später mit
Tränen in den Augen wieder erwachte.
"Es wird bald hell" sagte Dominic und küsste meinen Mund.
"Du musst heute arbeiten. Es tut mir immer so leid, wenn Du keinen Schlaf hast." Das war er,
Dominic, sensitiv, mitfühlend, liebevoll.
"Ich will mich von Maya trennen", sagte er plötzlich.
"Maya raubt mir völlig meine Freiheit! Ich werde von ihr gelebt, ich will das alles nicht mehr!
Sie klammert an mir, kann nichts alleine. Aber ich weiß nicht, wie ich es ihr sagen soll. Ich
weiß es nicht! Ich muss mehr meine Freiheit leben, ich habe Angst dass ich sie verliere, ich
muss zu mir selber finden. Ich muss atmen! Wir fahren zusammen weg, irgendwann. Aber
konzentriere dich nicht so sehr auf Dominic, Dani" sagte er.
"Ich muss weg von Maya, und ich will weg von Dir!"
Du baust Mauern aus Angst, dachte ich. Tu das nicht! Du hast Angst dass du deine Freiheit
verlierst. Wegen mir! Dabei will ich dir niemals etwas nehmen. Ich will dich verstehen. Ich
will dir nur geben. Du musst nur reden . Du unterdrückst den Impuls, demjenigen, den du
liebst zu sagen was du fühlst und denkst und willst. Du tust das! Das ist die totale Unfreiheit,
die aus dir selber kommt. Wenn du alles sagen würdest, kann man sich danach richten, kann
man dich verstehen. Wenn du nicht die Bedingungen herstellst, unter denen eine Beziehung
für dich funktioniert, wird es niemand für dich tun, und es wird mit niemandem funktionieren.
Nur Du kannst das.
Laut sagte ich: "Maya ist immer noch da? Und Du hast ihr nach wie vor nichts von uns
gesagt? Du lügst sie nach wie vor an! Das ist doch nicht fair! Du hast auch nie zu mir gesagt,
was Du wirklich denkst! Ich sage was ich denke, und ich tue was ich sage. Und nicht: Ich
kann deine Worte nicht hören, deine Taten sind so laut! Sie kann immer noch nicht wählen,
was sie in dieser Situation machen würde. Du weißt dass Du sie nicht liebst. Wenn es so ist
wie Du sagst, dass sie nichts selber macht, und du machst alles für sie, dann hast Du eine
Sklave- Herr- Beziehung. Warum kannst Du dann nicht ehrlich zu ihr sein wenn Du das nicht
willst?
Du hast ein Riesenpotential, aber Du lebst es nicht. Du wirfst mich aus Deinem Leben,
obwohl ich Dich verstehe. Warum , Dominic?
Ich weiss , was ich durch Dich erkannt habe! Ich habe darüber nachgedacht. Ich habe früher
die Dinge nicht wirklich geschätzt. Ich habe sie einfach mitgenommen, aber ich habe sie nicht
geschätzt! Das hast Du mir beigebracht, Dominic. Du hast da eine Lücke bei mir aufgefüllt.
Durch Dich habe ich gelernt anzuhalten, bei etwas zu bleiben, intensiv etwas zu leben, mit
den Dingen zu sein . Das konnte ich früher nie! Ich bin immer gleich weggerannt, wenn etwas
nicht gleich funktioniert hat, zum nächsten Ziel.
Warum willst Du es nicht wenigstens versuchen, dass wir eine Beziehung haben, vor uns und
vor allen anderen? Ich weiß dass ich Dir etwas bedeute, und Du weißt es auch. Um Träume zu
verwirklichen, musst Du erst aufwachen.
Wach auf, Dominic! Bitte !
Du lässt keine wahren Gefühle zu aus Angst verletzt oder verlassen zu werden! Wir werden
Fehler machen, aber das ist nicht der Punkt. Wichtig ist dass Du mir alles sagen kannst, was
Du möchtest, was Du nicht möchtest und ob Du etwas anders willst. Und ich kann das bei Dir
genauso. Weil ich Dich verstehe , weil ich Dich liebe !"
Ich sah ihn flehend an, um Verständnis bittend.
"Nein, ich will das nicht. Ich kann das nicht. Mir wäre es lieber, wenn Du jemand anderen
hättest, Dani."
Ich glaubte nicht, was er mir da sagte. Doch ich riß mich zusammen, sah ihm in die Augen.
Wahrscheinlich das letzte Mal. Ich versuchte mit aller Kraft, das Bild von Dominics
Schlangenaugen in mir aufzunehmen.
"Du schickst mich also endgültig weg?
Gut Dominic, ich habe verstanden. Reisende soll man nicht aufhalten. Du lebst in Deiner
Welt, die Dich gefangen hält, Du hast mich nie erreicht,
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